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Junge Deutsche Philharmonie wird 50
Jubiläumskonzert im Kurhaus Wiesbaden
Zu ihrem 50. Geburtstag lädt die Junge Deutsche Philharmonie zum Jubiläumskonzert, erwartet werden auch Gründungsmitglieder. In den Nachwehen der wilden 60er Jahre hatten sie das Ensemble gegründet.
Die Junge Deutsche Philharmonie bleibt ewig jung. Ihr Erfolgsgeheimnis? Die stetige Erneuerung. Mitglieder dürfen nur Studierende im Alter zwischen 18 und 28 Jahren sein, im Schnitt bleiben sie zwei bis vier Jahre, häufig werden neue Hoffnungsträger zum Vorspielen eingeladen. „Bei meinem Vorstellungsgespräch saß ich den jungen Musikern aus dem Vorstand gegenüber“, erinnert sich der 44 Jahre alte Maximilian von Aulock, früher Musikmanager in Berlin und seit dem 1. Juli Geschäftsführer des ungewöhnlichen Studentenorchesters. Das Ensemble mit seinen rund 250 Mitgliedern verwaltet sich selbst, ist basisdemokratisch organisiert, jeder der jungen Musiker kann sich in Gremien wie den Vorstand oder den Programmausschuss wählen lassen, höchstes Organ ist die Mitgliederversammlung. Der Unterschied zu anderen Orchestern, die Theatern oder Rundfunkanstalten angehören, könnte kaum größer sein.
Die Erklärung hierfür findet sich in der Geschichte der Philharmonie, der Nährboden wurde von der 68er-Bewegung gelegt. Selbst- und Mitbestimmung waren ein großes Thema, auch bei den Mitgliedern des Bundesjugendorchesters. Sie wollten ihre eigenen künstlerischen Ideen umsetzen und Diskussionen auf Augenhöhe – warum also nicht ein eigenes Orchester gründen? Die Gruppe rief 1974 das „Bundesstudentenorchester“ ins Leben, von Telefonzellen aus riefen die Gründer die Musikhochschulen an, um Mitstreiter zu finden. Als Büro diente die Privatwohnung eines Mitglieds in Freiburg, der hierfür extra einen Bereich mit einem Vorhang abgetrennt hatte. Die jungen Musiker diskutierten in langen Nächten vom Feierabend-Bier bis zum Morgenkaffee ihre Programme, fuhren 7,5-Tonner zu den Konzerten, schleppten selbst ihre Instrumente.
1976 gewann die Junge Deutsche Philharmonie ihren ersten Preis, 2024 feiert sie 50. Geburtstag
Von Anfang an lag der Fokus auf zeitgenössischer Musik, rasch machte sich das Ensemble einen guten Namen in der Szene, schon 1976 gewann es den ersten Preis beim
Herbert-von-Karajan-Wettbewerb, ein Ritterschlag. Kein Wunder, dass Frankfurt bald signalisierte: „Wir wollen Euch gerne bei uns haben.“ 1985 folgte der Umzug in die Mainmetropole, zunächst in die Schirn, seit 1990 ist die Philharmonie in einer ehemaligen Schuhfabrik in der Schwedlerstraße beheimatet, bezahlt wird die Miete von der
Stadt. Unter dem selben Dach befindet sich das Ensemble Modern, eines der vielen Ableger der Jungen Deutschen Philharmonie wie auch die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen und das Freiburger Barockorchester.
Vom Fenster seines Büro aus kann der neue Geschäftsführer von Aulock auf den Main blicken, viel Zeit hat er dafür jedoch nicht. Etliche Konzerte standen und stehen an.
So feiert das Studentenorchester seinen 50. Geburtstag mit Gustav Mahlers 7. Sinfonie am 14. September im Kurhaus Wiesbaden, erwartet werden etliche ehemalige Orchestermitglieder und Weggefährten. Mit diesem Highlight der Orchesterliteratur geht das Ensemble dann ein letztes Mal unter der Leitung ihres langjährigen Ersten Dirigenten Jonathan Nott auf Tournee. Im Januar folgt eine Neujahrs-Tour unter anderem in die Schweiz und nach Luxemburg, kurz darauf spielt ein sechsköpfiges Ensemble von Blechbläsern zur Winter-Kammermusik an mehreren Orten im Rhein-Main-Gebiet auf. Nahezu nahtlos geht es weiter in die Frühjahrstournee mit Konzerten in der Berliner Philharmonie und der Hamburger Elbphilharmonie.
Die Orchestermitglieder leben großzügig verteilt in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Erschwert werden die Proben und die Organisation dadurch, dass die Orchestermitglieder großzügig verteilt in Deutschland, Österreich und der Schweiz leben. „Reisekosten spielen bei uns eine große Rolle“, erklärt die Pressesprecherin Judith Zimmermann. Generell sind die Finanzen bei der Jungen Deutschen Philharmonie wie überall in der Branche ein großes Thema. Schließlich müssen die Honorare für Dirigenten, Noten, Transporte und vieles mehr bezahlt werden. Die Musiker selbst erhalten nur die Kosten für die Reise, die Unterkunft und die Verpflegung erstattet.
