An drei Standorten in Hessen können angehende Hebammen künftig ein duales Studium absolvieren. In Frankfurt gibt es dafür erstmals einen gemeinsamen Studiengang von Goethe-Universität und FUAS. Der erste Jahrgang soll zum Sommersemester 2022 starten.
Laura Oehl /
Seit Januar vergangenen Jahres ist das neue Hebammenreformgesetz in Kraft, nach dem die Ausbildung von Hebammen in Deutschland an Hochschulen überführt werden soll. Jetzt stehen auch in Hessen die Standorte für die künftigen Studiengänge für Hebammen fest. Neben Fulda/Marburg und Gießen sollen bald auch in Frankfurt Hebammen akademisch ausgebildet werden. Dafür bieten die Goethe-Universität und die Frankfurt University of Applied Sciences (FUAS) erstmals einen gemeinsamen Studiengang an.
„Hebammen haben eine hohe gesellschaftliche Anerkennung, weil sie große Verantwortung tragen und unverzichtbare Arbeit vor, während und nach der Geburt leisten“, sagte Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) am Mittwoch. Die Ausbildung von Hebammen sei in Hessen bereits jetzt hervorragend, mit der Pflicht zur Akademisierung müsse sie nun in gute Bahnen gelenkt werden. Dazu wollen Land und Hochschulen die bisherigen Kapazitäten von 120 Ausbildungsplätzen in Hessen bis 2023 durch Hochschulkapazitäten ersetzen und auf mindestens 142 Studienplätze erweitern. Dafür nimmt das Land bis 2027 etwa 22 Millionen Euro in die Hand. In Fulda sollen bereits zum kommenden Wintersemester Hebammen nach dem neuen Gesetz ausgebildet werden.
In Frankfurt wird der erste Studiengang voraussichtlich zum Sommersemester 2022 starten; dann sollen die neuen Studierenden immer zum Wintersemester beginnen. Das duale Studium soll in acht Semestern (an den anderen hessischen Standorten in sieben Semestern) sowohl theoretische als auch praktische Inhalte vermitteln. „Die einzelnen Hochschulen allein könnten dieses Studienangebot gar nicht umsetzen“, so der Vizepräsident für Studium und Lehre an der Goethe-Universität, Roger Erb. Während die Goethe-Universität mit dem Uniklinikum vor allem die Expertise im medizinischen Bereich hat, kann die FUAS ihre Erfahrungen in den Bereichen Pflege und Management in Gesundheitsorganisationen einbringen. Der praktische Anteil wird ebenfalls durch die FUAS sowie über Kooperationen mit sechs Kliniken in Frankfurt, Offenbach, Darmstadt und Wiesbaden gewährleistet.
Ein Bestandteil der praktischen Ausbildung werden die sogenannten High Tech Skills Labs sein. Dort können die Studierenden in einem nachgestellten Kreissaal alle Abläufe einer Geburt sowie mögliche Notfall-Situationen simulieren. Für Medizinstudierende gebe es solche Skills Labs bereits, nun sollen sie auch für Hebammen erweitert werden, erklärte Frank Louwen, Leiter der Geburtshilfe und Pränatalmedizin an der Frankfurter Uniklinik. Auch die Zusammenarbeit von Medizin- und Hebammenwissenschaftsstudierenden soll gefördert werden. Weil sie nach dem Studium ebenfalls zusammenarbeiten müssten, sollen die Studierenden bereits während ihrer Ausbildung ihr „Denken und Handeln gegenseitig kennenlernen“, so Roger Erb.
Mit dem Studiengang der beiden Frankfurter Hochschulen wolle man eine Fachkräftesicherung erreichen und damit die Gesundheitsversorgung in Hessen sicherstellen, sagte René Thiele, Vizepräsident für Studium und Lehre an der FUAS. Auf den dualen Bachelorstudiengang werde künftig auch ein Master folgen, um beispielsweise die Qualifikation für Leitungs- oder Lehraufgaben zu erlangen. Dafür planen die beiden Hochschulen die Gründung eines Zentrums für Hebammenwissenschaft. Für den Bachelor-Studiengang können sich sowohl Schulabgänger:innen als auch bereits im Beruf tätige Hebammen bewerben. Eine Zulassungsbeschränkung über einen NC soll es zunächst nicht geben. Die ersten Bewerbungen bei der FUAS seien bereits eingegangen, so Thiele.