Bis Herbst 2018 soll die Brache auf dem ehemaligen Rundschaugelände an der Stiftstraße geschlossen werden: Mit Eigentumswohnungen, einem Hotel und einem Boardinghaus sowie mit Einzelhandel und Gastronomie.
Nicole Brevoord /
Fünfziger Jahre Bauten, der historische Eschenheimer Turm und der moderne Nextower ¬– Die Ecke Große Eschenheimer Straße/ Stiftstraße lebt von harten architektonischen Kontrasten. Einigen alteingesessenen Frankfurtern mag das alte, geradezu elegante Rundschaugebäude immer noch fehlen. Es wurde abgerissen als das Palais Quartier entwickelt wurde. Seit 2006 klafft auf dem Grundstück eine große Lücke und die soll nun mit einem ausgefallenen Entwurf des renommierten Architekten Hadi Teherani wieder geschlossen werden. Am Mittwoch war der erste Spatenstich.
Auf einer 24.500 Quadratmeter großen Fläche soll bis Ende 2018 Raum entstehen für das Boardinghaus „Residence Inn by Marriott“ mit 157 Apartments und ein neues Lifestyle-Economy-Hotel mit 257 Zimmern namens „Moxy“, ebenfalls eine Marke der Marriottkette. SV Hotel wird die Leitung der beiden Unterkünfte übernehmen. „Der Druck auf dem Wohnungsmarkt hat dafür gesorgt, dass wir eine wohnwirtschaftliche Nutzung statt einer Büronutzung bevorzugt haben“, sagt Andreas Hülsken, Bereichleiter Rhein-Main von Strabag, die gemeinsam mit dem Co-Investor RFR (Zum Portfolio gehören u.a. UpperZeil, Bienenkorbhaus) das Projekt auf den Weg bringen. Zu Flare of Frankfurt, so der vollmundige Name des Bauprojektes, gehört aber auch ein klassisches Wohngebäude mit 57 Eigentumswohnungen, die drei bis vier Monate vor dem Geschäftshaus fertiggestellt werden. „Das soll keine Investorenkiste werden“, versichert Hülsken, der sich über die Quadratmeterpreise jetzt vor der Vermarktung, die noch für diesen Sommer geplant ist, ausschweigt. Es werde sicher mehr als 3000 Euro sein und weniger, als man in London zahle. Das klingt reichlich schwammig. Günstig werden die 40 bis 75 Quadratmeter großen Wohnungen in bester Innenstadtlage und mit aufwendiger Gestaltung vermutlich nicht. „Der liebste Käufer wäre für uns ein Frankfurter Ehepaar, das aus dem Taunus zurückzieht, weil es die Urbanität schätzt“, so Hülsken, Zu Flare of Frankfurt, dessen Investitionsvolumen bei 180 Millionen Euro liegt, gehört auch Retail, sprich Einzelhandel und Gastronomie. Die Nachfrage sei groß, im Sommer werde mit der Vermarktung der 2500 Quadratmeter, die für Retail vorgesehen sind, begonnen. Man setze bei der zu erwartenden Klientel auf die Nutzer des Nextower und auf die Hotelgäste, man erweitere mit den ebenerdigen Läden auch das Einkaufserlebnis der Innenstadt.
Die Entwürfe des gesamten Projektes stammen von dem in Hamburg lebenden Architekten Teherani, der damit einen internationalen Architekturwettbewerb gewann. Er habe gewissermaßen einen Maßanzug für den Ort erschaffen, seine Geometrie berücksichtigt und auch die verschiedenen Stilrichtungen, der benachbarten Gebäude. Er habe sich von den tiefen Gesimsen des Palais inspirieren lassen und von der Steinfassade. Dass seine Vision des Lückenschlusses auf dem Areal so gar keine Ähnlichkeit mit dem vorangegangenen Gebäude hat, ficht ihn nicht an. „Diese Kritik habe ich nie so ernst genommen. Niemand wollte eine Kopie des Rundschaugebäudes haben an der Stelle.“
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig