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Einmal Rotlicht – immer Rotlicht

Passend zur aktuellen Titelgeschichte „So liebt Frankfurt“ wollten wir wissen, wie der typische Puffbesucher aussieht. Maria, 37, angestellt in einem Laufhaus im Bahnhofsviertel gibt Auskunft.

Was für Leute kommen zu Euch ins Laufhaus? 
In dem einen Jahr, in dem ich dort arbeite, habe ich schon viel gesehen. Da kommen sehr spezielle Gäste. Viele arbeiten übrigens im höheren Bereich, etwa bei Banken, oder sie sind Ärzte. Solche Leute erkennt man am teuren Zwirn, den sie tragen. Aber auch ganz normale Arbeiter gehören zu den Kunden. Das Alter ist ziemlich gemischt, so zwischen 35 und 55 Jahren. Oft denke ich, das gibt’s doch gar nicht. So was haben die doch gar nicht nötig! Denn manche Kunden sehen richtig gut aus. Die könnten mit Leichtigkeit eine Partnerin finden. Aber vielleicht haben sie bestimmte Vorlieben ...

Was für Vorlieben?
Ich hatte mal einen Gast, der aussah wie ein Frosch. Also ich meine, der war von Kopf bis Fuß in Latex gekleidet und saß so bei uns im Bistro rum. Der trug sogar Handschuhe. Manche Männer kommen auch zu uns rein als Frau, verschwinden auf der Toilette und kommen als Mann im Anzug wieder raus. So mancher normaler Mensch würde sich über unsere Kunden oft wundern. Im fünften und sechsten Stock findet man bei uns die Umgebauten aus Thailand und Rumänien. Das glaubt man nicht, wie viele Männer sich für die Transvestiten interessieren. Manchmal sogar richtig muskelbepackte Typen. Aber ich glaube, es gibt auch Kunden, die gar nicht kapieren, dass sie eben bei einem Umgebauten waren. Schon allein, wenn Drogen oder Alkohol im Spiel war. Poppers ist sehr beliebt, das betäubt die Gehirnzellen.

Woher weißt Du davon?
Das Laufhaus ist von 10 Uhr bis um 5 Uhr früh offen. Morgens trinken die Frauen bei mir einen Kaffee und erzählen wie gut oder schlecht das Geschäft war. Da hört man so einige Geschichten. Und die Gäste, die vorher oder nachher noch was bei mir trinken, die sehe ich ja auch.

Was treibt die Männer in den Puff?
Manche wollen sich tatsächlich nur unterhalten. Die zahlen, dafür dass sich jemand ihren Kram anhört. Andere kommen her, weil sie zu Hause nicht zufrieden sind oder mit dem geschäftlichen druck nicht klar kommen. Die brauchen Abwechslung zu dem ganzen Adrenalin im Kopf. Manche wollen auch einfach ihre Fantasien ausleben, die sie daheim verschweigen oder ihrer Frau nicht zumuten wollen.

Zum Beispiel?
Manche Frauen wollen es mit zwei Frauen tun, oder hätten gern, dass eine Frau sich einen Penis anschnallt, um mit ihnen Analverkehr zu haben. Die meisten Frauen bei uns haben Stammkunden, die immer wieder kommen. Manche der Frauen sind nur auf SM spezialisiert. Dazu fahren einige Kunden kilometerweit und warten auch noch stundenlang, bis sie dran sind. Der Froschmann zum Beispiel, der hat einen Fetisch und seine Frau kommt damit nicht klar. Das ist ein gebildeter Mann mit zwei Kindern, dennoch will er auf das Latexzeug nicht verzichten und würde sogar seine Ehe deswegen riskieren.Viele Kunden wollen auch Rollenspiele machen. Zum Beispiel Doktorspiele auf einem Gynäkologenstuhl. Aber es gibt auch sehr seltsame Wünsche. Einer hat mal 1000 Euro dafür gezahlt, dass eine Prostituierte benutzte Kondome sammelt. Die wollte er austrinken. Es gibt auch Kunden, die auf Natursekt und Naturkaviar oder benutzte Tampons stehen.

Wie geht es im Laufhaus zu?
Es ist bei uns wie ein Labyrinth. Die Männer laufen durch die Stockwerke und schauen sich die Frauen an, wenn die Türen auf sind. Sie verhandeln Preise oder suchen weiter. Wir haben 300 Zimmer und mal arbeiten bei uns 150 Frauen, mal sind es auch mehr. Die Frauen haben bei uns das Mittagessen inklusive. Außerdem zahlen sie einmal 250 Euro Kaution, falls Inventar beschädigt wird, und täglich ihre Miete von ungefähr 140 Euro. Bei uns sind die Räume edel gestaltet, wir und die Gäste legen auf Hygiene wert. Jedes Zimmer hat einen Alarmknopf, falls ein Kunde mal zudringlich wird. Der Sicherheitsdienst ist in der Miete mit drin. Der Knopf wird schon öfter gedrückt. Etwa wenn der Kunde keinen hochbekommt und sein Geld zurück will. Aber das gibt’s nicht. Da kann die Frau ja nix für. Manche Männer werden bei uns auch erst gar nicht reingelassen.

Wie viel zahlt Mann für die Liebesdienste?
Meistens fängt es ab 20 Euro an. Französisch kostet 30 Euro. Für eine Nummer müssen 100 bis 200 Euro schon drin sein. Man muss auch sagen, die Preise sind durch rumänische Frauen kaputtgegangen.

Und wie laufen die Geschäfte?
Das Bahnhofsviertel profitiert definitiv von den vielen Messen und den Banken, die drum herum liegen. Das merkt man an der Mittagspausenzeit und nach Feierabend, wo mehr los ist. Anfang des Monats, wenn die Leute ihr Geld haben, ist bei uns auch die Hölle los. In der letzten Zeit ist das Geschäft aber zurückgegangen, weil FKK-Clubs ganz groß raus kommen. Da ist im Eintrittspreis schon alles enthalten. Zu uns kommen die Leute mit wenig Zeit, die eine feste Bezugsperson wollen. Frankfurt ist aber ein Imperium, wo es alles gibt. Von Escortservice bis Straßenstrich. Die Kunden kommen von überall her.

Wie kommt man als Prostituierte mit der Arbeit klar und gibt es dann noch ein privates Liebesleben?
Viele, die ich kenne, verlieren den Respekt vor Männern und haben privat keine Lust mehr darauf. Professionelle wollen nicht küssen, das unterscheidet dann die Arbeit von Privat. Einige Prostituierte werden Domina, dann kommt es seltener zum Sex mit Kunden. Der Beruf hinterlässt Spuren. Manchmal frage ich mich, wie die das alles ertragen. Es gibt aber auch Frauen, die verheiratet sind und sich so am Wochenende etwas dazu verdienen und wo die Ehemänner nichts vom Job im Laufhaus wissen. Meistens lockt das Geld und dann kommt man da nicht so leicht wieder raus. Das ist genauso wie bei den Kunden. Wer einmal ins Laufhaus geht, kommt wieder. Das Rotlichtviertel lässt niemanden wieder los.

 

 
31. August 2010, 14.58 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
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