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Kreative Klasse am Main

Frankfurts kreative Wirtschaft

Gleich an mehreren Punkten hat sich in diesen Tagen gezeigt: Die Kreativwirtschaft wird von der Stadtpolitik geschätzt – sie hat es in Frankfurt aber auch nicht immer leicht. Fünf Beispiele.
Im aktuellen Kreativwirtschaftsbericht der Wirtschaftsförderung heißt es zu Beginn recht nüchtern: „Mit einem Anteil von 7 % an kreativwirtschaftlichen Betrieben an der Gesamtwirtschaft liegt Frankfurt sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 4 %. Mit Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre ist die Zahl der kreativwirtschaftlichen Betriebe in Frankfurt zwischen 2007 und
2014 stabil geblieben.“

Nun ist die Vielfalt in eben diesem Bereich aber auch besonders groß. Verlage, wie der des Journal Frankfurt, zählen ebenso dazu wie Games-Hersteller, Crytek etwa, oder Werbeagenturen wie Ogilvy oder Publicis. Diese Bereiche zusammengenommen nehmen schon die Hälfte der Betriebe in der Kreativwirtschaft ein. Oftmals ist das Blickfeld aber ein gleichsam verengtes: Kreativ, das sind die Künstler, die unter den hohen Mieten in der Stadt zu leiden haben. Für sie hat die Stadt in den vergangenen Jahren recht viele Angebote geschaffen. So war denn auch das Fazit einer Podiumsdiskussion in der vergangenen Woche durchaus ein positives: Es könnte durchaus schlimmer sein in Frankfurt.

Ein paar Beispiele:
1. Der TaunusTurm beherbergt nicht nur Büros und Wohnungen, sondern auch eine Dependance des Museum für Moderne Kunst. Die Verhandlungen mit der Stadt darüber brauchten ihre Zeit, der Chef des Immobilienunternehmens TishmanSpeyer, Florian Reiff, sagt aber: „Ohne solche öffentliche Nutzungen lassen sich Gebäude heutzutage nicht mehr vermarkten.“ Es gebe einen Trend zurück in die Stadt – Wohnen, Arbeiten und Freizeit würden wieder im gleichen Viertel stattfinden. Beim nächsten Haus von TishmanSpeyer, das gerade auf dem ehemaligen Metzler-Grundstück in der Innenstadt entsteht, entstehen neben Büros auch ganze Wohnetagen – und eine öffentliche Nutzung. Nur ein Konzept für Neubauten? „Es gibt viele Stimmen, die davon sprechen, alte Gebäude zu hacken – sie also für andere Nutzungen umzugestalten“, sagt Florian Reiff. Das könne der Revitalisierung der Innenstädte nur helfen – und letztlich auch der Kreativwirtschaft.

2. Die Podiumsdiskussion fand in den Räumen von BestRegarts statt, einer Galerie, die sich im 14. Stock des FBC-Gebäudes breit gemacht hat, eigentlich einem Ort, der zu teuer für die Kunst erscheint. „Kunst hat ihren Wert – und manche Immobilienbesitzer erkennen diesen auch“, sagt Ewa Nowik, die die Galerie leitet. Sie schlägt vor, künstlerisches oder soziales Engagement auch auszuzeichnen. Ähnlich den allgegenwärtigen Umweltsiegeln, mit denen sich Neubauten oder sanierte Gebäude schmücken, solle es Awards für Bauherren geben, die Platz für Kreativität schafften. „Ich bin nicht dafür, dass Kreativität immer nur an den Rändern der Stadt ihren Platz findet – sie sollten mitten in der Stadt sein.“

3. Im Publikum saß Jakob Sturm, der das Atelierhaus Basis im Bahnhofsviertel mitorganisiert und zugleich unter dem Signet Radar beständig auf der Suche nach leerstehenden oder umzunutzenden Gebäuden für Kreative ist. Oftmals, so sagt er, seien leerstehende Räume zu groß, um sie an einzelne Künstler zu vermieten, kleinere Einteilungen machten die Vermietung für Bauherren zu komplex. Investor Steen Rothenberger auf dem Podium konnte ihm da nur zustimmen – und fragte: Warum nicht noch ein Haus zum Kreativhaus umwidmen? Machte man ja schon, warf Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) ein – mit der Basis oder derm Atelierfrankfurt habe man große Flächen für die Kreativwirtschaft geschaffen. Doch es gehe weiter. Was uns zu Punkt 4 führt.

4. In der Lindleystraße 4 im Ostend und in der Wächtersbacher Straße 84 in Fechenheim fördert die Stadt die Umnutzung zweier Gebäude in Ateliers für eine Texterin, einen Maler und einen Bildhauer mit gut 30.000 Euro. Gefunden wurden die Räume über Radar. Cunitz Fazit: „So schaffen wir kontinuierlich weitere Arbeitsräume für Kreativschaffende. Die Kreativen bleiben hier und wandern nicht in andere Städte ab. Zugleich werden Leerstand beseitigt, eine zusätzliche Belebung herbeigeführt und im Idealfall auch das Straßenbild städtebaulich aufgewertet.“

5. Dass längst noch nicht alles ideal ist, zeigt das Beispiel von Stella Friedrichs. Sie veranstaltet seit zehn Jahren das Stilblüten-Designfestival. Anfangs noch in einer kleinen Ausstellungshalle in Sachsenhausen, zwischenzeitlich in der leerstehenden Diamantenbörse, die Ardi Goldman für diesen und viele andere Zwecke bereitzustellen wusste. Nun bei Mercedes – allerdings zum letzten Mal. Wie es kommendes Jahr weitergehen soll? „Ich weiß es nicht“, sagt Frau Friedrichs und hofft erneut auf eine zündende Verbindung mit der Immobilienbranche. Die Zwischennutzung hat eben auch seine Nachteile. „Langfristig kann man nicht wirklich planen – was auch die Finanzierung nicht ganz einfach macht.“

Steen Rothenberger hofft indes, dass die Hoffnung auf die kurzfristige Rendite bei seinen Kollegen abnimmt. Mit seinem zweiten Lindenberg-Hotel plant er eben genau kein Hotel, sondern einen kleinen Mittel- und Treffpunkt für Alt-Sachsenhausen, im Keller ein Tonstudio, ein kleiner Markt im Erdgeschoss, Kunstausstellungen und so weiter und so fort. „Es ist erstmal egal, ob sich das rechnet. Mir geht es darum, dass sich die Menschen wohlfühlen, der Rest wird sich dann schon ergeben.“

Fühlen sich die Menschen denn in Frankfurt wohl? Der Wirtschaftsreport des Kompetenzzentrums Kreativwirtschaft sagt es ganz nüchtern: „Die Standortbedingungen in Frankfurt sind ideal für Kreative.“ Und was sagen Sie?

>> Kreativwirtschaftsreport Frankfurt – hier als Download.
 
10. November 2015, 11.36 Uhr
Nils Bremer
 
 
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