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Zwischenruf von Moritz Schäfer

Was haben TTIP & CETA mit meinem Mittagessen zu tun?

Moritz Schäfer (29) ist Biolandwirt im Vogelsbergkreis. Er ist im Sprecherkreis der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen – und schreibt hier, warum TTIP und CETA keine gute Idee sind.
320.000 Menschen gingen am 17. September deutschlandweit auf die Straße um gegen die geplanten Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada zu demonstrieren. Davon etwa 50 000 in Frankfurt, auch wenn die Polizei natürlich von weniger Teilnehmern spricht. Vorne mit dabei waren einige Bäuerinnen und Bauern.

Zum Teil sind wir mit Traktor angereist, um den Demozug zu bereichern. Für uns die beste Art und Weise Präsenz zu zeigen und auf unsere Anliegen aufmerksam zu machen. Nebenbei haben sich viele Frankfurter Kinder gefreut, da es für sie kein alltägliches Bild ist. Die Stimmung auf der Demo war sehr gut und wir hatten das Gefühl, dass wir geholfen haben deutliche Signale an die Politik zu senden. Die Konsequenzen aus dem uneingeschränkten Freihandel für Landwirtschaft sind vielfältig und man kann sagen durchweg negativ. Unsere Lebensmittel- und Agrarindustrie ist der Gewinner. Für sie ist der Export der Wachstumsmarkt, auf den sie in Zukunft bauen wird.

Wir ABL Bauern sind mit unseren Forderungen nach Bäuerlichkeit, Regionalität, Tierwohl und Ernährungssouveränität in den Augen der Export­strategen rückständige Handelshemmnisse. Wer ernährt die Welt in Zukunft? Wir sind der Meinung: Die bäuerliche und nachhaltige Landwirtschaft vor Ort und nicht die global agierende Agrarindustrie. TTIP und CETA könnten uns den Anbau von Gentechnik wieder nach Europa bringen und dann sind Fakten geschaffen. Hat sich die Gentechnik erst einmal ausgebreitet ist ein Zurück zu Gentechnikfreiheit kaum mehr möglich.

Auch die europäischen Standards im Bezug auf Erzeugung und Verarbeitung, sowie regionale Kennzeichnung von Lebensmitteln sind in Gefahr. Schwarzwälder Schinken aus Iowa. Weil die Schweine dort halt gerade billiger waren - dies ist dann kein absurdes Szenario mehr. Aber nicht nur die Politik ist gefragt. Jeder Verbraucher hat einen Einfluss auf unsere Landwirtschaft! Jeder griff ins Supermarktregal ist ein Teil Mitbestimmung oder Protest gegen eine sich immer schneller drehende Spirale, in der die Landwirtschaft steckt.

Die Bäuerinnen und Bauern stecken bis zum Hals in Arbeit und sind enormem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Wir können die Richtung, in die die Landwirtschaft sich entwickeln soll, nur gemeinsam mit der Gesellschaft bestimmen. „Der Mensch ist, was er isst“, sagte Ludwig Feuerbach schon vor über einhundert Jahren. Für mich hat dieser Satz eine ganz besondere Bedeutung, da sich jeder Tag bei mir um die Erzeugung von Lebensmitteln dreht. So wie bei vielen anderen Bäuerinnen und Bauern auch.

Jeder kann also mit seinem persönlichen Verhalten etwas bewirken. Bio und regional einkaufen ist natürlich teurer, aber in der Regel immer noch zu billig, um uns Erzeuger angemessen zu entlohnen. Natürlich kommt keiner drum herum seine eigenen Prioritäten zu überdenken. Oft ist weniger mehr, gerade beim täglichen Konsum. Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Wenn wir nicht aufpassen, haben solche Abkommen sehr viel mit unserem Mittagessen zu tun! Eine wache Gesellschaft ist natürlich der beste Schutz gegen solch undemokratischen Machenschaften.

Der Zwischenruf erschien im Journal Frankfurt vom 4. Oktober 2016. Hier können Sie ihn diskutieren.
 
4. Oktober 2016, 11.02 Uhr
Moritz Schäfer
 
 
Fotogalerie:
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