Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Mona Förder
Foto: Mona Förder

Free alternative walking tour

Stadtführungen – von günstig bis exklusiv

Stadtführungen gibt es viele. Die Frankfurter Stadtevents bieten alleine im Bahnhofsviertel etliche Rundgänge an – von günstig bis exklusiv. Nun führen auch Studenten durchs Quartier und zeigen die Stadt aus ihrer Sicht.
Wohl kaum ein Stadtteil in Frankfurt bietet sich für Führungen so an wie das Bahnhofsviertel. Denn es besticht durch seine Vielseitigkeit. Das verdeutlicht Elisabeth Lücke etwa bei ihrer Führung „Rotlicht, Lifestyle, Orient“ der Frankfurter Stadtevents. Für 22 Euro bekommt man nicht nur einen Überblick, was das Viertel alles zu bieten hat, sondern auch das Buch „Spurensuche Frankfurt“, das die Stadtführerin selbst geschrieben hat. Ohne Buch kostet die Führung dann nur 13 Euro. Der Guide Christian Setzepfandt nimmt seine Teilnehmer mit auf eine kulinarische Rundreise durchs Quartier. Dabei gibt es auch verschiedene Verköstigungen, unter anderem im Le Méridien Parkhotel, im Sushiedo oder in Alims Fischimbiss. Kostenpunkt: 24 Euro. Etwas hochpreisiger – dafür umso lehrreicher – ist die Führung von Fotograf Ulrich Mattner. Er zeigt den Teilnehmern nämlich nicht nur die spannendsten Plätze, sondern auch, wie man sie am besten mit der Kamera einfängt. Für den Fotoworkshop der besonderen Art muss man 69 Euro hinblättern.

Sei kurzem mischen auch Studenten bei Stadtführungen mit. Nedal Georges wollte einmal selbst seine Stadt zeigen, als Guide seine eigenen Interessen zum Schwerpunkt einer Führung machen. So rief er alternative Stadtführungen ins Leben. Inzwischen beteiligen sich zwölf Studenten und präsentieren zwei Mal am Tag Frankfurts Sonnen- und Schattenseiten.

Einer von ihnen ist Stefan Heger. Er leitet eine Führung am Freitagvormittag, zehn Uhr – dem heißesten Tag der Woche. Dennoch trauen sich auch einige freiwillig raus, auch wenn sie nicht ins Freibad wollen. Vor dem Gold Exchange in der Kaiserstraße 69 treffen nach und nach Junge Leute aufeinander. Insgesamt acht Personen nehmen teil.

Die Tour, die zu einem Großteil im Bahnhofsviertel stattfindet, hat keinen Pauschalpreis. Jeder kann geben, was er will – oder nichts. Und das hat seinen Grund. Gründer Nedal Georges ist letztes Jahr durch Südamerika gereist und hat dort an einigen unabhängigen Führungen teilgenommen. Von diesem Konzept war er begeistert und hat festgestellt, dass etwas derartiges bisher in der Mainmetropole, in der er Jura studiert, fehlt. Deshalb habe dieser beschlossen, diese Lücke zu füllen, erzählt Stefan Heger. Auch er studiert in Frankfurt. Durch einen Aushang in der Goethe-Uni habe er von der Tour erfahren. Ganze vier Mal hat Stefan die Touren begleitet, bevor er selbst zum Stadtführer seiner Heimat wurde. Jeder der Guides hat einen eigenen Schwerpunkt. Größtenteils beeinflusst durch Studienwahl und persönliche Interessen. "Deshalb ist auch jede Tour ein wenig anders", sagt Stefan Heger. Seit Mai dreht der Geschichtsstudent zwei bis drei Mal die Woche seine Runde durch die Innenstadt.

Auch an diesem Tag betreut er die internationale Gruppe. Nach einer kurzen Vorstellung des Konzepts und der heutigen Route, fragt der 25-Jährige, ob jeder etwas zu trinken dabei habe. Immerhin werde die Gruppe mindestens zwei Stunden in sengender Hitze unterwegs sein.

