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Wenn sich ein Viertel wandelt...

Wie die Stadt mit Gentrifizerung umgeht

Manche Viertel verkommen, andere werden aufgewertet werden. Das aber geht meist mit höheren Mieten und einer neuen Bevölkerungsstruktur einher. Beispiele sind Nord- und Ostend und das Bahnhofsviertel.
Stadtsoziologen sprechen von Gentrifizierung, wenn Wohnviertel plötzlich angesagt sind, aufgehübscht werden und somit auch die Mieten steigen und sich das Umfeld wandelt. Doch diese Aufwertung bringt automatisch auch höhere Lebenskosten für die Bewohner mit sich, manch einer kann sich seine künftig aufwendig sanierte Wohnung nicht mehr leisten. Was in Berlin am Prenzlauer Berg national für Aufsehen sorgte, findet man auch zunehmend in Frankfurt vor. Da kaufen Investoren ein Haus in einem Stadtteil, das sich im Aufwind befindet, sanieren es und werten es mit Balkonen, Aufzügen, Fußbodenheizungen und was das Herz begehrt auf und allmählich werden dort erschwingliche Wohnungen rar. Nordendbewohner kennen das und diese Tendenz macht auch im Bahnhofsviertel nicht halt. Der einst verrufene Kiez wird langsam in, Trendbars eröffnen und das multikulturelle Ambiente lockt. Außerdem ist das Viertel gut an den Verkehr angebunden und zentraler geht es kaum. Bisher war das Bahnhofsviertel jedoch kaum eine Luxuswohnlage, was sich aber ändern kann.

„Die Stadt unternimmt ja viel, kann aber nicht alles verhindern“, sagt Mark Gellert, Sprecher des Stadtplanungsamtes. „Gentrifizierung ist ein Phänomen, dass es auch in Frankfurt gibt und das hat positive und negative Begleiterscheinungen.“ Man sei von der Stadt natürlich für Aufwertungen der Stadtteile, die in die Jahre gekommen sind und fördere das auch an manchen Stellen. Bockenheim und das Ostend seien solche Beispiele, bei denen man auch Geld in die Hand nähme. „Ein Teil der Strategie im Bahnhofsviertel war, dort wo es eben viel leerstehenden Raum, etwa gewerblich genutzte Flächen oder auch ein paar Büros und heruntergekommenen Wohnraum gibt, die Sanierung oder Umwidmung zu fördern.“ Dazu gebe es auch Unterstützung aus dem Bund-Länderprogramm und auch von Europa. „Das läuft nach der Devise jede neue bewohnbare Wohnung im Viertel ist eine gute Wohnung.“

Mit vielen kleineren Programmen habe man versucht, die Wohnqualität im Bahnhofsviertel zu verbessern. So habe man etwa den einzigen Spielplatz des Quartiers gestaltet. Aktuell gebe es auch ein Förderprogramm, das die Begrünung der Innenraum schon allein aus klimatischen Gesichtspunkten finanziell unterstützt.

„Bisher ist der Faktor neuen Wohnraum zu schaffen, ganz entscheidend. Wir konnten etwa in den vergangenen Jahren die Zahl der Bewohner im Bahnhofsviertel um 30 Prozent steigern“, so Gellert. Im Jahr 2005 habe man mit der Förderungsrichtlinie begonnen und 20 Millionen Euro als Mittel für die Sanierung beziehungsweise Umnutzung von brachliegenden Gewerbeflächen zu Wohnungen bereitgestellt. „Die Mittel wurden weitestgehend ausgeschöpft.“ Für mehr als 336 Wohneinheiten seien Bewilligungen ausgesprochen worden, davon wurden 116 modernisiert, 202 von Büro- oder Gewerbefläche zu Wohnungen umgewandelt und 18 Wohneinheiten neugebaut.

„Neue und modernisierte Räume sind nun mal teurer als nicht modernisierte. Bisher haben wir Projekte gefördert, egal ob es sich um Miet- oder Eigentumswohnungen handelte. Das hat auch viel Kritik mit sich gebracht. Wir gingen davon aus, dass jede Wohnung mehr dem Viertel gut tut. Nun läuft das Förderprogramm in diesem Jahr aus und wir überlegen, wie wir das fortführen.“ Denn der Haken bei der Sache war Folgender: Werden Mietwohnungen, so erklärt uns Mark Gellert, gefördert, so muss sich der Preis dem Mietspiegel anpassen und bei geförderten Eigentumswohnungen können keine Preise vorgeschrieben werden. Bei modernisierten Mietwohnungen könnten hingegen laut Bundesgesetzgebung nur maximal 11 Prozent aufgeschlagen werden.

„Eigentlich ist es im Bahnhofsviertel nicht mehr nötig, dass wir als Stadt hier Fördermittel vergeben, weil vieles zum Selbstläufer geworden ist.“ Ein Beispiel ist die ehemalige Kaufhalle, an deren Stelle nun schicke Wohnungen treten. Die Aufwertung ist offenbar bereits ein Stück weit gelungen. Dass Investoren Häuser kaufen und Mieter wegen ihrem Sanierungswunsch vergrämten oder gar vertrieben, dagegen habe die Stadt kein Instrumentarium. Schon allein weil der Begriff „Luxussanierung“ nicht juristisch definiert sei. „Balkone sind beispielsweise heute kein Luxus mehr. Wenn man sie anbaut, steigert man den Wert des Hauses. Natürlich will die Stadt das Rausekeln der Mieter nicht fördern. Das ist natürlich eine Sauerei. Da kann ich nur empfehlen, sich an das Amt für Wohnungswesen und an Mieterschutzvereine zu wenden und sich juristisch beraten zu lassen. Aber was ist die Alternative zur Aufwertung von Stadtvierteln? Dass man ein Viertel verkommen lässt? Das hätte noch viel schlimmere Folgen.“

Lesen Sie weiter:
- Die Geschichte von Mieterin Laura Di Salvo im Bahnhofsviertel
- Was der Projektentwickler des Kiez-Hauses sagt
 
28. August 2013, 00.12 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
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