Ein "Offspace" ist ein unabhängiger, nicht kommerzieller Raum, in dem junge, zeitgenössische, nicht etablierte Kunst gezeigt wird. So ein Ort findet sich zurzeit auch auf der Hanauer und zeigt vier Künstlerpositionen.
Tamara Marszalkowski /
Eine verlassene Großmarkthalle, grüne abblätternde Farbe, abgebaute Stände: Walter Vorjohann hat die alte Großmarkthalle fotografiert, bevor sie umgebaut wurde. Ein Ort, der nie wieder so sein sollte, wie er einmal war. Einige seiner Architekturfotografien sind zurzeit in der "off hanauer 147" zu sehen. Auf der Etage des Gebäudes auf der Hanauer Landstraße waren einst Büros - jetzt haben vier junge Künstler die Etage zur Galerie umgewandelt.
Bis zum Ende der Ausstellung werden die Künstler den Offspace nutzen können. Was danach geschieht, ist noch relativ offen. Daliah Ziper hofft natürlich, dass sie auch im Anschluss Folgeprojekte realisieren können werden. "Das hängt vom Vermieter ab", so Ziper. Doch bis zum 31. März wird man die Arbeiten von ihr, Walter Vorjohann, Jens Nagels und Götz Sambale besichtigen können.
Die Frankfurterin Daliah Ziper zeigt eine Arbeit, in der entblößte Oberkörper von Frauen auf Fotopapier zu sehen sind. Die Körper stammen aus einem argentinischen Aufklärungsfilm aus den 20er Jahren, in der vor der Krankheit Syphilis gewarnt wird. Das Fotopapier liegt auf dem Boden und wird lediglich von einer dünnen Schicht Glas geschützt. Rundherum sieht man Fußspuren.
Ziper arbeitet an einem Film über Zwangsprostitution. Es geht um polnische Frauen, die zwischen den 20er und 40er Jahren nach Argentinien verschleppt wurden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um jüdische Frauen. "Dort ist eine regelrechte Subkultur entstanden", so Ziper. Die Fotogramme sind im Rahmen dieses Projekts entstanden. Einige der Blätter hat die Künstlerin im Entwicklungsprozess nicht fixiert. Das bedeutet, dass die sich im Laufe der Ausstellung immer weiter verändern und dunkler werden. "Die Frauen auf den Bildern verschwinden", so Ziper.
Die Künstlerin ist derzeit auch im Rahmen der luminale vertreten. Dort lädt sie zu einem Screening ihres Kurzfilms "Über Sehen" ein. Der Film zeigt Straßenlaternen in Frankfurt als stille Helfer in der Nacht, die gerne übersehen werden. Das Screening findet in ihrer Arbeitsumgebung statt und geschieht "one on one".
Der Offspace auf der Hanauer zeigt jedoch nicht nur die Architekturfotografien verlassener Orte von Walter Vorjohann. Er zeigt auch einige seiner "Objektfotografien". Ein Maschendrahtzaun oder ein Rohr, freigestellt von seiner Umgebung. Doch auch Vorjohanns architekturfotografischer Blick abstrahiert die Objekte zu etwas Monumentalem.
Jens Nagels Arbeiten hingegen sind etwas Flüchtiges, Momenthaftes. Seine Reihe "Tatorte" zeigt defokussierte Fotografien. Undeutlich sieht man eine Szene, die offen bleibt und nicht recht greifbar ist. Dafür verwendet Nagels Stills aus der ältesten Krimireihe Deutschland dem "Tatort". Daraufhin reduziert er die Schärfe des Fotos so stark, das ein ähnlicher Effekt einsetzt wie beim "Sfumato" in der Malerei.
Götz Sambale stellt als einziger Skulpturen aus. Er schafft aus massivem Kernholz organische Formen, die spielerisch leicht wirken. Der Kern der Skulpturen erinnert an Samen- oder Pflanzenformen, manch helles Holz hat etwas von einem Knochen.
>>> Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März zu sehen. Montag - Freitag 12 bis 19 Uhr in der Galerie "off hanauer 147", Hanauer Landstraße 147 / Ferdinand-Happ-Straße 28.