Auf dem Weg zum ersten Zwischenstopp machen sich die jungen Leute miteinander bekannt. Sie kommen unter anderem aus den Staaten, aus Schottland oder aus Brasilien. Die meisten von ihnen machen eine Europarundreise. Erfahren haben sie von dem Angebot übers Internet, durch Freunde sowie den Hostels, in denen sie übernachten, bevor es sie in die nächste Stadt verschlägt. Dass hauptsächlich junge Leute dabei sind, sei nichts Ungewöhnliches sagt Stefan. "Das Durchschnittsalter liegt so bei 28, würde ich sagen."

Dreh- und Angelpunkt ist das Bahnhofsviertel. Die Studenten wollen beweisen, dass die Gegend nicht nur Prostitution, Drogen und Kriminalität zu bieten hat. Deswegen gibt Stefan einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Viertels. Dabei geht er auf die Straßennamen und Ereignisse der Vergangenheit ein. Im Zehn-Minuten-Takt bewegt die Gruppe sich vorwärts und erhält eine Einsicht in die Straßen, die viele Einheimischen oftmals meiden - vor allem nachts. "Es ist nicht immer einfach mit den Gästen hier durchzulaufen, weil diese gelegentlich den Drang verspüren, wirklich alles und jeden zu fotografieren. Das wird hier in der Gegend nicht immer wohlwollend beobachtet", sagt Stefan. Schließlich sei das hier kein Zoo, fügt er nachdenklich hinzu. Dennoch möchten er und seine Kollegen den Menschen die berüchtigten Straßen zeigen, immerhin sind sie ein Teil der Stadt. Die heutige Gruppe ist sehr interessiert am Bahnhofsviertel und seinen "Dienstleistungen". Die Teilnehmer stellen Fragen und ziehen Vergleiche zu anderen Städten. Genau das sei Sinn und Zweck der Sache, sagt Stefan. Der Austausch und die Diskussionen untereinander seien fast noch wichtiger als die Führung an sich. Allerdings sei nicht jede Gruppe gleich. Die Interessen der Gäste unterscheide sich oft je nach Alter, Nationalität und Religion.

Obwohl die Walking-Tour keine herkömmliche Stadtführung ist, enthält sie trotzdem einige typische Sehenswürdigkeiten wie das Goethehaus, den Römer oder den Eisernen Steg. Dass er in den vergangenen Jahren immer mehr „Liebesschlösser“ zu tragen hat, werde ihn wahrscheinlich nicht zusammenbrechen lassen – dank deutscher Ingenieurskunst. Auch das gehöre dazu, weil sie wichtig für Frankfurts Geschichte seien, so Stefan. An jeder der Stationen zählt er ein paar Daten und Fakten auf. Je nach Aufmerksamkeit und Begeisterung der Gäste fügt er noch die ein oder andere Anekdote ein. Als Geschichtsstudent hat Stefan natürlich den Anspruch, so viel Wissen wie möglich zu vermitteln, jedoch verständlich und interessant aufbereitet.

Trotz der stetig steigenden Temperaturen hält die Gruppe durch. Während der Erläuterungen lauscht sie aufmerksam und spricht anschließend darüber. Fragen beantwortet der Guide auch, zum Beispiel, danach wie der Zweite Weltkrieg in der Schule vermittelt wird. Manchmal räumt Heger auch nur ein Klischee oder ein Vorurteil aus. Zum Beispiel, dass in Deutschland jeder Bier trinkt und Lederhosen trägt.

