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Offener Brief

Germanistik-Studierende: „Die Lehre ist überlastet“

Überfüllte Seminarräume, falsch eingesetzte Mittel, zu wenige Professuren: Die Studierenden der Germanistik zeigen sich enttäuscht von der Goethe-Universität. In einem offenen Brief haben sie sich nun an Präsidentin Birgitta Wolff, das Präsidium und den Hochschulrat gewandt.
„Inwiefern kümmert sich die Goethe-Universität um ihre Studierenden?“ Mit dieser Frage beginnt der offene Brief, den Studierende der Germanistik der Goethe-Universität an Birgitta Wolff, die Präsidentin der Goethe-Universität, das Präsidium und den Hochschulrat gerichtet haben. Über 1000 Unterschriften sind darunter zu finden, die Studierenden dahinter fordern eine Verbesserung von Studium und Lehre in ihrem Fach. 4300 Studierende und 17 Professuren – diese Rechnung geht aus Sicht der Studierenden nicht auf. Darum „können wir nicht anders, als diese Betreuungsrelation dafür verantwortlich zu machen, dass die Lehre aktuell be- und überlastet ist“ heißt es in dem Schreiben. Die Konsequenz seien überfüllte Seminarräume und unpersönliche Kontakte zwischen Lehrenden und Studierenden.

„Es gibt teilweise Seminare, die restlos überfüllt sind. Das liegt daran, dass die wenigen Veranstaltungen, die es gibt, für ziemlich viele verschiedene Module und Studiengänge geöffnet sind und am Ende jeder seinen Schein machen will“, sagt Sabrina Günther, eine der aktuell 150 eingeschriebenen Masterstudierenden. Sie ergänzt: „Für uns ist das einfach frustrierend, wiederholt Veranstaltungen, für deren Inhalt wir uns wirklich interessieren, nicht besuchen zu können. Oder aber, weniger interessante Kurse belegen zu müssen, um überhaupt in der Regelstudienzeit zu bleiben.“ Die im Leitbild Lehre des Fachbereichs 10 niedergeschriebenen Kapazitätsberechnungen, die von angemessenen Veranstaltungsgrößen ausgehen, werden so nicht erfüllt. „Ich habe meinen Master bewusst in Frankfurt angefangen, weil es hier ein größeres Institut gibt als an anderen Universitäten, wie zum Beispiel in Gießen. Jetzt wünsche ich mir, dass am Ende auch das Angebot und die Vielfalt zur Größe passen“, sagt Günther.

Finanzielle Unterstützung für die Lehre gibt es seitens des Landes Hessen, das die sogenannten QSL- und QLP-Mittel zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich um zweckgebundene Mittel, die zur Verbesserung der Qualität der Studienbedingungen und der Lehre eingesetzt werden sollen. Zuständig für die Verteilung dieser Mittel sind die Kommissionen der Fachbereiche und der Senat. Die Vorgaben würden jedoch nicht eingehalten, lautet der Vorwurf der Studierenden, denn die Mittel „werden hauptsächlich eingesetzt, um Dozent*innen befristet zu finanzieren, die grundständige Lehre leisten, also Lehre, die nicht aus diesen Mitteln finanziert werden soll.“

Lehrende stellen sich hinter Studierende

Auch einige Professorinnen und Professoren unterstützen die Studierenden. Gabriele Rohowski Akademische Oberrätin am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik zeigt Verständnis für die Forderungen. „Die Aktion der Studierenden unterstütze ich nachdrücklich. Ich hoffe sehr, dass das Präsidium ihnen einen Gesprächstermin vorschlägt“, so Rohowski. Auch Heinz Drügh, Professor für Literaturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, stellt sich hinter die Verfasserinnen und Verfasser des offenen Briefs. „Es ist für mich als Lehrenden großartig zu sehen, was diese jungen Menschen an Zeit, Lust und Leidenschaft für ihr Fach mitbringen“, Drügh. „Es ist wichtig, dass das Ganze zum Thema wird und so in seiner Relevanz erkennbar wird. Die Finanzierung von Schulen ist ein viel diskutiertes Problem, doch wenn es um Universitäten geht, ist es mir oft zu ruhig.“

Dabei trage auch die Universität eine große Verantwortung, gerade im Hinblick auf die Ausbildung zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer. „Inwiefern soll es jedoch möglich sein, dieser Verantwortung gerecht zu sein, wenn unsere zukünftigen Lehrer*innen unter diesen Bedingungen ausgebildet werden?“, fragen die Studierenden in dem Brief. „Es wird immer schwieriger, eine attraktive und einladende Studiensituation für die Studierenden herzustellen“, sagt auch Heinz Drügh. Er ist seit 14 Jahren an der Universität tätig und habe über die Jahre hinweg ein beständiges Schmelzen der Mittel beobachten können. „Man merkt die Unzufriedenheit im Raum sofort.“ Denn gerade die Einführungsveranstaltungen seien unglaublich voll. Der Lehrende wirke so schnell unpersönlich. „Es entsteht Frust. Durch die Überlastung ist es momentan nicht möglich, sich intensiv genug mit den Studierenden auseinanderzusetzen. Dabei ist Face-to-Face Kommunikation unverzichtbar.“

Dekan zeigt sich gesprächsbereit

Die Studierenden fordern konstruktive Lösungsvorschläge und unter anderem neue Dauerstellen im Mittelbau. Es sei wichtig, jetzt zu handeln. Gerade im Hinblick auf den neuen Hochschulpakt, der 2020/21 in Kraft treten wird, und die Neuregelung der QSL-Mittel, die 2020/21 in die in Landeshaushalt überführt und um vier Prozent gesteigert werden sollen. Die Universitäten, nicht nur in Frankfurt, seien notorisch unterfinanziert. Das führe dazu, dass die QSL-Mittel oftmals dafür verwendet werden, um erst einmal Löcher zu stopfen, erklärt Dekan Frank Schulze-Engler. „Wir wissen es zu schätzen, dass sich unsere Studierenden einsetzen und sehen das auf keinen Fall als einen Akt der Unfreundlichkeit“, so Schulze-Engler. Er und sein Team hätten bereits drei Terminvorschläge eingereicht und seien bereit, sich schon zeitnah zu einem gemeinsamen Gespräch mit den Studierenden zusammenzusetzen: „Wir können kein Geld ins System zaubern. Doch wir wollen lösungsorientiert handeln und gemeinsam mit den Studierenden auf Details und Fehlinformationen eingehen.“
 
7. Februar 2020, 12.50 Uhr
Sina Eichhorn
 
 
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