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Keine Partypartei

Die Utopisten-Politiker

Die Liste des einstigen CDU-Abgeordneten Wolff Holtz hat ihr Programm vorgestellt. Es sind vor allem Visionen, die "Frankfurt für Morgen" entwickelt hat. Manche Vorschläge haben es in sich - rein finanziell.
Man trifft sich im edmw in der Jahnstraße, die U-Bahnen der Nummer 5 rauschen vorbei - achja, die sollten auch mal lieber unter Tage gelegt werden. Genau wie die Linien 1, 2 und 3. Und wenn man schon mal am Buddeln ist, kann ja auch noch der Theatertunnel verlängert werden (so wie es ursprünglich geplant war bis zum Börneplatz), und die Straßen an den Ufern des Mains ebenfalls. Die Stadt würde lebenswerter, gewiss. Doch woher soll das Geld kommen?

Eben genau an diesem Punkt wiegeln Wolff Holtz, Frank Auth und Stephanie Frisch ab. Die Drei stellen das Programm der Liste "Frankfurt für Morgen" vor, sie recken auf den Fotos den Daumen nach oben, ganz so wie das "Gefällt-mir"-Symbol bei Facebook. Über das soziale Netzwerk will die Liste möglichst viele Wähler gewinnen, 5000 sollen es mindestens werden, damit am Ende in der Stadtverordnetenversammlung eine Fraktion bei rumspringt, das wären drei Abgeordnete. Kann das gelingen mit einem Programm, das schon mit dem Satz beginnt: "Um das Mögliche zu erreichen, muss man das Unmögliche wollen."?

Frank Auth, Inhaber der Agentur Bluemars, findet: ja. "Der Stadtpolitik fehlen die Visionen. Deswegen haben wir uns Gedanken über ein Frankfurt gemacht, wie wir es uns im Jahr 2030 wünschen würden. Es muss langfristige Ziele geben, nicht nur Klein-Klein." Wie man was finanziert ist da natürlich erstmal zweitrangig.

Gibt es eine solche Vision aber nicht mit der von der Stadt herausgegebenen Studie des Städteplaner Albert Speer? Wolff Holtz stimmt dem zu, meint aber, dass diese Leitlininen im Parlament oft genug nicht beherzigt würden. Holtz ist einer der wenigen bei FFM hoch 2, die schon kommunalpolitische Erfahrung mitbringen. Er war als CDU-Revoluzzer bekannt, weil er oft den Kurs der eigenen Fraktion verließ. Letztlich führte das auch zum Bruch mit der Partei, der er bereits als Jugendlicher angehörte. Einige Jungunionisten sind zwar mit im Boot, das Gros der Liste besteht aber aus Personen, die man im weitesten Sinne als kreative Klasse bezeichnen könnte. Da ist die Hairstylistin Hatice Nizam dabei, der Architekt Kay Mack oder eben eine promovierte Biologin wie Stephanie Frisch, die die Diskussionen vor der Programmvorstellung als "sehr hart" bezeichnet. Wolff Holtz spricht von einer bunten Truppe, die aber durchaus zu einem homogenen Ergebnis gekommen sei.

Und woraus besteht es nun, dieses Ergebnis? Beispiel Stadtentwicklung: die Lokalpolitiker wollen neben der Altstadt am Römer auch Alt-Sachsenhausen wieder aufbauen. Die Untertunnelung des Mainufers soll Platz machen für Badestrände, Liegewiesen und Gastronomie. Die City soll abseits der Zeil belebt werden mit einem "Gassenviertel", in dem auch kleinere Läden wieder ihren Platz finden. Das Gegenmodell zu dieser Kleinteiligkeit soll mit Hochhäusern entstehen, die deutlich über 200 Metern liegen sollen - etwa mit dem Campanile am Hauptbahnhof. Die Festlegung auf Gebäude unter 60 Metern im Hochhausrahmenplan nennt Holtz schlicht "kleinmütig".

Beispiel Verkehr: In den Stadtvierteln sollen Garagen entstehen, um den Parkplatzsuchverkehr einzudämmen. Eine autofreie Innenstadt lehnen Holtz und Co. ab, im Jahr 2030, so das Argument, habe sich die Elektromobilität ohnehin durchgesetzt, so dass Lärm und Abgase kein Problem mehr darstellten.

Beispiel Bildung: kostenlose Kinderbetreuung, höhere Gehälter für Lehrer und Erzieher, Stärkung der Schulen in Problemvierteln.

Da wird die Utopie schon so weit real, als auch andere Parteien in Frankfurt mit ähnlichen Forderungen antreten - insbesondere wenn man die Finanzierbarkeit einmal nicht in Frage stellt. "Wir wollen ja auch gar nicht alles anders machen", sagt Wolff Holtz. "Aber einiges besser". So kommen Frank Auth und er am Ende des Gesprächs in der Kneipe auch auf eines ihrer Hauptanliegen: die Transparenz von Politik zu erhöhen, Bürger stärker einzubeziehen - etwa über Facebook und Co. - und die Diskussionskultur im Parlament zu verbessern. "Warum muss die CDU einen guten Antrag ablehnen, weil der von Linkspartei kommt oder von den Freien Wählern? Nur um dann einen ähnlich formulierten Antrag selbst zu stellen, um sich die Butter nicht vom Brot nehmen zu lassen."

Klingt alles ebenso utopisch wie sympathisch, doch erstmal müssen am 27. März die nötigen Stimmen zusammenkommen. Da will die Liste insbesondere die Nichtwähler erreichen. "In meinem Freundeskreis gibt es viele, die sagen: Lass mich mit Politik in Ruhe", sagt Frank Auth. Die will er nun erreichen.
 
1. März 2011, 10.28 Uhr
Nils Bremer
 
 
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