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Der Grie Stöffsche-Express

Der Ebbelwei-Express steht hoch im Kurs, nicht nur bei Yps. Und da der Wahlkampf ins Rollen kommen muss, ist eine lustige Stadtpartie mit der traditionell kunterbunten Tram auch für die Grünen ein willkommendes Vehikel für ihre Botschaft. Nun ja, wenn Marcus Booklet (MdL) und Omnid Nouriour (MdB) zur Expresstour laden, bin ich dabei. Zumal auch die Spitzenkandidatin der Hessischen Grünen, Kordula Schulz-Asche (MdL), ihre Standpunkte on tour verkünden will. Ratternd geht es mittags am Hauptbahnhof los und schon bald lerne ich die Politiker von einer ganz anderen Seite kennen.
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Selig scheint Kordula Schulz-Asche zu sein. Lächelt sie doch über beide Backen während sie gegenüber von mir Platz nimmt. Nie hätte sie zu träumen gewagt, tatsächlich einmal im Ebbelwei-Express zu fahren. Schon gar nicht jetzt, wo sie in Eschborn - der Roko-Bastion - wohnt. "Gerade bei dem verregneten Wetter ist das doch eine schöne Art des Wahlkampfs", schwärmt sie. Draußen gießt es Bindfäden, drinnen, in den zwei Waggons, sitzen etwa 35 Männer, Frauen und Kinder. Viele von ihnen sind in der Grünenpolitik - etwa als Ortsvorsteher - aktiv, teilweise sind sogar ihre Kinder dabei. Letztlich stellt sich noch heraus, dass zwei Damen aus Litauen kommen und sich verirrt haben. Ob das wohl die Klientel ist, die man mit der Veranstaltung ansprechen wollte?

Marcus Bocklet, im sandfarbenen Kordanzug ergreift das Mikrofon und wird während der einstündigen Rundfahrt durch sein Wahlgebiet (Bornheim, Nordend, Ostend) die Rolle des Moderators übernehmen. "Omid Nouripour kann heute nicht dabei sein", erklärt Bocklet. Sein Kind ist krank, daher weilte er wohl noch in Berlin. Und da war sie schon die erste Überleitung: "Das zeigt die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie", sagt Bocklet.

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Während "Veronika der Lenz ist da" die Waggons beschallt, versuche ich, mehr über das Wahlkampfprogramm zu erfahren. "Klimaschutz und Energiesicherheit" beschreibt Kordula Schulz-Asche ihr Hauptanliegen. "Das ist das Dringendste, was wir in den Griff kriegen müssen. Und ganz wichtig auch: Die frühkindliche Förderung nach finnischem Vorbild." Damit meint sie Ganztagsschulen, die die Schüler ganz individuell fördern.

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Und dann ergreift die Spitzenkandidatin das Mikrofon: "Schwarz-Grün steht in Hessen nicht zur Diskussion. Wir wollen mit 12 Prozent und mehr im Landtag vertreten sein. Wir kämpfen für starke Grüne in Frankfurt, wo ein großer Teil unserer Stimmen herkommt". Es folgt ein Lob an Schwarz-Grün in Frankfurt, die familienfreundliche Politik von Jutta Ebeling und die vorbildliche Verkehrspolitik. "Am 27.1. wirds spannend!" Und dann will Bocklet noch mal die kinderfreundliche Politik ins Feld führen: "Wir brauchen Kribbelkrabbelkrippenstubenplätze". Die Wortwahl klang zwar stoiberesk, scheint aber vielleicht aufs Stöffsche zurückzuführen zu sein. Wer weiss. Jedenfalls tut ja Kindermund Wahrheit kund. Der kleine Bocklet Junior, so um die fünf Jahre alt, jedenfalls rannte auf seinen Papa zu und fragte "Warum redest Du so viel?". "Ich erzähl nur so Geschichten" entwich es Bocklet, der sein Mikrofon noch immer in der Hand hielt. Und dann berichtete er von seinem Besuch bei der Bornheimer Fassenacht am heutigen 11.11. - "Das war eine richtige Parallelgesellschaft. Da wundert es mich, zu was Menschen alles bereit sind". Weiter geht die Fahrt von der City über das Nordend und Bornheim rüber ins Ostend. Wie bei einer Sightseeingtour werden die Errungenschaften der Grünenpolitik angepriesen. Etwa die Heroin-Ambulanz. Da stellt sich mir nur die Frage, ob die Straße an der Ambulanz nach der Partei benannt wurde. Sie heißt Grüne Straße. Weiter gehts über den Main nach Sachsenhausen und Bocklet zitiert seinen nicht anwesenden Kollegen Tarek "Das beste an Offenbach ist die S-Bahn-Fahrt nach Frankfurt". Plötzlich fällt mir wieder die Fassenachtsanekdote ein. Und los gehts mit dem Koch- Bashing. "Die Geschichte mit dem Apfelwein, das war auch mal wieder so ein Rohrkrepierer von Roland Koch", sagt Bocklet. "Der wusste von der ganzen Sache schon seit dem 4. Juli und hat nichts gemacht. Klar, der wollte es zum Wahlkampfthema machen und sich zum Apfelweinretter aufspielen. Dann haben die Grünen die Sache mal aufgedeckt". Ich weiß nicht warum, aber just zu diesem Zeitpunkt fiel mir dieses Schild auf:
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Schön dann auch, als die Spitzenkandidatin wieder zum Mikro griff: "Wir werden mit neuer Landesregierung alles daran setzen, dass der Flughafen nicht ausgebaut wird." Gut gebrüllt, Löwe. Als ich später Bocklet frage, ob sich denn wirklich was aufhalten lasse, gibt er zu: "Parlamentarisch ist das Thema durch". Okay, der Flughafenausbau wird wohl doch weitergehen. "Aber gegen den Fluglärm wollen wir kämpfen", sagt Kordula Schulz-Asche dann noch. Das Nachtflugverbot hält sie für eine sinnvolle Maßnahme zur Sicherung der Lebensqualität. "Aber Ausnahmen gibt es immer", sagt sie dann doch. Fast bin ich enttäuscht. Aber dann fordert Schulz-Asche mehr Alternativkonzepte, etwa die Umleitung des Verkehrs zu nachtaktiven Flughäfen. Ich proste der Spitzenkandidatin zu. Nebst Apfelwein wurden die Gäste auch mit Bretzeln und Gummibärchen versorgt. Ich musste das Stillleben einfach festhalten:

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Da macht Bocklet eine Ansage: "Alle Kinder unter 5 Jahren dürfen jetzt eine Pinkelpause machen!". Die Tram hält an, zwei kleine Jungs steigen aus und pullern ins Gebüsch. Ein Bild für die Götter. Ja, ja - die Grünen und die Umwelt, denke ich noch und kann mir das Schmunzeln nicht verkneifen. Wenig später kommen dann auch die Erwachsenen bei der Haltestelle Louisa zu ihrem Recht. Beide Politiker eilen zum stillen Örtchen. Das Kapuff ist grün getüncht. Wie sinnig. Zeit für ein kleines Abschiedsfoto. Den Beiden steht noch viel Arbeit bevor, denn es sind nur noch 83 Tage bis zum 27.1.

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11. November 2007, 18.48 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
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