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Foto: @ FES
Foto: @ FES

Mainbecher-Tour

Mission Nachhaltigkeit

Auf Akquise-Tour mit Axel Heilmann vom Mainbecher-Team zeigt sich: Das Mehrweg-Projekt baut langsam eine solide Basis auf. Fast 50 Gewerbetreibende in Frankfurt nehmen mittlerweile teil. Doch es gibt noch viel zu tun, bevor es sich etabliert haben wird.
Es ist ein sonniger Nachmittag mit frischer Herbstluft auf dem FES-Gelände in Bornheim. Immer wieder donnern schwere Diesellaster vor dem Hauptgebäude vorbei, Elektroautos tanken an den geschäftseigenen Ladestationen. Axel Heilmann steigt für die heutige Tour in einen der leisen Flitzer. Das Gut in seinem Kofferraum – der Mainbecher – hat jetzt schon einen langen Weg hinter sich.

Seit der Einführung des Mehrwegbecher-Pfandsystems im September und der vorangegangenen Cup2gether-Initiative – das JOURNAL FRANKFURT berichtete – haben sich die teilnehmenden Cafés, Tankstellen und Bäckereien von 25 auf fast 50 verdoppelt. Um das System noch weiter aufzubauen und Flächendeckung zu erreichen, wird viel Aufwand betrieben: So hat der FES extra ein zweiköpfiges Team eingestellt, das sich nur um den Mainbecher kümmern soll. Einer dieser zwei Köpfe ist Axel Heilmann, ehemaliger Finanzmanager, und für den Vertrieb zuständig. Er findet, ein Pfandsystem mit Mehrwegbechern sei „das richtige Thema zur richtigen Zeit“. Anfangs sei das noch schwierig gewesen, so seine Kollegin Flora Hochrein, die schon bei der Cup2gether-Initiative dabei war und nun das Marketing für den Mainbecher übernimmt. Als das Projekt im Sommer 2017 startete, „war noch kein Umweltbewusstsein da“ und man habe sehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Jetzt sei das ganz anders.
Auf der heutigen Tour sollen eine Tankstelle mit der ersten Charge Deckel und ein neu dazugekommener Café-Partner mit dem Basispaket an Bechern und Pfandmarken beliefert werden. In der Tankstelle auf der Hanauer Landstraße angekommen, zeigt Heilmann stolz die schwarzen Deckel vor. Sie sind aus dem gleichen Material gefertigt wie die Becher: Lygnin, ein Abfallprodukt aus der Papierindustrie – umweltfreundlich, zu 100 Prozent abbaubar und lebensmittelecht. Zwei Euro werden sie kosten, dabei aber nicht Teil des Pfandsystems sein. Das hat seine Gründe: Man vermutet, dass die Reklamationsquote damit zu hoch wäre und sich das System nicht rentieren würde. Die endgültige Version sieht blaue Deckel vor. Diese soll im November folgen, zusammen mit dem kleineren 0,3l-Becher und einer App, die Mainbecher-Nutzenden auf einer Karte unter anderem alle Orte aufzeigt, die bei der Aktion mitmachen.

Tankstelleninhaber Georgios Katsias ist begeistert. Die Deckel hat er kaum abwarten können; in einer Tankstelle seien sie unverzichtbar. Niemand fahre hier gerne mit To-Go-Kaffee ohne Deckel los. Am Anfang sei es allerdings nicht nur deswegen schwer gewesen, den Kreislauf anzustoßen, berichtet er. So habe er Kundinnen und Kunden immer lange erklären müssen, worum es sich bei dem Pfandsystem handelt, das habe viel Zeit gekostet. Mittlerweile sei es einfacher, mehrmals schon habe man ihn von sich aus auf den Mainbecher angesprochen. Trotzdem könne er nicht alle davon überzeugen, vor allem nicht, wenn lange Schlangen vor dem Tresen stünden. Dafür reiche die Zeit einfach nicht. „Die Partner zahlen mit Zeit und Nerven“, bestätigt Heilmann.
Warum er beim Mainbecher-System mitmacht? Als Tankstelle mit sehr hohem To-Go-Aufkommen „haben wir Verantwortung“, findet Katsias. Die Vermüllung der Meere durch Plastik werde immer schlimmer, außerdem müsse man auch an die nächsten Generationen denken. Um das System noch weiter auszubauen, hofft er jetzt vor allem auf mehr Werbung durch den FES.

Der zweite Termin findet in einem versteckten kleinen Café im Dornbusch statt, das sich erst kürzlich dazu entschieden hat, beim Mainbecher mitzumachen. Heute liefert Heilmann das kostenlose Basispaket an Bechern, Pfandmarken und Deckeln aus. Auch die sogenannten Mitmachpässe hat er mitgebracht. Sie werden von der Frankfurter Werkgemeinschaft gefertigt und enthalten eine Pfandmarke. Für drei Euro können sie erstanden oder als Werbegeschenk verteilt werden.
Das Café hatte schon länger überlegt, ein Mehrwegsystem einzuführen. Dafür habe auch der Druck der Schülerinnen und Schüler der drei umliegenden Schulen, die hier nicht nur Kundschaft, sondern oft auch Mitarbeitende seien, gesorgt. „Manchmal muss der alten Generation von der neuen auf die Sprünge geholfen werden“, gibt Inhaberin Jessica Nehring zu. Die „Greta-Generation“ nennt sie ihr junges Publikum und bekräftigt: „An die glaube ich total.“ Für den Mainbecher hätten sie und ihr Partner sich letztendlich entschieden, weil es ein lokales System sei: „Wenn, dann machen wir bei Frankfurter Sachen mit.“
Nehring hakt an mehreren Stellen nach, lässt sich alles genau erklären. Ihr größtes Problem sei, „dass ich nicht selber jeden Gast ansprechen kann“. Über zwanzig Angestellte arbeiteten hier in Schichten – alle sollen später den Gästen das System erklären können. Insgesamt wirkt sie zufrieden mit dem Paket. Nur die Pfandmarken aus Holz in Einkaufwagenchip-Größe findet sie zu klein und leicht. So etwas gehe schnell verloren, vor allem bei Schülerinnen und Schülern. Heilmann räumt ein, dass hier eine Art Schlupf eingebaut wurde: Verlorene Pfandmarken müssen die Konsumierenden nachkaufen. So fließe mehr Geld ins System, mit dem man etwa kaputte Becher ersetzen könne. Denn an den drei Euro, die man für den Becher zahlen müsse, verdiene der FES auch nichts. Am Ende macht Nehring mit Heilmann gleich einen neuen Termin für ihre zweite Filiale in Heddernheim aus.

„Es ist alles ein großer Feldversuch“, sagt Heilmann auf dem Weg zurück durch den Feierabendverkehr. Hier und da bestehe noch Verbesserungsbedarf. Neben den unklaren Becherströmen sei auch die „logistische Lösung noch nicht ganz ausgereift“. Jedes halbe Jahr solle deshalb eine Bestandsaufnahme stattfinden. Bis 2021 möchte das Team dann schon 100 000 Becher in den Kreislauf eingebracht haben, bei denen man mit etwa 50 Prozent regelmäßigem Gebrauch rechnet. Das Wichtigste jetzt sei jedoch der Ausbau der Basis und der Zugewinn an großen Namen, wie zum Beispiel Bäckereiketten. Heilmann drückt aufs Gas. Es gibt noch viel zu tun.
 
1. November 2019, 12.08 Uhr
Laura Genenz
 
 
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