ARD und ZDF hatten im Juni angekündigt, für die Einspeisung ihrer Kanäle ins Kabelnetz künftig nichts mehr zahlen zu wollen. Hessens Hauptversorger, Unitymedia, schimpft das Vorhaben „diskriminierend“.
Gerald Schäfer /
ARD, ZDF, ZDF Neo, Arte, 3 Sat, HR … Die Liste der öffentlich-rechtlichen Programme, die über das Fernsehen empfangen werden können, ist lang. 23 TV-Sender, diverse HD-Versionen und 63 Radiosender lang, um genau zu sein. Damit diese Sender auch weiterhin empfangen werden können, sollen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten allerdings Einspeisegebühren an die Verbreiter der Programme bezahlen. So, wie sie es derzeit tun. Den Kabelanbietern soll das Geld ab dem kommenden Jahr allerdings gestrichen werden. Glücklich sind die über die Pläne natürlich nicht.
6,7 Millionen Kunden versorgen die frisch fusionierten Unitymedia und Kabel BW in ganz Deutschland mit Kabelfernsehen. In Hessen und in Frankfurt ist der Branchenriese quasi unangefochtener Spitzenreiter. Genaue Zahlen für Kabelanschlüsse gibt es zwar nicht für Bundesländer und Städte, nach einer ungefähren Schätzung der hessischen Landesmedienanstalt (LPR) dürften es aber deren etwa 1,2 Millionen in Hessen geben. „Neben dem Kabelnetzbetreiber Unitymedia gibt es in Frankfurt nur einige wenige, kleine Kabelanbieter. Und für diese kleinen Anbieter ist Unitymedia auch der Signallieferant“, sagt Annette Schriefers von der LPR. Grob 60 Prozent aller Frankfurt Haushalte beziehen ihr Fernsehprogramm aus der Dose.
Laut Unitymedia Kabel BW bezahlen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten jährlich 60 Millionen Euro an alle deutschen Kabelnetzbetreiber. DVBT hingegen würde mit 247 Millionen Euro pro Jahr finanziert. Obwohl die „Nischentechnologie“ gerade einmal rund 4 Prozent aller Fernsehzuschauer nutzen würden. Dass ARD und ZDF nun am Kabel sparen wollen, findet man bei Unitymedia doch etwas merkwürdig. „Mit GEZ-Gebühren von 7,6 Milliarden Euro plus Werbeeinnahmen in Millionenhöhe erscheint die Diskriminierung des Kabels befremdlich“, sagt der Sprecher des Unternehmens, Johannes Fuxjäger, auf Anfrage des JOURNAL FRANKFURT. Es gebe genügend andere Stellen, an denen die Sender Geld einsparen könnten. Das duale Finanzierungsmodel – die Sendeanstalten zahlen für die Einspeisung ihrer Programme, die Endkunden für den Empfang – sorge dafür, dass die Kosten für die Kunden relativ niedrig bleiben. Weigern sich die Öffentlich-Rechtlichen weiter ihren Teil zu zahlen, ist das bisherige Finanzierungsmodell aber wohl perdue. „Grundsätzlich sind wir gesprächsbereit und setzen auf Verhandlungen mit ARD und ZDF, um eine vertragliche Lösung im Sinne unserer Kunden zu finden“, so Fuxjäger. Die Gespräche sind derzeit allerdings etwas ins Stocken gekommen.
Rückendeckung erhält das Unternehmen von der LPR: „Es gibt unseres Erachtens keine Verpflichtung, dass die Kabelebtreiber etwas verbreiten müssen, dass sie nicht bezahlt bekommen“, sagt Sprecherin Annette Schriefers. Die Verbreitung der Öffentlich-Rechtlichen sei zwar im Rundfunkstaatsvertrag festgelegt, aber eben nicht kostenlos. „Wir würden grundsätzlich sagen: Die müssen sich zusammentun. Für uns sind die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ebenso Wirtschaftsunternehmen wie Privatsender“, so Schiefers.
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