Zwar wird das Ensemble von Bund, Land und Stadt finanziell unterstützt, „doch das reicht bei weitem nicht“, wie von Aulock sagt. Gerade mal ein Fünftel der Kosten würden hierdurch gedeckt. Das Ensemble hat weitere Unterstützer und stellt bei privaten und öffentlichen Stiftungen immer wieder Anträge für Einzelprojektförderungen – ein mühsames Geschäft, das nicht mehr viel mit dem Überschwang der Gründungsjahre zu tun hat. Die Junge Deutsche Philharmonie ist eben trotz ihrer ständigen Verjüngung ein Stück erwachsen geworden. Dafür sorgen auch ihr Kuratorium, der Beirat und natürlich von Aulock mit seinem sechsköpfigen Team der Geschäftsstelle: Sie sind im ganzen Trubel, dem ständigen Kommen und Gehen, der stabile Kern der Philharmonie.
Die Erklärung hierfür findet sich in der Geschichte der Philharmonie, der Nährboden wurde von der 68er-Bewegung gelegt. Selbst- und Mitbestimmung waren ein großes Thema, auch bei den Mitgliedern des Bundesjugendorchesters. Sie wollten ihre eigenen künstlerischen Ideen umsetzen und Diskussionen auf Augenhöhe – warum also nicht ein eigenes Orchester gründen? Die Gruppe rief 1974 das „Bundesstudentenorchester“ ins Leben, von Telefonzellen aus riefen die Gründer die Musikhochschulen an, um Mitstreiter zu finden. Als Büro diente die Privatwohnung eines Mitglieds in Freiburg, der hierfür extra einen Bereich mit einem Vorhang abgetrennt hatte. Die jungen Musiker diskutierten in langen Nächten vom Feierabend-Bier bis zum Morgenkaffee ihre Programme, fuhren 7,5-Tonner zu den Konzerten, schleppten selbst ihre Instrumente.
Von Anfang an lag der Fokus auf zeitgenössischer Musik, rasch machte sich das Ensemble einen guten Namen in der Szene, schon 1976 gewann es den ersten Preis beim
Herbert-von-Karajan-Wettbewerb, ein Ritterschlag. Kein Wunder, dass Frankfurt bald signalisierte: „Wir wollen Euch gerne bei uns haben.“ 1985 folgte der Umzug in die Mainmetropole, zunächst in die Schirn, seit 1990 ist die Philharmonie in einer ehemaligen Schuhfabrik in der Schwedlerstraße beheimatet, bezahlt wird die Miete von der
Stadt. Unter dem selben Dach befindet sich das Ensemble Modern, eines der vielen Ableger der Jungen Deutschen Philharmonie wie auch die Deutsche Kammerphilharmonie
Bremen und das Freiburger Barockorchester.
Vom Fenster seines Büro aus kann der neue Geschäftsführer von Aulock auf den Main blicken, viel Zeit hat er dafür jedoch nicht. Etliche Konzerte standen und stehen an.
So feiert das Studentenorchester seinen 50. Geburtstag mit Gustav Mahlers 7. Sinfonie am 14. September im Kurhaus Wiesbaden, erwartet werden etliche ehemalige Orchestermitglieder und Weggefährten. Mit diesem Highlight der Orchesterliteratur geht das Ensemble dann ein letztes Mal unter der Leitung ihres langjährigen Ersten Dirigenten Jonathan Nott auf Tournee. Im Januar folgt eine Neujahrs-Tour unter anderem in die Schweiz und nach Luxemburg, kurz darauf spielt ein sechsköpfiges Ensemble von Blechbläsern zur Winter-Kammermusik an mehreren Orten im Rhein-Main-Gebiet auf. Nahezu nahtlos geht es weiter in die Frühjahrstournee mit Konzerten in der Berliner Philharmonie und der Hamburger Elbphilharmonie.
Erschwert werden die Proben und die Organisation dadurch, dass die Orchestermitglieder großzügig verteilt in Deutschland, Österreich und der Schweiz leben. „Reisekosten spielen bei uns eine große Rolle“, erklärt die Pressesprecherin Judith Zimmermann. Generell sind die Finanzen bei der Jungen Deutschen Philharmonie wie überall in der Branche ein großes Thema. Schließlich müssen die Honorare für Dirigenten, Noten, Transporte und vieles mehr bezahlt werden. Die Musiker selbst erhalten nur die Kosten für die Reise, die Unterkunft und die Verpflegung erstattet.
Zwar wird das Ensemble von Bund, Land und Stadt finanziell unterstützt, „doch das reicht bei weitem nicht“, wie von Aulock sagt. Gerade mal ein Fünftel der Kosten würden hierdurch gedeckt. Das Ensemble hat weitere Unterstützer und stellt bei privaten und öffentlichen Stiftungen immer wieder Anträge für Einzelprojektförderungen – ein mühsames Geschäft, das nicht mehr viel mit dem Überschwang der Gründungsjahre zu tun hat. Die Junge Deutsche Philharmonie ist eben trotz ihrer ständigen Verjüngung ein Stück erwachsen geworden. Dafür sorgen auch ihr Kuratorium, der Beirat und natürlich von Aulock mit seinem sechsköpfigen Team der Geschäftsstelle: Sie sind im ganzen Trubel, dem ständigen Kommen und Gehen, der stabile Kern der Philharmonie.
10. September 2024, 11.17 Uhr
Sabine Maurer
Sabine Maurer
Die gebürtige Hessin studierte BWL, mit dem Diplom in der Tasche machte sie zunächst ein Volontariat und sich danach als Journalistin selbstständig. Seit Frühjahr 2024 für die Klassikseiten im JOURNAL verantwortlich. Mehr von Sabine
Maurer >>
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