Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: AdobeStock/bilanol
Foto: AdobeStock/bilanol

Vor Gericht

„Warum soll hier eine Familie ruiniert werden?“

Eigentlich geht es um Sachbeschädigung beim Einparken. Warum das einen Vertreter der Staatsanwaltschaft zu einer Wutrede verleitet, lesen Sie in unserer Journal-Gerichtskolumne.
So impulsiv und emotional geht’s selten einmal zu im Frankfurter Amtsgericht. Der Schlagabtausch geht in diesem Fall nicht vom Angeklagten aus; es ist vor allem der Vertreter der Staatsanwaltschaft, der sich in eine Wutrede hineinsteigert. Doch der Reihe nach. Der Anlass ist vergleichsweise nichtig, aber dann auch wieder nicht. Im Januar 2023 soll Herr M. beim Einparken in einer Straße im Riederwald ein anderes Auto beschädigt und sich anschließend entfernt haben. So weit, so banal.

Den Vorgang bestreitet Herr M. auch nicht; es geht um die Folgen seines Tuns. Herr M., 49 Jahre alt, ist von Beruf Krankentransportfahrer. Die Staatsanwaltschaft hat im Mai 2023 den Führerschein des Beklagten eingezogen; seitdem fährt er als Beifahrer mit, aber eigentlich wird er dafür nicht gebraucht. Sein Arbeitgeber hat ihm nun eine Mail geschickt und mit Kündigung gedroht, sollte er seinen Führerschein nicht umgehend zurückbekommen. Herr M. hat eine Frau und ein kleines Kind. „Warum“, fragt Herr M.s Verteidiger, „soll hier eine Familie ruiniert werden?“ Das bringt den Vertreter der Amtsanwaltschaft auf die Palme: „Kommen Sie mir nicht so“, ruft er und führt aus, dass es hier um Gleichbehandlung vor dem Gesetz gehe und dass es keinen Grund gebe, in diesem Fall vom Standardverfahren abzuweichen.

Emotionen vor dem Frankfurter Amtsgericht

Dem Verteidiger wirft der Staatsanwalt unverschämte Methoden vor; er sei ja bekannt für seine Spielchen. Der Verteidiger hingegen behält die Ruhe. Es geht hier eindeutig um juristische Feinheiten. Die Amtsanwaltschaft beantragt eine Führerscheinsperre von weiteren drei Monaten. Danach könne Herr M. eine neue Fahrerlaubnis beantragen. Der Verteidiger plädiert für eine Anrechnung der bisherigen Entzugszeit seit Mai, womit sein Mandant den Führerschein umgehend zurückerhalten würde. Die Richterin folgt diesem Antrag: Sie verurteilt Herrn M. zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen; der Einzug des Führerscheins wird aufgehoben. Damit behält Herr M. seinen Job. Die Staatsanwaltschaft kündigt an, einen Einspruch zu prüfen.
 
17. März 2024, 12.16 Uhr
Christoph Schröder
 
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. – Mehr von Christoph Schröder >>
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Meinung
Tel Aviv ist Frankfurts Partnerstadt. Ein Besuch in Israels Mittelmeer-Metropole mit gemischten Gefühlen. In einer Stadt, die sich gerade wieder selbst findet.
Text: Jens Prewo / Foto: Flughafen von Tel-Aviv © Jens Prewo
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
17. September 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Vicky Leandros
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Chameleons
    Das Bett | 20.00 Uhr
  • Ela.
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Fräulein Müller bitte zum Matriarchat
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Stéphane Bittoun und Gregor Praml
    Romanfabrik | 19.30 Uhr
  • Yandé Seck
    Bibliothekszentrum Bergen-Enkheim | 20.00 Uhr
Kunst
  • Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern
    Deutsches Polen-Institut (Residenzschloss) | 18.00 Uhr
  • Neue Stimmen: Deutsches Kino seit 2000
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • 1974 – Abba, Fussball, Energiekrise
    Freilichtmuseum Hessenpark | 09.00 Uhr
Kinder
  • Hafenpiraten
    Heinz-Raspe-Platz | 15.00 Uhr
  • High
    Theaterhaus | 10.00 Uhr
  • #iPäd-Lab
    Stadtteilbibliothek Sindlingen | 16.30 Uhr
und sonst
  • Dippemess im Herbst
    Festplatz am Ratsweg | 15.00 Uhr
  • Backstage
    Oper Frankfurt | 17.45 Uhr
  • Tuesday Night Skating
    Hafenpark | 20.30 Uhr
Freie Stellen