Auf die Straße gehen und für etwas einstehen – mit dieser Idee gründeten Sabine und Daniel Röder 2016 ihre Initiative „Pulse of Europe“. Zum ersten Geburtstag schauen die beiden Frankfurter auf eine beeindruckende Bilanz.
Nicole Nadine Seliger /
9.11.2016 , Sabine und Daniel Röder sitzen in Wohnzimmer und schauen Fernsehen. Fassungslos verfolgt das Frankfurter Ehepaar die Nachberichte zur US-amerikanischen Wahl, die gerade erst Donald Trump zum mächtigsten Mann der Welt befördert hat. Angesichts der Demonstrationen in den USA gegen ihren designierten Präsidenten, sind sich die Röders einig: „Hinterher ist es zu spät, man muss vorher etwas tun“. Gesagt, getan. Wie Sabine und Daniel Röder Anfang des Jahres gegenüber dem JOURNAL Frankfurt erzählten, gründeten die beiden noch im November 2016 mit ein paar Freunden die Initiative Pulse of Europe. Vor einem Jahr, am 3.12.2016, versammelte sich die Bürgerbewegung erstmals auf dem Roßmarkt und demonstrierte friedlich: Für Europa, für Gemeinschaft und gemeinsame Werte.
Was als Idee im Wohnzimmer der Röders begann, hat sich zu einem europaweiten Phänomen entwickelt. Anfangs war das Ehepaar mit knapp 200 weiteren Befürwortern der europäischen Idee auf der Straße, heute demonstrieren Menschen in mehr als 100 Städten für ihr Anliegen. Nicht nur in Deutschland, Pulse of Europe hat mittlerweile 20 europäische Länder erreicht.
Europäische Grundwerte im Zentrum Ende 2016 blickten die Röders mit Sorge auf die bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Der Brexit war in aller Munde. „Es ist keine Zeit für eine Denkzettelwahl“, warnte Sabine Röder damals im Interview. Ihr Mann vermisste Politiker, die sich klar und eindeutig für Europa einsetzen. Nun sind die Wahlen vorbei und die schlimmsten Befürchtungen der Röders sind nicht eingetroffen: Weder in den Niederlanden, noch in Frankreich, haben die rechtspopulistischen Kandidaten gewonnen. Doch Parteien wie die AfD bekommen Zuwachs und sind in die nationalen Parlamente eingezogen. Die Notwendigkeit eines friedlichen Einstehens für Europa bleibt wichtig. „Wir wollen das Selbstverständliche bewusst machen, das viele vergessen haben und gar nicht selbstverständlich ist“, nannte Röder schon im Interview Anfang des Jahres ein zentrales Ziel von Pulse of Europe. Es gehe um einen EU-Reformprozess und die Sicherung der europäischen Grundwerte. Für ihr Engagement haben die Röders zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Europäischen Bürgerpreis vom Europäischen Parlament.
Sabine Röder bei ihrer Dankesrede / Foto: Pulse of Europe
Ein Geschenk zum Geburtstag Pünktlich zum ersten Geburtstag kam der Marion Dönhoff Preis hinzu. Die Auszeichnung wird seit 14 Jahren an Persönlichkeiten vergeben, die sich für die internationale Verständigung zwischen Deutschland und Osteuropa einsetzen. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer überreichte den mit 20.000 Euro dotierten Förderpreis an Sabine Röder. „Wenn es Sie nicht schon gäbe, müsste man Sie erfinden!“, sagte Kramp-Karrenbauer in ihrer Laudatio.
Röder, die den Preis stellvertretend für die Initiative entgegennahm, sah die Auszeichnung als Werschätzung „für alle Menschen, die unsere Bewegung ausmachen, für die lokalen Organisationsteams, die Unglaubliches ehrenamtlich leisten, aber auch für alle, die uns sonst unterstützen und sich mit uns als europäische Zivilgesellschaft erheben.“