Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Symbolbild © Unsplash/Neonbrand
Foto: Symbolbild © Unsplash/Neonbrand

Schulsystem

Ade, G8?

Grundschul-Abgänger:innen in Frankfurt müssen sich aktuell wieder entscheiden, auf welche Schule sie wechseln möchten. Dabei müssen einige auch zwischen G8 und G9 wählen. Das Angebot an G8-Schulen ist aber längst nicht mehr so umfangreich.
Im Jahr 2004 führte die Hessische Landesregierung mit einer Bildungsreform das Abitur nach 12 Jahren, kurz G8, für die Gymnasien und Gesamtschulen mit Gymnasialzweig im Land ein. Was folgte, waren viel Protest und an einigen Schulen auch ein großes Durcheinander. Nach ein paar Jahren hatten sich die meisten Schulen eingefunden und die verkürzte Schulzeit lief routinierter ab als noch zu Beginn. Die Proteste aber blieben. Heute sind viele Schulen wieder zum Abitur in 13 Jahren, G9, zurückgekehrt. In Frankfurt gibt es nur noch drei Gymnasien, die ausschließlich G8 anbieten.

„Schülerinnen und Schüler müssen sich menschlich aufgehoben fühlen“

„Entscheidend ist, dass Bildung gelingt“, sagt Hans-Ulrich Wyneken, Direktor der Carl-Schurz-Schule. Sie ist eines der drei G8-Gymnasien in Frankfurt. Für Wyneken haben beide Schulformen ihre Berechtigung – sowohl G8 als auch G9 könne gut funktionieren. Vieles hänge dabei auch von den Lehrkräften ab. „Es kommt darauf an, was für ein Mensch vor mir steht und wer neben mir sitzt. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich menschlich aufgehoben fühlen“, so Wyneken. Für das Gymnasium in Sachsenhausen sei G8 vor allem deshalb die bessere Variante, weil dort schon in Klasse 5 zwei Fremdsprachen angeboten werden. Durch G8 könne man, unter anderem bedingt durch mehr Nachmittagsunterricht, auch für die zweite Fremdsprache mehr Stunden einberechnen als es mit G9 der Fall wäre.

Der Hauptgrund für das Festhalten an G8 sei aber ein anderer gewesen: „Es gab keinen Grund, wieder zu wechseln, weil es funktioniert“, so Wyneken. Die Carl-Schurz-Schule war eines der letzten Gymnasien in Frankfurt, das zu G8 gewechselt ist. Auf diese Weise hätte man sich gut darauf vorbereiten können. Heute habe die Schule eine sehr geringe Nicht-Versetzungsquote und regelmäßig einen sehr guten Abitur-Schnitt, versichert Wyneken.

Niedrigster Stand an G8-Schulen seit 2006

Nach der Einführung von G8 erhob die kommunale Statistikstelle in Frankfurt 2006 erstmals Zahlen zur Verbreitung von G8 und G9 an den Frankfurter Schulen. Etwa 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule mit Gymnasialzweig waren damals in einem G8-Jahrgang. In den folgenden Jahren stieg diese Zahl deutlich an. In den Jahren 2011 und 2012 wurden rund 90 Prozent der Schüler:innen in einem G8-Jahrgang unterrichtet. Nachdem das hessische Kultusministerium 2008 den Gesamtschulen ermöglichte, wieder zu G9 zurückzukehren, konnten seit der Änderung des hessischen Schulgesetzes 2012 auch Gymnasien den Schritt zurück zu G9 gehen. Auch in Frankfurt sank damit die Zahl der G8-Schulen. Laut der letzten erhobenen Zahlen der Statistikstelle wurden im Schuljahr 2019/2020 nur noch 14,8 Prozent der Gymnasiast:innen in G8 unterrichtet. Der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung.

Kritik am G8-Konzept gibt es heute wie zu Beginn der Reform. Viele Eltern bemängelten damals unter anderem, die Kinder säßen bis abends an den Hausaufgaben und hätten dadurch, wie auch durch den vermehrten Nachmittagsunterricht, kaum noch Zeit für außerschulische Aktivitäten. Zudem sei der Stress durch G8 deutlich höher. Dass es mehr Nachmittagsunterricht gibt, bestätigt auch Hans-Ulrich Wyneken. Mehr Hausaufgaben hätten die Kinder durch G8 allerdings nicht. „Vor allem deshalb, weil wir keine Hausaufgaben vom einen auf den anderen Tag geben, wenn Nachmittagsunterricht stattfindet.“ Auch mehr Stress und weniger Freizeit sieht Wyneken bei seinen Schülerinnen und Schülern nicht. Viele betätigten sich nicht nur in AGs innerhalb der Schule, sondern hätten zudem Musikunterricht oder seien in Sportvereinen aktiv.

