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Ein Plädoyer für Teilhabe und Bildung

Kultur geht uns alle an

Selten hat man die Kulturschaffenden der Stadt so einig und vielzählig an einem Tisch gesehen wie am Montagnachmittag. Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz lautete der Appell der Museums- und Bühnenbetreiber: Kultur für alle.
Frankfurt spart, an vielem – doch besonders schmerzlich trifft der Rotstift die Kultur. In wohl keinem Ressort hat es in den vergangenen Wochen infolge der Haushaltskonsolidierung so viele Debatten gegeben wie bei den Kulturschaffenden und den –affinen. Sogar bundesweit schlugen die Wellen hoch. „Kultur steht momentan im Fokus, weil sie eine freiwillige Leistung ist, die schnell mit Entbehrlichkeit assoziiert wird“, sagt Kulturdezernent Felix Semmelroth, den die Streichliste des Stadtkämmerers dieser Tage mit auf Eis gelegten Projekten wie dem Romantikmuseum, dem Paradieshof und der Erweiterung des Weltkulturen Museums besonders hart trifft. „Aber dem ist entgegenzutreten!“, sagt Semmelroth mit Vehemenz. Die Spardebatte sei gefährlich und es sei nun mal auffällig, wie sich die Debatte auf die Kultur fokussiere. Anschaulich ließ er die Leiter von Museen (Historisches Museum, Filmmuseum, Städel, Schirn und Liebieghaus, MAK, MMK) sowie des Schauspiels, der Alten Oper und der Oper Frankfurt beschreiben, welche Rolle ihr jeweiliges Programm für die kulturelle Bildung von Kleinkindern bis hin zu fast erwachsenen Jugendlichen spielt, welche Angebote es zur Teilhabe für Menschen mit Migrationshintergrund aber auch für Menschen mit Behinderungen gibt. Offerten, die es auch Frankfurtern aus sozialen Brennpunkten und bildungsfernen Familien ermöglichen, sich zu bilden und einen Zugang zu Kunst, Geschichte und Musik zu erhalten. „Frankfurts Kultur ist mehr denn je für alle da,“ resümierte Semmelroth. Gerade der Erstkontakt sei prägend, dafür seien Angebote wie etwa der Satourday gemacht, bei dem ganze Familien immer am letzten Samstag im Monat kostenlos ins Museum dürfen [außer: Goethe-Haus, Museum für Kommunikation, Senckenberg- und Filmmuseum, Museum Giersch, Struwwelpetermuseum und Palmengarten].

Das Historische Museum bemüht sich bei der kulturellen Bildung etwa die Stadtgeschichte in Bezug zur Gegenwart zu setzen. „Das Museum wird jetzt nach der Neukonzeption konsequenter auf die Menschen zugehen“, verspricht Museumschef Jan Gerchow. Bei dem Projekt „ die Bibliothek der Alten“ etwa beziehe man Migranten und ihre Biografien mit ein, ferner sei man in der Stadt unterwegs – etwa auch mit dem Stadtlabor, das am 23. März in Ginnheim eröffne und sich mit dem Thema Siedlungen und Wohnungen in dem Viertel auseinandersetzt. Auch das 1972 konzeptionalisierte Kindermuseum, das älteste seiner Art in Deutschland, geht mit Projekten hinaus in die Stadtteile, vor allem zu den sozial Benachteiligten.

Ein weiteres Beispiel für die Öffnung hin zu den Leuten veranschaulichte Max Hollein, Leiter der Schirn Kunsthalle, des Liebieghauses und des Städels. Im vergangenen Jahr hätten 3300 Gruppen ihren Weg durchs Städel gefunden, es hätten 220 Veranstaltungen stattgefunden und 736 Schulführungen. Eine Million Besucher in allen drei Häusern zeigten die Akzeptanz, die die kulturellen Einrichtungen bei den – zu 60 Prozent aus Hessen stammenden – Besuchern genießen würde. Man arbeite mit anderen Bildungseinrichtungen zusammen, plane – unterstützt von Sponsoren und Stiftungen – Workshops und die Bildungswoche in den Schulferien. Auch das Museum für Moderne Kunst bemüht sich seit Langem sich für alle Schichten und Generationen zu öffnen und biete Workshops für alle Altersstufen an, versichert Susanne Gaensheimer. Ab 26. April öffnet das derzeit völlig geleerte und rückgebaute Museum für Angewandte Kunst (MAK) seine Pforten und möchte inhaltlich die Offenheit widerspiegeln, die die offene Architektur des Richard-Meier-Baus verspricht. Man dürfe sich auf eine neue Form der Vermittlung freuen, die die bisherige Präsentation der Exponate in Vitrinen vergessen macht, kündigte Museumsleiter Matthias Wagner K an.

Weitaus niedrigschwelliger erscheint jedoch das Deutsche Filmmuseum, glaubt doch jeder Filmfan Spezialist auf dem Gebiet zu sein. Gleich eine ganze Etage, nämlich die vierte, widmet das Haus der Museumspädagogik. „Filme vermitteln Tugenden wie Toleranz und Offenheit“ ist sich Claudia Dillmann sicher. Die rund 28 000 Schüler, die das Filmmuseum im vergangenen Jahr besuchten, konnten von den Führungen und Workshops dementsprechend profitieren.

Einer historischen Verantwortung kommt das Jüdische Museum nach, das Schulklassen Toleranz vermitteln will. 500 Schülergruppen waren 2012 vor Ort, 59 Prozent von den jugendlichen Besuchern waren Gymnasiasten. Oliver Reese, Intendant des Schauspiel Frankfurts, mag nach eigener Aussage den Begriff „Hochkultur“ nicht. Er will mit seinem Haus offen sein für Jugendliche, bietet Theaterstücke für ein junges Publikum, aber auch Stücke, in denen sich Schüler verwirklichen können. 50 000 junge Leute seien im Jahr 2012 im Schauspiel gewesen und 1300 Lehrer im Verteiler würden, so Reese, regelmäßig über Angebote informiert. Reeses Kollege, Opernintendant Bernd Loebe, schließt sich an und weist den Begriff „Hochkultur“ als etwas Elitäres, was sich nur die Reichen leisten könnten, weit von sich. Was die Qualität angehe, so werde er gerne dem Begriff gerecht. Man biete an der Oper vergünstigte Karten für Familien, barrierefreie Aufführungen für Blinde und man erobere eine neue Kundschaft. Letztlich sei es der Oper gelungen, das Durchschnittsalter von 57 auf 53 Jahre zu senken und innerhalb von zehn Jahren aus 8000 Abonnenten mittlerweile 12 000 zu machen. Es gebe im Rahmen von „Oper unterwegs“ Vorstellungen an Schulen, sowie Workshops und auch Vorführungen, wie etwa „Die Entführung aus dem Serail“ auf Deutsch und Türkisch. Die Alte Oper öffne sich allein schon rein programmatisch für ein großes Publikum, letztlich werden hier nicht nur klassische Stücke gespielt, auch U-Musik und etwa Musicals finden dankbare Kulturinteressierte, stellte Stephan Pauly dar. Hinzu kämen Veranstaltungen wie Galas und Bälle. Von Jugendkonzerten bis hin zu vergünstigten Eintrittspreisen und dem stark nachgefragten Kinderprogramm Pegasus stehe man zu dem Motto: „Kultur für alle.“
 
19. März 2013, 11.02 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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