Das Queerfestival in zwei Frankfurter Kinos und eine Queer-Porn-Hommage im Studierendenhaus präsentieren zwei unterschiedliche Phasen cineastischer Beschäftigung mit gleichgeschlechtlicher Liebe, Toleranz und Diversität.
Gregor Ries /
Wenn sich im Herbst Festivals und Filmwochenenden die Klinke in die Hand geben, erschien dieser Umstand in den letzten Jahren schon als Normalfall. In der Corona-Ära wirkt dies fast als Schritt zur Normalität. Dennoch müssen sich die Veranstaltungen bei eingeschränkter Besucherzahl, Adressenregistrierung und frühzeitigem Ticketerwerb oder Anmeldung auf die veränderten Bedingungen einstellen. Neben den jüdischen Filmtagen vom 2.-13. September, für die auch das ansonsten noch geschlossene Orfeos Erben einbezogen wird, und das fast ausverkaufte Fantasy Filmfest vom 9.-13. September in der Harmonie findet ab dem 2. September erstmals das „Queer Film Festival“ in Frankfurt statt. Je zwei Filme pro Tag werden bis Sonntag sowohl im Mal Seh’n als ebenso in der Harmonie zu unterschiedlichen Zeiten zu sehen sein.
Unter dem Motto „Uns gehört die Welt“ präsentiert der Berliner Dokumentar- und Queer-Verleih Salzgeber nicht nur Werke aus eigenem Programm, sondern ebenso Highlights anderer Verleihe wie das mehrfach preisgekrönte russische Nachkriegsdrama „Bohnestange“ (Donnerstag, 4. September). Neben Previews wie der diesjähriger Berlinale-Teddy-Sieger „Futur Drei“ als autobiografisch gefärbte Dreiecksbeziehung (Mittwoch, 3. September) werden viele Arbeiten einmalig auf der Leinwand vorgestellt. Vielleicht erhält die humorvolle Indie-Tragikomödie „Adam“ (Freitag, 5. September) über die problematische Beziehung eines jugendlichen New York-Frischlings mehr Aufmerksamkeit als beim letzten B3-Festival, wo sie fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit lief. Ansonsten geht die internationale Reise nach Finnland („Baby Jane“) oder Dänemark („Eine total normale Familie“).
Schon im April wollte das Filmkollektiv Frankfurt eine Hommage an den Siebziger-Queer-Porn-Vorreiter Jack Deveau im Studierendenhaus zeigen. Der Zufall wollte es, dass das Wochenende mit aus Amerika importierten 16-mm-Kopien (5./6. September) auf das Queer-Festival fällt. Weitaus drastischer, aber auch experimenteller geht es in den fünf ausgewählten Werken wie „Left-Handed“ oder „Fire Island Fever“ des Gay-Film-Pioniers zu. Als Ergänzung wird am Samstag um 14 Uhr der Dokumentarfilm „Good Hot Stuff“ von 1975 zu entdecken sein. Kurator Marco Siedelmann und weitere Filmexperten liefern jeweils Einleitungen dazu. Eine Anmeldung unter kontakt@filmkollektiv-frankfurt.de wird empfohlen.