Schon wie in den beiden vorausgegangenen Jahren spielt auch diesmal das Trio Tango Transit wieder sein Wintermusik-Programm „Engelrausch“ in der Vorweihnachtszeit in der Matthäuskirche.
Detlef Kinsler /
„Stille Nacht“, „Jingle Bells“, „Süßer die Glocken nie klingen“ – auch Akkordeonspieler Martin Wagner und Kontrabassist Hanns Höhn griffen für ihre ersten musikalischen Season’s Greetings 2005 auf diese Klassiker zurück. Aber anders als viele Pop-, Rock- oder Jazzmusiker, Newcomer wie Superstars, die der Versuchung nicht widerstehen können, eine Weihnachtsplatte einzuspielen (ein Schelm wer da kommerzielle Gedanken unterstellt), haben die Zwei ganz bewusst allen Klischees den Kampf angesagt. Das Ergebnis nannten sie „Winterjazz“, ihr Projekt Engelrausch. „Erst entsteht etwas, dann kommt die Beschreibung“, betont Martin Wagner.
„Der Begriff ,Winterjazz’ war plötzlich einfach da, er ist warm und drückt das Kreative und Improvisatorische unserer Arbeit aus.“ Inzwischen hat das Duo seinen etatmäßigen Drummer aus dem gemeinsamen Tango Transit-Projekt ins Konzept miteinbezogen, das jetzt unter Tango Transit spielt Engelrausch firmiert. Ihre Interpretationen erweitern also nicht das gängige „Swinging Christmas“-Angebot. Ein absolutes No Go für die Drei. „Da wird ein Stück genommen, kurz mal ein Rhythmus gesucht, und dann kann man ziemlich schnell das Thema im James-Last-Modus leicht answingen, dann etwas improvisieren und fertig ist es“, moniert Wagner. Die Herangehensweise bei Tango Transit ist eine komplett andere. „Die Stücke werden auf ihre Stimmung reduziert, zerpflückt und dann quasi neu zusammengebaut. Wir spüren dem Stück deutlicher nach, kriechen hinein und schieben das Endprodukt in die richtige Richtung, und batsch klingt jedes Stück unverwechselbar.“
Klassik, Jazz und Folk sind die Eckpunkte eines weiten Feldes auf dem man sich vollkommen frei und uneingeschränkt bewegt. Von „Leise rieselt der Schnee“ bis „Caribean Cling Clong“, Christmas grenzenlos, bei klirrender Kälte und schweißtreibenden Temperaturen. Das in vielen Kulturen verwurzelte Akkordeon ermöglich eine wirklich große stilistische Bandbreite. „Das Instrument ist in sehr vielen, fast allen Kulturen der Welt verwurzelt und viele Mentalitäten finden so ihren Ausdruck. Letztlich fließen sie parallel dazu auch im Jazz irgendwo zusammen, das ist die Musik, die den Platz dafür gibt, die Klammer“, weiß Wagner. Ihm ist auch wichtig, „dass dabei keine intellektuelle Musik entsteht, sondern eine ganz natürliche, die die Zuhörer auf eine Reise mitnimmt.“
>> Tango Transit, Engelrausch, Sonntag, 3. Advent, 13. Dezember 2015 um 17 Uhr in der Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33, Eintritt: 15,–
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.