Kabarett: Jahresrückblick in der Käs

Das politische Jahr in 120 Minuten

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Die beiden Kabarettisten Florian Schröder und Volkmar Staub gastierten mit ihrem politischen Jahresrückblick in der Käs – und begeisterten ihre Zuschauer mit Parodien und bissiger Satire zum Jahr 2016.

Nicole Nadine Seliger /

Die US-Wahl war das beherrschende Thema des politischen Jahres – klar, dass die beiden Kabarettisten Florian Schröder und Volkmar Staub ihr Programm mit Donald Trump begannen. In einem verfremdeten Video meldete sich der designierte US-Präsident zu Wort, wiederholte einige seiner bekannten und aufsehenerregenden Äußerungen in schönstem Denglisch und versprach, Deutschland wieder great zu machen. Für Schröder und Staub der passende Einstieg, um sich in den ersten Minuten von „Zugabe – Der politische Jahresrückblick 2016“ mit der Personalie Trump zu beschäftigen und sich sarkastisch sowie bissig an dessen Wahlprogramm abzuarbeiten.

Bissig und entlarvend
Mehr als zwei Stunden lang nahmen die beiden Kabarettisten in der Käs kein Blatt vor den Mund und sezierten genüsslich die politischen Ereignisse des zurückliegenden Jahres: Burka-Verbot und TTIP wurden genauso diskutiert wie die kommende Wahl des Bundespräsidenten, Panama-Papiere und die AfD. Schröder in schickem Anzug und Staub in legerer Kleidung brauchten nicht viel mehr als die Leinwand für ihre Videoeinspieler und zwei Stühle auf der Bühne für ihr Programm. Im Vordergrund stand sowieso das gesprochene Wort: Da wurden Aussagen von Politikern in ihre Einzelteile zerlegt und deren Inhalte entlarvt. Einig waren sich Schröder und Staub nicht immer, hin und wieder nahmen die beiden auch unterschiedliche Haltungen an und lieferten sich einen Schlagabtausch auf der Bühne, zum Beispiel beim Thema Brexit, in dessen Zuge Schröder ausnahmsweise ernsthaft das Wahlrecht für 16-Jährige forderte.

Noch mehr Zeit wurde der Causa Böhmermann vs. Erdogan eingeräumt – und mit Kritik an allen Beteiligten nicht gespart. Staub nahm sich dabei auch seinen Kollegen Böhmermann vor und stellte dessen Verhalten in Frage: „Zuerst das Gedicht veröffentlichen, dann erstmal abtauchen, und nachher nicht den Arsch in der Hose haben und konsequent bei den Aussagen zu bleiben – Das hätte man auch anders machen können“.

Überzeugende Parodien
Ihr großes Können zeigten die beiden Protagonisten auch bei den unterhaltsamen Parodien bekannter Persönlichkeiten. Als Winnetou wandte sich Staub an seine roten Brüder der SPD, sang als Altrocker Udo Lindenberg und verkörperte Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einer Rede an dessen Landesvolk. Schröder überzeugte in seiner Paraderolle als Kanzlerin Merkel, wurde kurzfristig zu Günter Jauch und Jürgen Klinsmann und übernahm in einer fiktiven Talkrunde von Markus Lanz gleich die Rollen aller Anwesenden: Gastgeber Lanz wurde ebenso parodiert wie dessen Gäste Jogi Löw, Renate Künast und Joachim Gauck.

Dass nicht nur Satire lustig sein kann, zeigten die beiden Kabarettisten anhand realer Videos von Günter Oettinger, die Schröder und Staub auf der Leinwand über der Bühne abspielten. Seine Reden in unnachahmlichem Englisch sorgten für große Lacher beim Publikum. Eine anschließende Parodie über Oettingers zwei Seelen in dessen Brust war einer der Höhepunkte des kurzweiligen Abends. In einem launigen Quiz bezogen die beiden schließlich das Publikum in der Käs in ihr Programm ein: Schröder las Zitate vor und die Zuschauer mussten raten, ob die Aussage von einem AfD- oder CSU-Politiker stammte. Für richtige Antworten flog ein Schokoladen-Nikolaus als Belohnung durch den gut gefüllten Raum.

Gegen Ende von „Zugabe – Der politische Jahresrückblick 2016“ präsentierte Schröder dann auch die ultimative Lösung gegen Trump: Kanzlerin Angela Merkel. „Wer den Papst auf dem Gewissen hat, für den ist Trump ein Kinderspiel“, schlussfolgerte der Kabarettist zum Abschluss.


>> Volkmar Staub und Florian Schröder: Zugabe – Der politische Jahresrückblick 2016, 26. Januar 2017, 20 Uhr, Neues Theater Höchst (ausverkauft), Karten gibt es noch unter anderem für die Vorstellung in Mainz am 25. Januar und weitere Termine


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