Können sich die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet nicht einmal zusammenraufen? Sie können, wie die Regionalparkroute beweist, die in wenigen Tagen eröffnet wird. Ein Plädoyer für mehr Miteinander.
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Einmal rund um Frankfurt herum führt die Regionalparkroute - und einige Abstecher der Wege führen geradewegs ins Herz der Stadt. Die Karten zeigen keine Gemeindegemarkungen, keine alten Landesgrenzen. Die aber schwirren noch in den Köpfen mancher herum - und man muss gar nicht die alten Witze über Offenbach und Frankfurt bemühen. Da ist die Gemeinde Eschborn, die sich mit ihrer niedrigen Gewerbesteuer ins Fäustchen lacht. Da ist im Gegenzug Frankfurt, das sich über die Einnahmen durch den Flughafen freut und die Region kaum beteiligt. Da gibt es einen Rhein-Main-Verkehrsverbund, der einen zwingt, an alten Grenzpunkten auszusteigen, um ein Anschlussticket zu kaufen. Auf die kommunale Verfasstheit legen nur Politiker wert, die ihre Posten nicht verlieren wollen. Stadt- und Landräte, Bürgermeister und Gemeindevorsteher. Da muss man jeden kleinen Schritt würdigen.
Am Montag werden auf dem Roßmarkt in Frankfurt bunte Jägersitze aufgestellt. Sie sollen für die neue Regionalparkroute werben, die offiziell am 11. September mit einem großen Fest eröffnet wird. Bürger dieser Stadt, schaut doch mal ins Land. 190 Kilometer misst die Rundroute, sie beginnt und endet an der Mainspitze in Mainz-Gustavsburg und führt im Norden über den Taunus, touchiert im Osten Hanau und im Süden Darmstadt. Hunderte Wegweiser zeigen, wo es langgeht - und sie zeigen das Logo des Regionalparks Rhein-Main.
In Flörsheim liegt die Zentrale des Regionalparks. Spätestens dort wird klar, dass die Rundroute auch eine politische Dimension hat. Lorenz Rautenstrauch ist nicht nur Geschäftsführer, sondern auch früher Ideengeber des Regionalparks. „Das war eigentlich ein technokratisches Projekt“, sagt er über die Anfänge. Im Umlandverband setzten sich die Kommunen einst zusammen, um etwa die Müllbeseitigung oder den öffentlichen Nahverkehr gemeinsam anzupacken. Alleine ging es irgendwann nicht mehr. Als Tom Koenigs Anfang der 90er-Jahre in Frankfurt den Grüngürtel etablierte, wollten die Umlandkommunen das auch. Frischluftschneisen sollten erhalten werden – und die Idee der Naherholung wurde in der Gesellschaft höher eingeschätzt als in früheren Jahren. Heute ist die Regionalparkroute ein schöner Beweis dafür, dass die Kommunen eben doch zusammenarbeiten können. Im Besucherzentrum gibt es detailreich Karten, die dem geneigten Flaneur die Sehenswürdigkeiten entlang der Route näherbringen.
Auf dem Roßmarkt wird vom 5. bis 9. September die neue Route für sich werben – mit besagten bunten Hochsitzen. Am 10. September landen an der Mainspitze, dem offiziellen Start- und Zielpunkt der Route die Regionauten, Akteure der Theatergruppe antagon, die für den Park werben sollen. Am folgenden Tag wird auf der gesamten Strecke ein großes Fest gefeiert, für das auch etliche kleinere Kommunen und Vereine begeistert werden konnten.
Mehr zur Regionalparkroute lesen Sie im aktuellen Journal Frankfurt.