5 Fragen an Badia Ouahi

„Eine Cuisine ohne Grenzen“

Favorisieren Teilen Teilen

Badia Ouahi ist dreifache Mutter, Pädagogin und seit über drei Jahren Inhaberin des Badias-Schirn-Cafés. Im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT erzählt sie, was sie an Frankfurt liebt und wie sie mit ihrem Café ihre Träume verwirklichen kann.

Sheera Plawner /

JOURNAL FRANKFURT: Badia, 2005 hast du mit anderen Künstlern zusammen zum ersten Mal öffentlich gekocht. Heute zauberst du mit deinem 15-köpfigen Team auf dem Römerberg verschiedene Hummus-Variationen, Shakshuka oder einen Tel Aviv Port Sa’id Salat. Was hast du gemacht, bevor du das Schirn-Café übernommen hast?

Badia Ouahi: Ich habe nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung als Bürokauffrau absolviert, danach habe ich Pädagogik studiert. Nebenbei habe ich immer wieder mit und für meine Freunde gekocht. Viele davon sind Künstler. Wir haben mit wenigen Mitteln außergewöhnliche Sachen gezaubert, am liebsten orientalisches Essen. Inspiriert wurde ich von meiner Tante aus Marokko, die unter anderem immer viele variantenreiche Vorspeisen zubereitet hat.

Bist du gebürtige Frankfurterin?

Gefühlt bin ich hier geboren, tatsächlich jedoch unweit in Höchst. Nach dem frühen Tod meiner Mutter wuchs ich bei meinen Großeltern in einer kleinen Stadt in Marokko auf. Mit 15 Jahren kam ich wieder nach Frankfurt zurück und bin dann in Wölfersheim zur Schule gegangen. Diese Zeit war sehr prägend für mich. Ein Schulausflug ins KZ Auschwitz hat mich mit dem Holocaust und Massenmord sensibilisiert. An meiner Schule gab es zudem auch Plakate mit dem Spruch: „Deutschland den Deutschen, Badia raus“.

Du bist trotz dieser Erfahrungen in Deutschland geblieben. Welche Gefühle verbindest du mit Frankfurt?

Ich war und bin in gewisser Weise eine Rebellin. Früher auffälliger mit Bomber-Jacke gekleidet und häufig auf der Straße. Heute würde man sagen: „ein Assi“. Aber ich bin immer noch so wie ich bin, aus dem Rahmen fallend, lebhaft und aktiv. Und genau auf diese Art und Weise lässt es sich in Frankfurt gut und gerne leben. Ich liebe diese Enge, und dass wir alle miteinander zu tun haben. Frankfurt ist Europa. Genau so stelle ich mir ein gesellschaftliches Leben vor.

Wo trifft man dich, wenn du nicht gerade im Badias-Schirn-Café bist?

Ich gehe gerne ins Plank und ins Amp, beides Café- und Bar-Konzepte im Bahnhofsviertel. Auf der Gutleutstraße sind gleich zwei meiner Lieblingsrestaurants, das Hani (persisch) und Mr. Lee (koreanisch). Manchmal darf es dann auch für Tea-Time oder ein Negroni ein Besuch im Frankfurter Hof sein. Auf der Eckenheimer Landstraße bin ich auch häufig beim Italiener Pepe zu finden. Und gleich nebenan gibt es auch das beste Eis in Frankfurt: Eis Christina.

Was zeichnet das Badias aus?

Ich präsentiere mit meinem Leben eine Weltküche und lehne die Idee von Abgrenzung und Rassismus ab. Das Aufwachsen in Marokko hat mich geprägt, offen zu sein. In meiner Jugend habe ich oft Geld gespart, um interessantes und gutes Essen genießen zu können. In den 90er-Jahren war das Schirn-Café die Party Location, danach herrschte Funkstille. Ich habe jahrelang dafür gekämpft, meinen Weg zu finden und den habe ich jetzt gefunden: Eine Location, in der ich meine Vorstellungen und Träume verwirklichen kann, kreativ und voller Leidenschaft. Das Badias ist ein Ort für Frankfurterinnen und Frankfurter und natürlich für die vielen Touristen. Kurz gesagt: Eine Cuisine ohne Grenzen. Das ist mir wichtig, denn ich will kochen, was ich will und was meinen Gästen schmeckt.


Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige