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Bildersturm im Stadion

Eintracht Frankfurt: Erst verlieren, dann randalieren

Eintracht Frankfurt verlor vor der versammelten Stadtgesellschaft das entscheidende Spiel gegen Köln. Nach dem Schlusspfiff stürmten einige frustrierte Fans das Spielfeld - zum Schaden des Fernsehens.
Das Spiel wäre kaum der Erwähnung wert, hätte die Eintracht am Samstagnachmittag nicht leichtfertig ihre letzte Chance verspielt, aus eigener Kraft in der ersten Liga zu bleiben. Gegen Köln agierte die Mannschaft von Trainer Christoph Daum ideenlos und zuweilen gar verängstigt. 0:2 so lautet das schlimme Ergebnis, das den Abstieg wohl zur Folge hat, zumal die Konkurrenz aus Gladbach mit 2:0 gewonnen hat. Nur noch pures Glück am letzten Spieltag kann diesen noch verhindern. Überall im Stadion dann auch die gleichen Reaktionen: Unglauben, Entsetzen, Trauer. Ob auf den Fan-Rängen oder in den VIP-Lounges. Oberbürgermeisterin Petra Roth vergrub ihr Gesicht genauso in den Händen wie Eintracht-Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen.

Nach dem Schlusspfiff lag eine gespenstische Stille über der Arena, doch dann gab es im Fanblock kein Halten mehr. Einige Eintracht-Anhänger sprangen über die Absperrung, rissen Barrikaden nieder. Die Polizei sprach von etwa 150 Anhängern, die schließlich mit Schlagstöcken und Pfefferspray zurückgedrängt wurden. Auch Eintracht-Präsident Peter Fischer warf sich, nachdem die Polizei die Kontrolle wieder herstellte, dem aufgebrachtem Mob entgegen und versuchte zu schlichten. Als sich die Aufregung gelegt hatte, wagte sich auch die glücklose Mannschaft noch einmal auf den Rasen. Mit bewegter Stimme schürte Fischer die Hoffnung auf den Klassenerhalt mit den Worten "Dann schlagen wir halt den Scheiß-BVB". BVB-Geschäftsführer Watzke will nun eine Entschuldigung von Fischer hören. Im letzten, wichtigen Spiel, ist diese Aussage nicht wirklich förderlich. Eine Entschuldigung an Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erfolgte, dieser hat die Entschuldigung sofort angenommen.
Peter Fischer sagte dazu: „Es ist nicht meine Art, andere Vereine zu beleidigen. Ferner war es auch nie meine Absicht, die Situation weiter anzuheizen. Im Gegenteil: Mit meiner Ansprache an die Fans wollte ich deeskalierend auf unsere Kurve einwirken und somit Schlimmeres verhindern.“, so Fischer. „Ich habe mich dabei in einer sehr emotionalen und aufgeheizten Situation, in der Gefahr im Verzug war, eindeutig in der Wortwahl vergriffen und mich dafür heute in aller Form bei den Verantwortlichen des BVB entschuldigt.

Bei den Ausschreitungen wurde auch eine Spezialkamera zu Boden geworfen und damit unbrauchbar, deren Wert die Fußball-Liga nicht zu beziffern wagte, weil sie ein Unikat ist. Laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist der Bilderstürmer auf den letzten Aufnahmen, die die Kamera lieferte, allerdings einwandfrei zu erkennen. Der Kontrollausschuss der DFL wird sich mit den Ausschreitungen befassen, vor dem Spiel am nächsten Wochenende gegen Dortmund soll über schärfere Sicherheitsmaßnahmen beratschlagt werden.

