Seit Anfang September ist der Mainkai wieder für den Autoverkehr geöffnet. Die CDU-Fraktion im Römer hat nun ein Konzept vorgestellt, das die Verschönerung der Strecke vorsieht. Autos sollen dabei trotzdem fahren – jedoch nur bei Tempo 30.
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Der Verkehrsversuch des autofreien Mainkais ist gescheitert, seit knapp drei Wochen rollen wieder Autos und LKW über die Strecke am nördlichen Mainufer zwischen Alte Brücke und Untermainbrücke. Die CDU-Fraktion im Römer hat nun ein Konzept vorgestellt, dass den Mainkai auch ohne Sperrung verschönern soll. Konkret bedeutet das: zusätzliche Grünflächen und öffentliche Plätze sowie eine andere Fahrbahnaufteilung und ein Tempolimit von 30 km/h. Die CDU gehe damit „in die Offensive“, teilte Fraktionsvorsitzender Nils Kößler mit.
Rund ein Jahr lang war der Mainkai in Rahmen eines Pilotprojekts zur autofreien Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt; in den Debatten über die Zukunft der Strecke war es letztendlich die CDU-Fraktion innerhalb der Koalition, die sich für eine Öffnung der Strecke und somit für den Verkehr positionierte. Mit dem Vorschlag habe man nun einen „gelungenen Interessenausgleich zwischen den vielen unterschiedlichen Erwartungen an den Mainkai“ geschaffen, so Kößler. „Wir schaffen neue Grünflächen, es entsteht am südlichen Ende der Achse Zeil-Römerberg ein großer Mainufer-Erlebnisplatz, und der notwendige Fahrrad- und Autoverkehr kann trotzdem fließen“, so der Fraktionsvorsitzende.
Um dies zu ermöglichen soll die Straße „so weit wie möglich nach Norden“ verlegt und pro Fahrtrichtung mit jeweils einer Spur für Fahrräder und Kraftfahrzeuge ausgestattet werden, erklärt Kößler und beruft sich auf den Entwurf des Büros Marie-Theres Deutsch Architekten (BDA), welches man mit der konzeptionellen Umgestaltung beauftragt habe. Durch die Verlegung der Straße könnten in Höhe der Leonhardskirche und am Saalhof neue Grünzonen sowie drei Aufenthaltsinsels mit zusätzlichen Bäumen entstehen. Der Gleiskörper der Hafenbahn wird laut Union in die Fläche aufgenommen, wodurch der entstehende „Platz am Fahrtor“ eine Größe von 4500 m² haben könnte. Darüber hinaus sollen die Promenadenwege neu geordnet, die Kaimauer mit neuen Stufenanlagen ausgestattet werden.
Der Verkehrsversuch habe gezeigt, dass „die Mainkai-Straße als wichtige Ost-West-Verbindung aktuell weiterhin auch für den Autoverkehr benötigt wird“, so Kößler. Dennoch wolle man auch dem Wunsch der Frankfurterinnen und Frankfurter nach mehr Platz dort nachkommen. Dieser habe sich auch in der kürzlich veröffentlichten städtische Umfrage widergespiegelt: Dort gaben rund 57 Prozent der Frankfurterinnen und Frankfurt an, der Mainkai solle dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt bleiben. Nur 21 Prozent gaben an, die Strecke sei für den Verkehr unverzichtbar. Durch diesen Entwurf, der eine „andere Fahrbahnaufteilung, Tempo 30 und stadträumliche Neugestaltung“ vorsieht, könne man die Aufenthaltsqualität deutlich erhöhen, so Kößler.
Oesterling nennt Entwurf „Mogelpackung“
Erste Kritik zu den Vorschlägen kam nun von Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD). Dieser teilte am Montag mit, das Konzept sei eine „virtuelle Mogelpackung“. Die CDU habe zwar eine „schöne Präsentation“ erarbeitet, die eine Grundlage darstellen könnte, so Oesterling, allerdings sei dabei eigentlich kein Platz mehr für eine zweispurige Straße inklusive Radverkehrsspuren. Auf jeglichen Visualisierungen seien nur wenige bis gar keine Autos zu sehen, was laut Oesterling darauf schließen lasse, dass die CDU den Autoverkehr in Zukunft hauptsächlich in Sachsenhausen sehe. Der von Kößler benötigte Erhalt der Ost-West-Verbindung wäre in diesem Fall nicht tragbar.