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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Iran Detainees Report

Aktivisten veröffentlichen Infos zu politischen Gefangenen im Iran

Aktivisten wollen mit dem Projekt „Iran Detainees Report“ auf die Inhaftierten im Iran aufmerksam machen. Im Blick hat die Gruppe auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran-Regime.
Eine Gruppe von etwa zehn studentischen Aktivisten rief im Dezember vergangenen Jahres ein Projekt ins Leben, das unter dem Titel „Iran Detainees Report“ für Aufmerksamkeit sorgt. Einer von ihnen ist Siavash, der in Frankfurt politisch aktiv ist und im Gespräch mit dem JOURNAL die Idee hinter dem Projekt erläutert. Wie er sagt, habe sich die Gruppe zur Aufgabe gemacht, sichere Informationen zu politischen Gefangenen im Iran zu sammeln und diese anschließend auf Instagram, Telegram und bei Twitter in englischer Sprache zu veröffentlichen. Dafür stünden sie in Kontakt mit Menschrechtsanwälten, Aktivisten und auch Familien, die Informationen zu den Inhaftierten liefern könnten. Genaue Angaben zu den verschiedenen Quellen könne er nicht nennen, da Sicherheitskräfte der Iranischen Republik auch im Ausland aktiv seien und politische Gegner unterdrückten und teils sogar ermorden würden.

Politische Aktivisten recherchieren zu Inhaftierten im Iran


Weiter berichtet der 32-Jährige, dass die Idee und der Umfang ihrer Recherchearbeit bis dato einzigartig sei. Zwar würden Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International auch Informationen zu Gefangenen bereitstellen. Aber dies beschränke sich oft auf eher prominente iranische Aktivisten. Ihre Arbeit hingegen schließe sämtliche Gefangene ein, zu denen sie Informationen beschaffen könnten.

Problematisch sei dabei, dass Informationen zu Inhaftierten aus zum Beispiel kleinen Städten schwieriger zu erhalten seien, als bei Prominenten wie etwa Musikern. Sie schätzen, dass in den iranischen Gefängnissen bis zu 20.000 Aktivisten eingesperrt seien, wobei die Dunkelziffer höher liegen dürfte. Zu den Eingesperrten würden dabei nicht nur Aktivisten aus dem Iran, sondern auch aus anderen Ländern gehören.

Inhaftierte im Iran: Aktivisten wollen Druck ausüben


In naher Zukunft, so sagt er, plane die Gruppe, die Informationen auch auf Deutsch anzubieten und überdies eine entsprechende Internetseite für mehr Reichweite zu erstellen. Die bisher in den sozialen Medien zur Verfügung gestellten Informationen beinhalten jeweils ein Foto der inhaftierten Person, ihren Namen sowie den Grund ihrer Inhaftierung.

Darüber hinaus sind oft weitere Angaben zur Person und den Umständen ihrer Verhaftung und Inhaftierung eingetragen. Wenn sich neue Erkenntnisse zu einer Person ergeben, würden die bisherigen Informationen aktualisiert, sagt Siavash. Dennoch würden viele Gräueltaten des Regimes im Dunkeln bleiben.

Andere Projekte und Personen nutzen die Informationen

Die Informationen aus dem Projekt würden regelmäßig von Menschrechtsorganisationen und deutschen Aktivisten genutzt, um das Repressionsgeschehen im Iran zu beschreiben, sagt er weiter. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) etwa gebrauche die Informationen, um sie an Politiker zu vermitteln, die dann eine sogenannte „politische Patenschaft“ für einen Gefangenen übernehmen könnten. Als Vertreter eines Inhaftierten würden sie dann beispielsweise in Berlin an die iranische Botschaft herantreten, um den Druck auf das Mullah-Regime zu erhöhen. Dazu gehören auch zwei Bundestagsabgeordnete aus Hessen, von denen Siavash und seine Mitstreiter hoffen, dass sie in der jeweiligen Fraktion das Thema aufgreifen. Sie vermuten auch, dass Unternehmen aus Hessen im Iran Geschäfte machen, und suchen deshalb Menschen, etwa Politiker, die das bestätigen können.

Neben einer erhöhten Aufmerksamkeit für die derzeitige Lage im Iran verstehen die Gruppenmitglieder das Projekt auch als „Beitrag zum Sieg der Revolution im Iran“, obwohl sie von Frankfurt aus handeln würden. Besonders Deutsche müssten durch das Projekt angesprochen werden, um zusätzliche Kräfte zu mobilisieren. Ziel sei nämlich, die Bundesregierung zu einem Abbruch ihrer wirtschaftlichen Beziehungen zum Regime im Iran zu bewegen.

Und tatsächliche gehe es auch anderen Ländern wie etwa dem Jemen aufgrund von Aktivitäten des Iran-Regimes schlecht. „Wir wollen sagen, dass das Mullah-Regime nicht nur für uns Iraner gefährlich ist, sondern für die ganze Welt und für die Demokratie“, sagt Siavash.

Streik vor dem iranischen Konsulat dauert an

Unterdessen geht der Sitzstreik vor dem iranischen Konsulat in der Raimundstraße in Frankfurt weiter. Er ist laut Siavash für drei Monate wieder verlängert worden und wird in der Regel von fünf Personen getragen, wobei dies Beteiligten wechseln. Sollte die Revolution im Iran erfolgreich sein, würde die Aktivistengruppe übrigens einfach an anderer Stelle weitermachen, sagt er. „Es gibt immer irgendwo auf der Welt politische Gefangene.“
 
23. Februar 2023, 10.33 Uhr
Till Geginat
 
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Geginat >>
 
 
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