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Party + Politics im Le Panther

Wie Bernadette Weyland und Julia Klöckner einmal zusammen in den Club gingen

Ein Club in den Wallanlagen – zwei Politikerinnen. Julia Klöckner und Bernadette Weyland haben beim Format "Party + Politics" Auskunft über ihre Pläne gegeben – und gezeigt: Die CDU kann auch cool.
Um 20 Uhr soll die Party losgehen und man denkt sich, ok – wenn ich damals eines gelernt habe, dann nicht der erste zu sein. Um kurz nach neun ist das Fest aber schon in vollem Gange – der Ort: der Club Le Panther, untergebracht im ersten Museumsbau der Stadt, dem Odeon, einst von den Bethmanns gebaut, heute im Besitz der Stadt. Doch darum soll es an diesem Abend nur am Rande gehen – der Stargast wird nämlich ein paar Bethmännchen als Geschenk mit nach Hause nehmen können.

Noch ist es nicht soweit. Gerade sagt Julia Klöckner den Satz: "Es ist unglaublich, wieviele Menschen man an der digitalen Theke erreicht." Die ganz reale Theke scheint aber vorerst unerreichbar für den Reporter, denn der Club ist voll. Einige hundert Menschen haben sich versammelt, um sich anzuhören, was Julia Klöckner, Landeschefin der CDU aus Rheinland-Pfalz zu sagen hat – und was Bernadette Weyland, die im kommenden Jahr Peter Feldmann (SPD) das Oberbürgermeister-Amt abjagen will.

Es komme, sagt Frau Klöckner weiter, eben nicht nur auf die Kandidatin an, sondern auf alle. "Wobei die Frau schon mal eine Granate ist", sagt sie dann mit Blick auf Frau Weyland. Die soll alsbald erklären, warum sie die Richtige ist. "Sie haben drei Minuten", sagt der Moderator. "Ich schaffe es auch in einer... weil ich ehrlich, authentisch und kompetent bin. Kurz genug?" So richtig, das merkt man schnell, muss sich die Kandidatin noch an solche halbimprovisierten Auftritte gewöhnen. Sie spult dann etwas ungelenk im Eiltempo ihr Programm ab. Von Staus auf Straßen und Schienen, die es zu beseitigen gelte, über mehr Sicherheit und gepflegtere Schulen. Alles richtig, aber auch etwas strange, wenn man seit über zehn Jahren die Mehrheit der Stadtregierung stellt. Den Amtsinhaber warnt sie – mit Blick auf seine in der Tat etwas überzogene Erfolgsbilanz – vor einem Wahlkampf mit Fake News. Das funktioniere vielleicht in den USA, aber gewiss nicht in Europa.

Gut eine Stunde ist für das Gespräch eingeplant, das Licht gedämpft, das Klappern von Gläsern und der Geruch von Weinschorle und Bier liegt in der Luft. Offensichtlich angeheizt von der Atmosphäre traut sich der Moderator schließlich an das Thema Gleichberechtigung heran, wie wohl die beiden CDU-Damen mit seinem Kompliment umgehen? "Komplimente sind doch immer was Schönes", sagt Weyland. Klöckner jedoch meint keck: "Ich traue ihnen mehr zu, als so zu beginnen." Ohnehin kommt die Christdemokratin äußerst schlagfertig rüber. Rüffelt einen CDU-Rechtsausleger aus Bergen-Enkheim, der meint, Unverständliches dazwischenrufen zu müssen – "Hast du ein Problem?" Da gibt es anerkennende Blicke von führenden Frankfurter CDU-Politikern, denn die hätten sich das auch gern mal getraut. Und dann schließlich schafft es Klöckner noch, den Saal zum Applaus zu bewegen, obwohl ihr Gedankengang mit einem großen Lob an Alice Schwarzer beginnt. Die Kurve bekommt sie damit, dass sie fragt, wo denn die genderbewegten Frauen seien, wenn es um die Vollverschleierung geht. Und zur Gleichberechtigung und dem Kleinhalten von Frauen bezieht sie derart deutlich Position, dass sich später zwei Christdemokratinnen darüber unterhalten, wie toll es sei, solche Töne in der CDU zu hören.

Jan Schneider, der Kreisvorsitzende, ist glücklich an diesem Abend über seine Partei. "Schauen Sie sich um", sagt er. Die CDU sei vielfältig und längst nicht so altbacken, wie manche es behaupteten. Auch Ordnungsdezernent Markus Frank, der im Wahlkampf so manche Breitseite von Bernadette Weyland abbekam, sieht äußerst zufrieden aus. Seit 1993 ist er bei Wahlkämpfen der CDU dabei, auch beim ersten Wahlkampf von Petra Roth klebte der damalige Jungunionist eifrig Plakate. "So einen Event hat es bisher noch nicht gegeben", sagt er. Und spricht dann seinen Dank an die CDU Nordend aus, denn die habe das Format auf die Beine gestellt. "Da drüben stehen die Organisatoren", sagt er. "Gehen Sie mal hin."

Zu den umtriebigen Menschen gehören Kerry Reddington, Nils-Christian Grafflage und Veronica Fabricius. Wie sind sie darauf gekommen? "Mich haben diese trostlosen Räume direkt gestört, als ich hier in Frankfurt auf Parteiveranstaltungen ging", sagt Grafflage. In Berlin war er zehn Jahre lang Referent, er erinnert sich an große politische Entscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik – aber auch an eine Medianight im Konrad-Adenauer-Haus in der Musik-Stars wie Roger Cicero auftraten. "Vielleicht war das ein bisschen das Vorbild." Ansonsten habe man einfach mal gemacht. Dass zu einer Parteiveranstaltung mehr als die üblichen zehn Verdächtigen kommen sollten, sei am Anfang von einigen Parteifreunden bezweifelt worden. Nun, am Ende des Abends, hat sich Herr Grafflage eine Zigarre gegönnt, Frau Fabricius stellt den Partei-Oberen die vielen fleißigen Helfer vor und Kerry Reddington meint: "Julia Klöckner ist einfach gut." In einem halben Jahr soll das Format vielleicht wiederholt werden. Dann ist die Oberbürgermeisterwahl vorbei. Aber eine Landtagswahl steht vor der Tür. "Wir brauchen solche Formate, um neue Leute für Politik zu interessieren", sagt Veronica Fabricius.

Auf dem Nachhauseweg taucht dann noch eine Twitter-Nachricht von Frau Klöckner auf – damit die digitale Theke auch weiß, was jetzt schon wieder los war:
 
30. November 2017, 09.38 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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Text: tig/dpa / Foto: picture alliance / greatif | Florian Gaul
 
 
 
 
 
 
 
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