Sex, Drags & Rock’n’Roll

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Nicole Brevoord /

hedwigcover2Gestern feierte „Hedwig And the Angry Inch“ seine furiose Premiere im K52. Das plüschige, einstige English Theatre in der Kaiserstraße 52, bot mit seinen acht Zuschauerreihen die für die Stimmung nötige Intimität und lieferte das passende Ambiente für das schrille Off-Broadwaymusical, das erstmals im englischen Original in Deutschland zu sehen ist. Glam-Rock vom Feinsten wird bei Hedwig auf schräge Art geboten – eine Show, die sich mit dem abgegriffenen Wort Musical nicht ganz erfassen lässt. Fans der Rocky Horror Show werden begeistert sein. Auch bei Hedwig bestach das enthusiastische Publikum durch viele extravagant gestylte Drag Queens und eine entsprechend gelöste Stimmung.

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„Hedwig And the Angry Inch“ wurde ursprünglich für den Transvestiten Club Squeeze Box in Manhattan konzipiert, wo Drag Queens Rock-Klassiker live nachsangen. Am Valentinstag 1998, also vor genau 11 Jahren, feierte die Rockrevue im Ballsaal des Hotel Riverview in New York Premiere. 2000 wurde das Bühnenstück, das von David Bowie, Lou Reed und Iggy Pop inspiriert ist, auch verfilmt.
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Anders als bei herkömmlichen Musicals, gibt es hier keine klassische Handlung, auch kein Happy End und keine schwülstigen Dialoge. Stattdessen lernt der Zuschauer die stimmgewaltige Hedwig, gespielt vom gnadenlos guten Nigel Francis, kennen, die gemeinsam mit ihrer fünfköpfigen Band auf der mit Graffitikunst verzierten Bühne rockt und zwischen den Songs, in Stand-Up Comedy-Manier, ihre bizarre Lebensgeschichte erzählt. Hedwig wurde in Ost-Berlin als Hänsel Schmidt geboren und sucht nach der wahren Liebe, die er in einem amerikanischen GI zu finden glaubt. Dieser überredet ihn zu einer Geschlechtsumwandlung, damit Hänsel ausreisen kann. Bei der OP läuft etwas schief und so strandet Hedwig im Trailerpark eines texanischen Kaffs, von der Liebe verlassen und ersteht als eine Mischung aus Ziggy Stardust, Frank N. Furter und Marlene Dietrich an der Seite ihrer band The Angry Inch wieder auf. So unkonventionell die Story, so gut ist auch die Band. Allen voran Michael Scheuber, den Plattenkäufer auch aus dem Number2 in der Sachsenhäuser Wallstraße kennen dürften. Es kracht, es rockt und das Publikum wird immer wieder eingebunden, skandiert, jubelt, schmeißt Rosen oder singt dank einer Karaoke-Leinwandprojektion auch mal mit. All das macht mächtig Spaß.
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„Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich hier wohlfühle“, stellte Wolfgang Kaus, Schauspieler und ehemaliger Leiter des Volkstheaters, in der Pause fest. „Wenn man sich darauf einlässt, ist es wirklich gut.“ Die „psychedelische Musik“ im zweiten Teil erinnerte Kaus an seine Jugend in den 60ern. Sibylle Nicolai hingegen schwenkte Rosen und genoss sichtlich die Interaktivität im Saal. „Hedwig And the Angry Inch“ hat bei Kennern einen Kultstatus und mit dem K52 als Spielort die richtige Location, um diesen Kult zu zelebrieren. Etwas, das in Frankfurt wirklich nicht oft vorkommt. Aber genau das ist gut so! Bis zum 14. März (mittwochs bis sonntags 20 Uhr) ist „Hedwig And the Angry Inch“ noch in Frankfurt zu sehen.


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