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Tarek kümmert sich drum



Zwar ist der hessische Politiker Tarek Al-Wazir kein Landtagsabgeordneter mehr, die Einladung zur wirtschaftspolitischen Informationsreise die auch nach Frankfurt führte, sprach dennoch vom Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen. „Ich kann’s ihnen auch nicht erklären“, so Al-Wazir im Empfangsraum der Computerspiel-Entwickler Crytek auf der Hanauer Landstraße. War auch nicht so wichtig, schließlich war Al-Wazir angereist „um was zu lernen“.

„Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben“, so das Motto des Trips durch Frankfurts Computerwirtschaft. Immerhin seien in der hessischen Kreativwirtschaft 120.000 Arbeitsplätze zu verzeichnen, die sich ganz ohne staatliches Zutun von selbst entwickelt hätten. „In Deutschland wird Wirtschaftspolitik oft noch mit rauchenden Schornsteinen und dem Bau von Autobahnen gleichgesetzt“, so Al-Wazir. „Dabei findet das Wachstum längst in anderen Sektoren statt.“ Die Grünen, so Al-Wazir, wollten nun mal in den Zukunftsbereich reinschauen, um zu sehen, was man noch so für die Branche tun kann.

Die Bilanz von Crytek ist beeindruckend. 1999 gründeten die Brüder Cevat, Avni und Faruk Yerli im oberfränkischen Coburg die Firma mit einer handvoll Mitarbeitern. „Keiner hatte Ahnung von professioneller Spiele-Entwicklung“, so Avni. „Wir kamen alle aus der Konsumentenecke. Aber wir hatten den unbedingten Willen, was zu machen.“ Also flogen sie auf eine Messe nach Los Angeles und „nötigten“ die Leute so lange, ihr Demos anzuschauen, bis schließlich ein Publisher anbiss. Heute beschäftigt das Unternehmen im ehemaligen Jade-Haus an der Hanauer Landstraße über zweihundert Mitarbeiter aus 31 Nationen, doppelt so viele als noch vor einem Jahr.



„Eigentlich ist Frankfurt eine schöne Stadt, wenn man sich nicht von den Statistiken verschrecken lässt“, so Avni. „Die Internationalität, der Flughafen und das starke Pflaster an Verlegern und Entwicklern haben uns dazu gebracht 2006 hierher zu ziehen.“ Allerdings hätten sich die Brüder Yerli damals etwas mehr Unterstützung seitens der hiesigen Wirtschaftsförderung gewünscht. Mittlerweile sei Frankfurt im Bereich der Kreativwirtschaft und auch in der Kommunikation des Standorts gut aufgestellt. Ein Problem sei jedoch das Betreuungsangebot für die Kinder von Mitarbeitern, die aus Metropolen wie London, New York oder Melbourne an den Main kommen, um für Crytek zu arbeiten. „Internationale Schulen sind leider rar“, so Avni. „Die soziale Infrastruktur könnte in Frankfurt noch besser sein.“ Tarek verspricht, sich darum zu kümmern.

Einige hundert Meter stadteinwärts liegt ebenfalls an der Hanauer Landstraße die Games Academy. Der Ableger der Berliner Talentschmiede für Spiele-Entwickler bildet seit einem Jahr in den Feldern Game-Design (Regisseur des Spiels), Art and Animation (von der Skulptur bis zur Animation) und 3-D-Programmierung (etwa Rauch-, Nebel- und Wassereffekte) aus. Die Bewerber müssen bereits Erfahrungen mitbringen, für rund 900 Euro monatlich werden sie von Privatdozenten aus der benachbarten Game-Industrie innerhalb von vier Semestern zu Profis weitergebildet. Die Vermittlungsquote in den Beruf liegt bei 100 Prozent, nicht zuletzt wegen der engen Kontakte zu den Unternehmen, die Branche sucht Personal. Dennoch plagen Academy-Managerin Julia Kastenmeier Probleme: „Im Gegensatz zu Berlin bekommen unsere Studenten kein BaföG, da unsere Schule nicht staatlich anerkannt ist. Sie müssen darauf sparen, nehmen Kredite auf oder lassen sich von den Eltern finanzieren. Uns geht es nicht um einen Titel für die Schule, sondern um die Ausbildungschancen für die Studenten.“ Tarek verspricht, sich darum zu kümmern.

Auch bei der dritten und letzten Station, dem Spiele-Entwickler Keen in Sachsenhausen, geht’s ums Geld. Zwar ist der Umsatz ordentlich, allerdings fehlen für den eigenen Verlag und die eigene Vermarktung der Spiele Kredite, um die millionenschweren Vorleistungen zu erbringen. Auch ohne Finanzkrise ist es schwierig, die Banken von den Zukunftschancen der gewachsenen Branche zu überzeugen. Development Director Pete Walentin bringt es auf den Punkt: „Es geht nicht um neues Geld für die Branche, sondern um günstige Darlehen.“ Tarek verspricht, sich darum zu kümmern.

Foto: Harald Schröder
 
1. Dezember 2008, 14.11 Uhr
Jan-Otto Weber
 
 
Fotogalerie:
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