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Verkauf des Philosophicums

„Ein erster Schritt von vielen“

Das Philosophicum geht an die Projektgruppe, die dort gemeinschaftliches Wohnen schaffen will. Doch diese hält den Kaufpreis für zu hoch. Am Donnerstag findet eine Demo statt.
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) freut sich. Und Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) auch. Der eine lobt „die Kreativität, der Einsatz, die Entschlossenheit der engagierten Bürger“, der andere die „bedeutende Weichenstellung für die Weiterentwicklung des Kulturcampus“ sowie „eine Strahlkraft für das gesamte Areal“, den „Grundstein für stabile, sozial verantwortungsbewusste Nachbarschaften“. Anlass des Jubels: Das Philosophicum. Die ABG Frankfurt Holding hat sich mit der Projektgruppe darauf geeinigt, ihr das ehemalige Uni-Gebäude auf dem Campus Bockenheim zu verkaufen – für 6,1 Millionen Euro.

Doch kurz nachdem ABG-Chef Frank Junker die frohe Kunde verbreitet hat, wird die Euphorie gedämpft. „Faktisch ist der Kaufpreis für eine sozialverträgliche Nutzung zu hoch“, teilt die Projektgruppe Philosophicum mit. „Grundstückspreise in dieser Höhe stellen für die meisten sozialen Gruppen schwer zu überwindende Hürden dar.“ Deshalb werde die Gruppe weiter dafür kämpfen, dass in der Innenstadt und auf dem Campus Bockenheim Rahmenbedingungen für bezahlbaren Wohnraum geschaffen werden.

Der Kampf geht am Donnerstag weiter. Um 18 Uhr beginnt eine weitere Demonstration an der Bockenheimer Warte. „Campus für alle. Stadt für alle“, lautet das Motto des Protestzugs, zu dem ein Bündnis mehrerer Gruppen aufruft, die sich für einen sozialen Kulturcampus und bezahlbare Mieten in Frankfurt einsetzen. Geplant ist, durchs Westend und das Bahnhofsviertel zum Römer zu gehen, wo die Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan zum Kulturcampus entscheiden soll.

„Ob im Philosophicum bezahlbarer Wohnraum und soziale Angebote für den Stadtteil entstehen können, hängt – bei dem jetzt vereinbarten Kaufpreis – auch entscheidend davon ab, wie die ebenfalls zu hohen Kosten für Erschließung und soziale Infrastruktur der Stadt Frankfurt bewältigt werden können“, heißt es von der Projektgruppe. Sie fordert vom Oberbürgermeister und Magistrat, „die hohen Abgaben für soziale Infrastruktur für die Projekte“ anzupassen, günstige Darlehen zu ermöglichen und „passende Fördertöpfe und Zuschüsse“ unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus soll der Anteil von 15 Prozent für gemeinschaftliches Wohnen auf dem Kulturcampus „deutlich erhöht“ werden.

Im Philosophicum soll ein gemeinschaftliches und generationenübergreifendes Wohnprojekt für 150 Menschen entstehen, daneben ein Kita, ein Stadtteil-Café, ein Waschhaus und eine Sozialstation. Dabei arbeitet die Projektgruppe mit dem Mietshäuser Syndikat zusammen, einem Unternehmensverbund, der selbstorganisierte Hausprojekte berät und bei der Finanzierung hilft. Bis zum 30. Juni hat die Projektgruppe Zeit, das Geld aufzubringen, dann soll der Kaufvertrag unterschrieben werden.

Die Projektgruppe Philosophicum kritisiert die Stadt für ihre „ökonomistische Wohnraumpolitik“. Einerseits komme sie dem Deutschen Fußball-Bund beim Galopprennbahngelände und den großen Wohnungsbaugenossenschaften beim Kulturcampus entgegen, während der Förderverein Roma für sein Wohnprojekt eine Absage bekomme.

Auch andere Gruppen bleiben bei ihrer Kritik am Projekt Kulturcampus: „Das Philosophicum darf kein Solitär bleiben“, schreibt das Offene Haus der Kulturen, „denn erst in der Verbindung mit einem sozial und kulturell vielfältigen Umfeld wird es seine Wirkung auf den Stadtteil entfalten.“ Der hohe Kaufpreis sei nicht nur eine schwere Bürde für die Realisierung günstigen Wohnraums, sondern setze auch ein „fragwürdiges Zeichen für die Umwandlung des Studierendenhauses zum Offenen Haus der Kulturen“.

Der Asta der Goethe-Universität sieht im Verkauf des Philosophicums nur einen „ersten Schritt von vielen für ein Sozial- und Kulturprojekt“, so der Vorsitzende Daniel Katzenmaier. Der Asta befürchtet, dass das Studierendenhaus und das Studentenwohnheim abgerissen und durch teure Wohnungsbau ersetzt werden. „Dieser Zustand ist für eine Universitätsstadt wie Frankfurt untragbar und entleert die Innenstadt zunehmend von Studierenden und alternativer Kultur“, sagt Larien Simon Wüst vom Asta. Katzenmaier mahnt auch die allgemeine Wohnraumsituation in Frankfurt an, die Wohnpolitik solle sich nicht nach den Interessen des Marktes sondern der Menschen richten. „Die Entscheidung über das Philosophicum hat uns gezeigt, dass öffentliche Kämpfe wirken und es nun weiter für einen Campus, ein Bockenheim und eine Stadt für alle geht“, sagt der Asta-Vorsitzende. „Der Kampf geht für uns jetzt erst los.“
 
2. April 2014, 14.16 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
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