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Altes Polizeipräsidium

Lost Place im Buchformat

Seit Jahren steht das Alte Polizeipräsidium im Gallus leer, im kommenden Jahr soll ein Großteil davon abgerissen werden. In ihrem neuen Buch „Lost Place“ wollen vier Autoren, die regelmäßig durch das Präsidium führen, seine Geschichte bewahren.
Im kommenden Jahr soll das Alte Polizeipräsidium im Gallus endgültig einem neuen urbanen Quartier weichen. Bis auf das denkmalgeschützte Hauptgebäude an der Friedrich-Ebert-Anlage werden die Gebäude des Präsidiums dann abgerissen. Um die Erinnerungen an das ehemalige Zentrum der Frankfurter Polizei, das später zu den unterschiedlichsten Zwecken genutzt wurde, zu erhalten, ist jetzt ein Buch rund um Geschichte und Mystik des Alten Polizeipräsidiums erschienen.

Als Autoren von „Lost Place – Das Alte Polizeipräsidium Frankfurt“ treten vier Männer auf, die sich auskennen mit den alten Gebäuden auf dem Gelände zwischen Hauptbahnhof und Messe. Schon länger bieten Stadtführer Christian Setzepfandt, Fotograf Ulrich Mattner, Journalist Andreas Gerlach und der ehemalige Kriminalbeamte Fred Bauer Führungen durch das Alte Polizeipräsidium an. Sie kennen seine Geschichte, die besonderen Ecken des ehemaligen Präsidiums und die großen Fälle, die dort bis 2002 ermittelt wurden. Neben Rückblicken auf die Historie und einigen Kriminalfällen, zeigt das Buch auch zahlreiche Fotografien, die deutlich machen, wie das Präsidium in den vergangenen 20 Jahren zum „Lost Place“ wurde.

Herzstück des Komplexes ist bis heute das historische Hauptgebäude. Erbaut von 1911 bis 1914, hat es sich gegenüber den umliegenden Häusern, die erst mit der Zeit dazukamen, noch am besten gehalten. In der Eingangshalle lässt sich noch erahnen, wie prunkvoll und repräsentativ das Präsidium zu seinen besten Zeiten war. „Man sollte hier reinkommen und sehen: Hier ist die Polizei, hier ist die Macht zu Hause“, erzählt Christian Setzepfandt. Etliche Originalteile sind dort noch erhalten. Nachdem die Polizei 2002 aus den Gebäuden auszog, wurden sie nicht nur als Diskothek – mit dem ehemaligen großen Sitzungssaal als Haupttanzsaal – sondern auch als Atelier für die Städelschule oder Boxclub genutzt. Seit 2010 steht das Gelände, abgesehen von der einen oder anderen illegalen Party, komplett leer.




In rund 15 Zellen kamen die Festgenommenen in Polizeigewahrsam. Foto: Ulrich Mattner

Trotz des langen Stillstands und des Verfalls ist noch einiges zu erkennen: Der Verhörraum mit schwarz gerahmtem Fenster, die engen, gefliesten Zellen, die Technik der Notrufzentrale, in der später der Boxring unterkam, oder der Safe der Schuhfabrik, die noch vor seiner Nutzung als Polizeipräsidium in einem der Nebengebäude saß. Auch die Sauna und das Therapeutikum des ärztlichen Dienstes im Keller, inklusive Gerätschaften, sind teilweise noch erhalten. „Man ist so angerührt von diesen Anblicken“, sagt Christian Setzepfandt. Deshalb seien sie auch so schön zu fotografieren. Das Buch zeigt viele dieser Bilder, festgehalten von Ulrich Mattner, und erzählt ihre Geschichten. Sie sollen damit „vor dem Verlieren festgehalten“ werden, wie es im Buch heißt.




An einigen Stellen holt sich die Natur langsam ihren Platz zurück. Foto: red

Bevor das Buch eine der wenigen Erinnerungen an das Alte Polizeipräsidiums bleiben wird, können Interessierte die Räumlichkeiten auch noch selbst entdecken. Am kommenden Sonntag stellen die Autoren dort ihr Buch im Rahmen einer „Laufenden Präsentation“ vor, inklusive Lesung und Führung durch die Gebäude. Bis mindestens Ende des Jahres bieten sie zusammen mit den Frankfurter Stadtevents darüber hinaus noch weitere Führungen und Foto-Workshops im Alten Polizeipräsidium an.


>> „Lost Place – Das Alte Polizeipräsidium Frankfurt“, Fred Bauer, Andreas Gerlach, Ulrich Mattner, Christian Setzepfandt, Henrich Editionen, 120 Seiten, 22 Euro. Plätze für die Buchpräsentation am 18. September sowie für weitere Führungen durch das Polizeipräsidium können bei den Frankfurter Stadtevents online gebucht werden.
 
16. September 2022, 10.48 Uhr
Laura Oehl
 
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Laura Oehl >>
 
 
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