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Frankfurter Kyudo-VErein

"Die ersten 30.000 Pfeile sind Anfängerschüsse"

Ein Kyudo-Verein wurde in Frankfurt schon in den Achtzigerjahren gegründet, heute zählt er rund 100 Mitglieder. Sie waren auch schon bei einigen Wettkämpfen in Deutschland erfolgreich.
In der großen Turnhalle der Frankfurter Ziehenschule sieht zunächst alles alltäglich aus: Zu beiden Seiten der Halle stehen Fußballtore, seitlich reihen sich Sprossenwände und von der Decke hängen Ringe. Doch was dann kommt, ist so ganz und gar nicht typisch in einer solchen Sporthalle: Zielscheiben werden hereingeschoben und am Ende der langen Hallenwand aufgestellt, dann kommen noch drei Reis-Stroh-Tonnen dazu. Auf die wird in der Sporthalle vier Mal in der Woche scharf geschossen: beim Kyudo, der 500 Jahre alten Kunst des japanischen Bogenschießens. Jeweils für drei Stunden kommen die Kyudoka in der Sporthalle zusammen. Rund 100 Mitglieder hat der zu Beginn der Achtzigerjahre gegründete Verein „Kyudojo Frankfurt“ - und sie alle sind Deutsche. Fünf der Frankfurter Vereinsmitglieder schießen sogar im Bundeskader.

Der Fachbegriff für die Reis-Tonnen-Ziele ist "Makiwara". Auf sie wird aus etwa zwei Metern Entfernung gezielt. Die Zielscheiben, "Mato" genannt, sind 28 Meter weit entfernt. Verwandt ist das Kyudo übrigens nicht mit dem westlichen Bogenschießen, sondern eher mit Sportarten wie Kendo und Aikido, wie Andreas Naumann, Trainer beim Kyudojo-Verein Frankfurt, erklärt: "Beim Kyudo geht es vor allem um Kraftökonomie und Konzentrationsfähigkeit. Es stammt nicht aus der Jagd, sondern war im 15. und 16. Jahrhundert eine Verteidigungstechnik der Samurai." Für das Training benötigen die Sportler den Bogen, "Yumi" genannt, Pfeile ("Ya"), einen Schießhandschuh und natürlich die traditionelle Kleidung, bestehend aus dem "Gi", einem weißen, schräg über dem Oberkörper geschlossenen Hemd, und einem schwarzen Hosenrock, "Hakama" genannt. Der Bogen ist traditionell 2,26 Meter lang, die Pfeile einen Meter.

Kyudo ist ein Sport, der auch im hohen Alter noch betrieben werden kann. "Sogar die Gründungsmitglieder in Deutschland sind bereits seit über 40 Jahren dabei - und lernen noch immer weiter", erzählt Andreas Naumann. "Allerdings", sagt er augenzwinkernd, "heißt es beim Kyudo auch oft: Die ersten 30.000 Pfeile sind Anfängerschüsse." Wichtig seien die Ruhe und Konzentration während des Schießens. "Jeder Schuss soll gut werden und muss immer neu aufgebaut werden." Während des Trainings ist es daher in der Sporthalle fast komplett still. Die Fokussierung auf Ruhe und Konzentration wird bereits zu Beginn des Trainings deutlich. Die Kyudoka stellen sich nebeneinander auf, bis Trainerin Christiane Schöniger das Zeichen gibt, sich zu verneigen und niederzuknien. Zwei Minuten schweigen die Sportler, der Blick ist auf eine Kalligraphie gerichtet, auf der zwei der drei Tugenden der Kampfkunstrichtung in japanischen Schriftzeichen abgebildet sind: Durchschlagskraft und Treffsicherheit. Hinzu kommt, wie Andreas Naumann erklärt, die Kontinuität. Jeweils vier Pfeile schießen die Kyudoka pro Durchgang, dabei ist die Durchschlagskraft eines Kyudo-Pfeils nicht zu unterschätzen. Die Samurai benutzten sie, um die Rüstungen ihrer Gegner zu durchbohren.

Die Frankfurter Kyudoka sind nicht nur auf Wettkämpfen in Deutschland erfolgreich, einige von ihnen feierten auch schon Erfolge mit dem deutschen Bundeskader. Und in den vergangenen Jahren waren auch immer Frankfurter Schützen unter den besten drei Schützen bei den Deutschen Meisterschaften zu finden. Aktuell ist Deutschland im Kyudo Vize-Europameister, 2004 waren die Bogenschützen sogar Europameister. Seit einem Jahr wird sogar eine Weltmeisterschaft ausgerichtet. Dort wurde nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, Japan Weltmeister: Die ersten drei Plätze gingen an Frankreich, Großbritannien und Finnland. Um sich noch besser auf die Wettkämpfe in der Bundesliga und im Bundeskader vorbereiten zu können, wünschen sich die Frankfurter Kyudoka eine eigene Trainingshalle, Dojo genannt. Ein Areal ist bereits gefunden, am Rebstockgelände – allein, es fehlt am Geld. Die Idee, ein Dojo zu bauen, existiert schon seit 16 Jahren. „Wir gehören zu den größten Vereinen in Deutschland, aber ein Dojo muss auch finanziert werden“, so Andreas Naumann. „Aber“, sagt er schmunzelnd, „die Kyudoka haben eine große Tugend: Sie sind sehr geduldig.“
 
29. Dezember 2011, 08.05 Uhr
Kim Herschmann/ pia
 
 
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