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Foto: © Nicole Nadine Seliger
Foto: © Nicole Nadine Seliger

Kunst im Hauptbahnhof

Visuelle Umarmung für Pendler

Bahnhöfe müssen nicht grau und trostlos sein – mit seiner bunten Wandinstallation bringt Nikolaus A. Nessler Farbe in die B-Ebene des Hauptbahnhofs. „All Names‘ Home“ heißt das Kunstwerk an den Rolltreppen.
„Man kann nicht nur dafür sorgen, dass die Züge pünktlich abfahren, es sollte auch schön sein“, so Nikolaus A. Nessler. Mit seiner Kunst sorgt der Frankfurter für eine Verschönerung des Hauptbahnhofs. Jeder Pendler, der aus der B-Ebene zu den S-Bahn-Gleisen 101 bis 104 geht, kommt an den bunt gestalteten Wänden vorbei. Direkt an den Rolltreppen, die zu den Gleisen führen, zieren riesige bunte Landkarten, die Wände.


Foto: Nicole Nadine Seliger
An den Gleisen 101 und 102 ist eine Landkarte von Frankfurt und Umgebung zu sehen. Ein regulärer Stadtplan der Region von Sulzbach bis Richtung Maintal diente als Grundlage für das Kunstwerk. Die Wände zu den Gleisen 103 und 104 ziert eine Weltkarte in verfremdeter Form. Nessler zeichnete die Kontinente, setzte sie aber neu zusammen. Europa steht dadurch auf dem Kopf, ist aber dennoch gut zu erkennen.


Foto: Nicole Nadine Seliger
„Mit Kunst kann man Welten verändern, sagt er und lacht. „All Names‘ Home“ heißt das Kunstwerk, das sich auf etwa 160 Quadratmetern an den Wänden erstreckt, denn anstelle von Straßen- und Ländernamen sind die Karten mit Vornamen aus aller Welt gefüllt.


Foto: Nicole Nadine Seliger
Die Namen sollen Fremdes mit Vertrautem kombinieren. Tatsächlich wechseln sich geläufige Vornamen mit exotischen, gänzlich unbekannten Wörtern ab. Die Inspirationen für die circa 1200 Namen bekam Nessler aus aller Welt. Er verwendete christliche Namen, altgermanische, südamerikanische, suchte Namen aus afrikanischen Stämmen, der Aborigines, der Inuit und von Indianerstämmen – alle Kulturkreise sind in Nesslers Kunstwerk verewigt. Auch aus der Literatur (z.B. Gretchen aus Goethes Faust) und Oper (Tristan und Isolde) entnahm er Vorschläge.


Foto: Nicole Nadine Seliger
Die bunte Farbgebung des Kunstwerks folgt keinen Regeln. „Das war Intuition. Von links nach rechts, einen Farbverlauf zu erschaffen, wäre zu einfach gewesen“. Dass einige Pendler mit Filzstiften das Kunstwerk verändert und beispielsweise Namen ergänzt haben, sieht Nessler eher entspannt. „Klar, bin ich darüber nicht erfreut. Aber, das gehört zu einer Metropole dazu, dass sich Menschen so Aufmerksamkeit verschaffen.“ Eine kostenlose Reinigung der Flächen stand schon im Raum, wurde aber bisher nicht beschlossen.


Foto: Nicole Nadine Seliger
Die B-Ebene sei „eigentlich ein Unort, von dem man schnell wieder weg will“. Durch seine Kunst hofft Nessler, das zu ändern. Die Idee geht auf ein Projekt aus Nesslers Vergangenheit zurück. Anfang der 1990er Jahre lebte der Künstler in Brasilien und gestaltete dort eine Wand im Bahnhof der Hauptstadt Brasilia. Städte und Flüsse des Landes waren dort auf einer vier mal sechs Meter großen Leinwand zu sehen, ergänzt mit Namen seiner damaligen Freunde aus Südamerika. Als er einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn mehr als 20 Jahre später davon erzählte, war der begeistert. „Das wäre doch ganz schön, machen sie das auch hier“, habe er Nessler gesagt. Zuvor hatte Nessler bereits für die Bahn Ausstellungen kuratiert. Seit April 2016 ist die Installation an den Rolltreppen fertig.


Foto: Nicole Nadine Seliger
Die Grafik soll vor allem ein „strukturelles Werk“ sein, dennoch ist sich Nessler sicher, dass „Frankfurter ihr Frankfurt schon erkennen werden“. Ein Jahr lang hat er an den Zeichnungen für den Bahnhof gearbeitet. Das ursprüngliche Modell war aber nur etwa einen Meter breit. Als Vektorgrafik konnte die Zeichnung ohne Qualitätsverlust vergrößert werden. Im Maßstab von 1:1000 wurde sie auf eine Folie gedruckt und dann wie eine Tapete auf die Wände am S-Bahn-Abgang geklebt.


Foto: Nicole Nadine Seliger
Mehrere Wochen hat es gedauert bis das Kunstwerk vollständig aufgeklebt war. „Das war nicht ganz einfach, denn wir mussten darauf achten, dass eine Rolltreppe immer befahrbar war“, so Nessler. Auch die Beschaffung des S-Bahn-Abgangs mit Ecken und Kanten sei eine Herausforderung gewesen. Dennoch wünscht er sich, dass sein Kunstwerk nicht das einzige bleibt, um die Bahnhöfe bunter werden zu lassen. „Auch die Stadt könnte da mehr machen“, so Nessler. Für eine künstlerische Gestaltung des Südbahnhofs hat er bereits Ideen entwickelt.
 
11. April 2017, 12.30 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
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