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85 Jahre E-Kinos

Es bleibt in der Familie

Die Filmtheaterbetriebe Jaeger feiern 85 Jahre Kino in Frankfurt. Zelebriert wird das mit einem Jubiläumsprogramm und vielen Blicken in die Vergangenheit. Eine Zeitreise durch die Ära der E-Kinos.
Alles begann am 10. Oktober 1926 in der Lange Straße 22: „Eden“ nannte Ludwig Reichard sein Kino unweit des Allerheiligentors. Für den der Kinematografie zugeneigten Frankfurter herrschten damals wahrhaft paradiesische Zustände: Weit über drei Dutzend Kinos gab es im gesamten Stadtgebiet. Das „Eden“ mit 450 Plätzen fungierte anfangs als Zweitverwerter und spielte jene Werke nach, die bei den großen Erstaufführungstheatern der Innenstadt bereits durch waren. Das änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zuge des Wiederaufbaus ließ Reichard am 18. November 1948 auch sein „Eden“-Kino neu erstehen – nun als Erstaufführungshaus mit 700 Sitzen. In den Fünfzigerjahren boomte das Geschäft erneut. Allein 1959 zählte man in Frankfurt und seinen Bezirken 83 Kinos mit annähernd 40 000 Plätzen. Eines davon, der „Europa-Palast“, war von Ludwig Reichard am 29. August 1952 an der Hauptwache errichtet worden und präsentierte sich als luxuriöses Lichtspieltheater mit einem 1150 Zuschauer fassenden Saal inklusive großem Balkon. Zu dieser Zeit war bereits Reichards Tochter Liselotte in das nun unter „Liselotte Jaeger Filmtheater-Betriebe“ firmierende Familienunternehmen eingestiegen. Ihr Sohn Klaus Jaeger, der heute das Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Gabriele leitet, erinnert sich noch gut an den Eröffnungstag: „Ich wurde in einen Smoking gezwängt und musste dann um 8 Uhr ins Bett.“

Nach dem Tod ihres Vaters führte Liselotte Jaeger ein eisernes Regiment, das ihr zwar den Titel der Frankfurter „Kino-Grande Dame“ einbrachte, aber auch das Image einer knallharten Geschäftsfrau. Ab 1959 – die Bedrohung des sich rasant etablierenden Mediums Fernsehen ließ die Kinobranche kriseln – wurden die Räumlichkeiten nach und nach in ihre Einzelteile zerlegt, bis man in dem dreistöckigen Gebäude irgendwann neun Säle integriert hatte – der kleinste davon, das „Esprit 1“, mit gerade mal 57 Sitzen. Die „E-Kinos“ waren geboren. Zu ihren Lebzeiten kursierten viele, nicht immer vorteilhafte Geschichten über Liselotte Jaeger. Als sie im September 2002 mit 83 Jahren starb, hinterließ sie die E-Kinos als cineastische „No-Go-Area“. Gemeinsam mit der neuen Theaterleiterin Christina Weide versuchen Sohn Klaus und Schwiegertochter Gabriele Jaeger bereits seit einer Weile, dies zu ändern. „Wir sind uns schon im Klaren, dass die E-Kinos zuletzt keinen guten Ruf hatten“, sagt das neue Betreiberteam. Umso mehr ist man bemüht, eine bessere Außenwirkung zu schaffen: Umfangreiche Renovierungsarbeiten, eine offenere Atmosphäre und „besondere Freundlichkeit“ sind die Faktoren, „mit denen wir uns von anderen Großkinos absetzen wollen“, so Gabriele Jaeger. Man baut auf Kinder- und Familienansprache, zeigt prinzipiell keine blutrünstigen Horrorstreifen und wertet einen Film auch schon mal länger aus, „was die anderen Kinos kaum noch machen“. Doris Dörries „Kirschblüten“ etwa lief hier ganze 36 Wochen. Auch größere Filmpremieren stehen inzwischen wieder auf dem Programm.

Seit der Hessenpremiere von Margarethe von Trottas „Vision“ im Jahre 2009 „sind die Verantwortlichen wieder auf uns als Premierentheater aufmerksam geworden“, sagt Gabriele Jaeger stolz. Zuletzt, beim Roten Teppich für Matthias Schweighöfers Regiedebüt „What a Man“, habe man über 1000 Besucher gezählt. Für eine der Hauptdarstellerinnen des Films, Mavie Hörbiger, wurde der Besuch der E-Kinos gar zu einer unverhofften Begegnung mit der eigenen Geschichte. Im „Künstlerzimmer“ des Kino-Komplexes, wo sich seit Eröffnung die gastierende Filmprominenz mit ihren Unterschriften an den Wänden verewigt hat, fand Hörbiger die Signatur ihres Großvaters, des Schauspielers Paul Hörbiger, und war ebenso überrascht wie erfreut. „Dass es so was noch gibt“, soll sie gesagt haben. Klaus Jaeger grinst zufrieden: „Bei uns gibt es so was noch.“

>> Alle Termine zum umfangreichen Jubiläumsprogramm der E-Kinos (25.9.–20.11.) finden Sie unter: www.ekinos-frankfurt.de.
 
23. September 2011, 11.41 Uhr
Andreas Dosch
 
 
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