Beide Schulformen können gelingen

Auch Petra König, Direktorin der Anna-Schmidt-Schule, kann die Kritik nicht bestätigen. „Es gibt sehr viele Schülerinnen und Schüler, die das Pensum ohne Stress bewältigen und daneben noch zahlreiche Freizeitaktivitäten haben“, so König. Die Anna-Schmidt-Schule bietet an zwei Standorten entweder G8 oder G9 an. Wie Hans-Ulrich Wyneken ist auch Petra König der Meinung, dass beide Schulformen gelingen können und es keine richtige oder falsche Wahl gebe. „Es gibt sehr begabte Kinder, die neben ihrer schulischen Verpflichtung zeitintensive Hobbies betreiben und deshalb ist für sie ein G9 Gymnasium eine gute Alternative, da hier die Nachmittage nicht so belegt sind wie bei einer G8 Ausrichtung. Ein G8 Gymnasium ist eine gute Alternative für Kinder, die gerne und leicht lernen.“

Das Argument der Landesregierung zur Einführung von G8, die Kinder könnten auf diese Weise früher erfolgreich ins Berufsleben einsteigen, können die beiden Schulleitungen nur teilweise bestätigen. Wenn man frühzeitig wisse, wohin man sich entwickeln möchte, sei man durch G8 im europäischen Wettbewerb besser aufgestellt, so Petra König. Andernfalls könne man sich mit der Entscheidung für ein Studium mehr Zeit lassen. Für Hans-Ulrich Wyneken seien die ursprünglich ökonomischen Motive zweitrangig. „Die Schülerinnen und Schüler fangen früh genug an, zu arbeiten“, so Wyneken. „Sie genießen es, ein Jahr früher fertig zu sein, weil sie ein Jahr mehr Freizeit haben. Viele gönnen sich dann ein Jahr für sich.“
 
2. März 2021, 11.48 Uhr
Laura Oehl
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Stadtleben
Der Abenteuerspielplatz Riederwald e.V. in Frankfurt wird 50 Jahre alt. Zum großen Jubiläum schaut das JOURNAL auf die Anfänge, was sich verändert hat, und wagt einen Blick in die Zukunft.
Text: Lisa Veitenhansl / Foto: Dirk Ostermeier
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
26. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Eläkeläiset
    Zoom | 19.00 Uhr
  • Bändi meets Sara D' Ajello
    Netzwerk Seilerei | 20.00 Uhr
  • Stephan Sulke
    Comoedienhaus Wilhelmsbad | 20.00 Uhr
Nightlife
  • GurLZzz Party Frankfurt
    Orange Peel | 22.00 Uhr
  • F*** L'Amour
    Gibson | 23.00 Uhr
  • Music Hall Party
    Dorian Lounge – Airport Club | 21.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Philharmonisches Staatsorchester Mainz
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
  • Idomeneo
    Stadttheater | 19.30 Uhr
Theater / Literatur
  • Der Fall Medea
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Wartburg | 19.30 Uhr
  • Phädra, in Flammen
    Schauspiel Frankfurt | 20.00 Uhr
  • Stephan Roiss
    Romanfabrik | 19.30 Uhr
Kunst
  • ISO 5000 Award Fotopreis
    Kulturzentrum Englische Kirche | 19.00 Uhr
  • Gunilla Jähnichen
    Hübner + Hübner | 18.00 Uhr
  • Anton Corbijn
    Anita Beckers | 19.00 Uhr
Kinder
  • Die kleine Zauberflöte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
  • Oma Monika – Was war?
    Staatstheater Mainz | 11.00 Uhr
  • Ich zeig' dir meine Sprachwelt
    Stadtteilbibliothek Sindlingen | 16.00 Uhr
und sonst
  • CiderWorld Frankfurt
    Gesellschaftshaus Palmengarten | 14.00 Uhr
  • Craft Festival
    Goethe-Universität, Casino | 18.00 Uhr
  • Genuss- und Gartenfest Rhein-Main
    Schloss Heusenstamm | 15.00 Uhr
Freie Stellen