Während der 1. FC Köln durch seinen Sieg den Klassenerhalt geschafft hat, richten sich bei der Eintracht die sorgenvollen Augen auf den letzten Spieltag. Derzeit steht die Eintracht mit 34 Punkten auf dem vorletzten Platz. Gladbach und Wolfsburg mit jeweils einem Punkt mehr knapp darüber. Schlusslicht St. Pauli ist mit 29 Punkten schon nicht mehr zu retten. Die Eintracht muss also gewinnen - und hoffen, dass es Gladbach und Wolfsburg nicht ebenso halten. Eintracht-Coach Christoph Daum weiß um die besseren Karten, die die Konkurrenten aus Gladbach und Wolfsburg haben, sagte nach dem Spiel aber: „Diese Niederlage ist natürlich bitter. Wenn man die anderen Ergebnisse sieht, hat sich unserer Situation natürlich verschlechtert. Uns hat einmal mehr die Durchschlagskraft gefehlt, um in so einem Spiel zum Torerfolg zu kommen. Wir glauben aber weiter an uns, denn ich bin der Erste, der die Eintracht-Fahne wieder hervorholt.“ Und Eintracht-Vorstand Heribert Bruchhagen sagte in einem TV-Interview: "Das ist die bitterste Stunde, die ich in meinen acht Jahren bei der Eintracht erlebt habe. Es ist uns nicht gelungen, auch nur einen konstruktiven Angriff zu zeigen. Das tut schon weh. Wir müssen in der kommenden Woche nicht weinen, nicht heulen, sondern jede Chance, die wir haben, nutzen."

Tritt der „worst case“ ein, wird Daum das sinkende Schiff verlassen. Als neuer Trainer wird jetzt schon der Schweizer Marcel Koller gehandelt, aber auch der Name Peter Neururer wird geflüstert, angeblich war er neben Daum schon als Ablöse für den entlassenen Michael Skibbe im Gespräch. Wer von den Profis bleiben wird, ist noch offen. Die meisten haben zwar einen Vertrag, der auch für die 2. Liga zählen würde, doch das bedeute nicht, dass sie auch bleiben müssen. Zumindest Ioannis Amanatidis, Benjamin Köhler und Pirmin Schwegler, dieser mit Tränen in den Augen, sagten, dass sie auch in der zweiten Liga für die Eintracht gegen den Ball treten wollen. Möglicherweise werden dem Eintracht-Boss Bruchhagen sogar Befugnisse aus der Hand genommen. Es gäbe Pläne, einen Sportdirektor an seine Seite zu stellen, sagte Aufsichtsratschef Wilhelm Bender. Eine Entscheidung wird nach dem Dortmund-Spiel fallen.

Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit (Grüne) fände einen Abstieg nicht ganz verkehrt. "Es wäre die Chance, einmal ganz neu anzufangen, mit jungen Spielern eine Mannschaft zu formen. Der Verein hat zu lange auf Spieler wie Amanatidis oder Chris gesetzt, die schließlich doch nur verletzt waren", so der Politiker. Dem Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen legt er den Rücktritt nahe. "So wie ein Politiker im Idealfall abgewählt werden sollte, wenn er keine gute Arbeit macht, so sollte auch ein Fußball-Manager zurücktreten, wenn eine Saison schiefgegangen ist. Der Himmel, der sich noch in der Hinrunde zeigte, hat sich letztlich als Fata Morgana erwiesen."
Doch Bruchhagen will seinen Platz im Falle des Abstiegs nicht räumen. Der Frankfurter Neuen Presse sagte er: „Ich werde die Brocken nicht hinschmeißen. Doch ich habe keinen Vertrag, also entscheide ich das nicht. Aber ich habe nicht die Absicht, Eintracht Frankfurt zu verlassen. Dafür ist der Verein mir viel zu sehr ans Herz gewachsen. Wenn wir absteigen, will ich die Sache in einem Jahr wieder reparieren.“ Und er klammert sich immer noch an das letzte Fünkchen Hoffnung fest: „Die Chance ist sicherlich gering, aber Eintracht Frankfurt hat schon mehrfach bewiesen, dass sie sich in letzter Minute, wenn niemand mehr daran glaubt, retten kann.“
 
8. Mai 2011, 16.18 Uhr
nil/ jlo/ ans
 
 
Fotogalerie: Die Eintracht im Abstiegskampf
 
 
 
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