Den besten Zigarrenladen des Landes gibt es in - tusch! - Bad Vilbel. Aber nicht mehr lange, denn Zigarren-Guerillero Klaus „Ricci“ Riegelhuth strebt zu neuen Ufern. Am kommenden Samstag ist Schluss.
Andreas Dosch /
Wo findet man die besten Zigarren Frankfurts? In Bad Vilbel. Mitten in einem kleinen Kiosk am Südbahnhofkreisel. Äußerlich unscheinbar, gibt erst die rückwärtige Fassade des angeschlossenen Wohnhauses darüber Aufschluss, was drinnen passiert: verziert mit Graffito, das dem legendären Tabakpflanzer Don Alejandro Robaina gewidmet ist. Klaus Riegelhuth, der den Kiosk seit 16 Jahren mit seiner Mutter führt, fand in dem 2010 verstorbenen Kubaner einst einen väterlichen Freund, welcher entscheidend zu seiner großen Leidenschaft beitrug: der Herstellung und Vermarktung exquisiter Rauchware.
Riegelhuth, den alle nur „Ricci“ nennen, ist nicht nur bekannt wie ein bunter Hund, er ist selbst auch einer. Wenn Ricci über sein Lieblingsthema redet, kann man ihn kaum stoppen: „Zigarren sind wie Ostern. Es geht nicht um die Auferstehung, sondern um die Eier. Es geht um den Spaß.“ Dann lacht er und schiebt sich einen Balken zwischen die Zähne. Zwei bis drei davon pafft er täglich lustvoll weg.
Ursprünglich aus der Gastronomie kommend, stieg der selbst ernannte „Genussologe“ Mitte der Neunziger in das Kioskgeschäft ein. Sein Zigarrenfaible avancierte zum Rettungsanker für den Familienbetrieb und inzwischen zum Anlaufpunkt für Tabak-Aficionados aus ganz Deutschland. Elitäre Havanna-Qualmer sind Klaus Riegelhuth ein Graus, vielmehr predigt er ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis: „Es nützt mir nichts, wenn ich Zigarren verkaufe, für die man einen Kredit aufnehmen muss.“ So produziert er beliebte „zungenmilde“ Hausmarken mit ausgewählten karibischen Tabaken zu erschwinglichen Preisen.
Bald aber wird Ricci aufhören. Nicht mit dem Rauchen natürlich. Doch der Kiosk macht am 2. Juli dicht. Mutter Annemarie wird dieses Jahr 76, da reicht es mit der Arbeit, ihr Sohn will sich fortan ganz aufs Internet-Marketing konzentrieren. Er freut sich auf künftige Herausforderungen: „Die Kiosk-Zeit hat viel Spaß gemacht. Aber ich durfte mich in meinem Leben immer neu erfinden. Jedes Ende ist ein neuer Anfang.“ Sagt’s und zündet sich grinsend eine zungenmilde „Ricci Claro“ an. Es wird nicht die letzte sein.