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Die Woche (XI)

wirtschaft-frUh, was sieht das böse aus. Könnte man jedenfalls denken, wenn man in der vergangenen Woche mal in die Zeitungen geschaut hat. Die Frankfurter Rundschau hat sich besonders darin hervorgetan, Erfüllungsgehilfe der Kassandrarufer in den Wirtschaftsinstituten zu werden. Minus sechs Prozent beim Wirtschaftswachstum prognostizieren die Prognostiker, was nichts anderes heißt, dass wir uns grob geschätzt im Jahr 2006 befinden werden - so rein wirtschaftskraftmäßig. Anders gesagt: uns steht der Schampus bis zum Hals.
Und es sind ja auch die gleichen Institute, die im vergangenen Jahr so zuverlässig die Krise NICHT voraussagten, dass man ihnen also praktisch blind vertrauen kann. Auch deshalb, weil ihnen auch keine neuen Instrumente eingefallen sind, die Wirtschaft zu weissagen. Es läuft also so: die Wirtschaft stürzt ab, also tut sie es auch. Großes Kino. Und sonst so?

Schön fand ich, was der Spiegel über den Merger von Dresdner und Commerzbank schrieb:
I will need a total of €1 billion for the IT integration," Leukert told the Commerzbank board of directors in his report on the Dresdner takeover. His request was approved.


Eine Milliarde für die IT-Integration. Was zur Hölle ist denn da los? Und dann sitzt man am Tag danach bei der Pressekonferenz zur Inauguration des neuen Schauspiel-Intendanten Oliver Reese, der sich beklagt, dass er das Kinder- und Jugendtheater nicht machen könne, weil die Stadtpolitik es für zu teuer hält. Und dann macht man ein Interview mit dem Präsidenten der Fachhochschule Frankfurt und bekommt folgendes zu hören:
Wir müssen zwar keine Mittel für Unsinniges ausgeben, doch ist es im wesentlichen untersagt, Mittel für bestimmte Maßnahmen sparsamer auszugeben, um den gesparten Anteil an anderer Stelle auszugeben - nämlich dort, wo Mittel ebenfalls dringend gebraucht werden, aber nicht zugeteilt sind. Was nun der Aspekt der Höhe der Summen anbelangt, so muss ich anfügen, dass über 40 Lehrkraft-Stellen nicht besetzt sind, da vom Land nicht ausfinanziert. Unser Handlungsspielraum in Richtung der Eingangs erwähnten Ziele meiner ersten Amtsperiode ist damit stark eingeschränkt. Da kommt man sich wie an Ketten gelegt vor, wie Sie sich denken können. – Ich überlasse es Ihnen, ob Sie das als mangelnde Unabhängigkeit bezeichnen würden.

Mit anderen Worten: diese Woche, naja, die war irgendwie nichts. Und dann wird zum Monatsende auch noch unser Lieblingsmedienblog medienlese eingestellt.

Herr Grzimek wäre übrigens hundert geworden. Und was macht sein Haussender, der Hessische Rundfunk? Sendet am vergangenen Wochenende eine Grzimek-Nacht, so als ob man sicher gehen wollte, dass da auch bestimmt keiner zuschaut. Dabei hält der Hessische Rundfunk ja die ursprünglichen Rechte an dem ganzen Kram. So eine Schande. Und nun soll auch noch mehr gespart werden - wobei doch der HR derzeit zur Primetime nichts mehr anderes als Volksmusiksendungen zeigt. Der Mitarbeiterprotest jedenfalls ist noch ein zartes Post-It-Pflänzchen.

Vielleicht sollten sich die freien Mitarbeiter des Senders mal von Lily Kember schulen lassen. Die kämpft in London gegen die Erweiterung von Heathrow und ist in der Initiative "plane stupid" aktiv. Na, jedenfalls waren sie und einige Mitstreiter in Kelsterbach bei den Waldbesetzern. Bekannt geworden ist sie durch den Satz, achtung: "drastic times call for drastic measures-we are facing a climate crisis and the government is not doing anything -so individuals will have to take actions.“ Kann man alles bei den Kelsterbacher Waldbesetzern nachlesen, die auch ohne den Wald weitermachen.

Immerhin hat uns am Freitag noch die Aktion "You can't always get what you want" der Kunstaktion "playing the city" beim Shoppen gerettet. Und danach das Interview mit dem wunderbaren Ewan McGregor im Magazin der Süddeutschen. Der hat nämlich einen tollen Vorschlag, wie man nicht zum Zyniker wird:
Sie werden mich jetzt wieder einen altmodischen Romantiker nennen – aber es ist doch immer besser, etwas zu unternehmen, als nur bittere Kommentare abzugeben, oder etwa nicht?
Und was schlagen Sie vor? Die Welt ändern?
Vor allem nicht anderen Menschen auf die Nerven gehen.


Bis nächste Woche!
 
26. April 2009, 13.21 Uhr
Nils Bremer
 
 
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