Die Tour endet offiziell auf der Aussichtsplattform der Zeilgalerie. Hoch oben über den meisten Dächern der Stadt bekommt die Gruppe noch einmal einen Eindruck von Frankfurts Größe. Während acht Köpfe staunend nach unten blicken, legt Stefan seinen Jutebeutel auf den Boden und spricht das Thema Trinkgeld an. Jeder der wolle, könne ihm nun nach eigenem Ermessen einen Betrag hineinlegen. Es landen blaue, rote und graue Scheine im Beutel. Von dem Trinkgeld allein könne er nicht leben. Er habe noch einen weiteren Job. Dies sei einfach eine Herausforderung gewesen, die er gerne angenommen habe und die ihm unheimlich viel Spaß bereite. "Ich lerne so viele Menschen kennen und tausche mich mit ihnen aus, dabei kann ich meine Sprachkenntnisse ausbauen und viel für mich mitnehmen."

Im Anschluss gehen viele Gruppen noch etwas essen oder trinken. Diesmal bietet sich das Apfelweinfestival an. Hier probieren die Reisenden das erste Mal das Stöffche. Beim ersten Glas noch skeptisch, schmeckt das zweite schon besser. Kontaktdaten werden ausgetauscht und manchmal entstehen so Freundschaften. Neben den festen Touren täglich um 10 und um 14 Uhr, kann man über die Webseite auch feste Touren buchen. Fünf Sprachen stehen zur Auswahl. Diese Führungen kosten allerdings Geld. Preise auf Verhandlungsbasis.

>> Free alternative walking tour, Kaiserstraße 69, montags bis sonntags, 10 und 14 Uhr. Preis nach eigenem Ermessen.
 
10. August 2015, 11.14 Uhr
Mona Förder
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Im Museum Angewandte Kunst wird aktuell die Ausstellung „CONTACT ZONES – Pamela Breda, Victoria Keddie, Sajan Mani“ gezeigt. Die drei Künstler schaffen mit ihren Arbeiten den Zugang zur Wissenschaft.
Text: Loreena Willner / Foto: CONTACT ZONES – Pamela Breda, Victoria Keddie, Sajan Mani, Foto: Günzel/Rademacher © Museum Angewandte Kunst
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
18. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Fabrizio Cammarata
    Nachtleben | 19.00 Uhr
  • Andreas Dorau
    Schlachthof | 20.00 Uhr
  • Peter Kernel
    Hafen 2 | 21.00 Uhr
Nightlife
  • 1001 Queer Oriental Night
    Orange Peel | 23.00 Uhr
  • KukiDance
    Lilium | 21.00 Uhr
  • Tanzhaus West Sommergarteneröffnung
    Tanzhaus West | 23.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Die Fledermaus
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 19.30 Uhr
  • Elektra
    Staatstheater Darmstadt | 19.30 Uhr
  • Emilie
    Staatstheater Mainz | 19.30 Uhr
Theater / Literatur
  • Caroline Wahl
    Kunstverein Familie Montez e.V. | 20.00 Uhr
  • Das Finale – Frankfurt kürt die beste Grüne Soße
    Roßmarkt | 20.00 Uhr
  • Sophia, der Tod und ich
    Staatstheater Mainz | 19.30 Uhr
Kunst
  • Alice Springs. Retrospektive
    Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim | 14.00 Uhr
  • Hanuta für die Seele
    Neuer Kunstverein Aschaffenburg KunstLANDing | 18.00 Uhr
  • There is no there there
    Museum für Moderne Kunst (MMK) | 11.00 Uhr
Kinder
  • Great Expectations
    Löwenhof | 19.00 Uhr
  • Rotkäppchen
    Galli Theater Frankfurt | 16.00 Uhr
  • Wie siehst du denn aus? Formen in der Natur erkunden und drucken
    Museum Wiesbaden | 10.15 Uhr
und sonst
  • Eintracht Frankfurt – RB Leipzig
    Deutsche Bank Park | 15.30 Uhr
  • Ritterturnier zu Pfingsten
    Ronneburg | 11.00 Uhr
  • Wäldchestag
    Stadtwald | 12.00 Uhr
Freie Stellen