Partner
Pranger
Kein undemokratisches Handeln im Sinne der Demokratie
Wer behauptet, im Sinne der Demokratie oder gar in dem Versuch, diese zu retten, undemokratisch handelt, ist keinen Deut besser als diejenigen, die er bekämpft, findet unser Autor. Eine Kolumne von Christoph Schröder.
Kürzlich las ich in dem sehr klugen neuen Roman des Schriftstellers Thomas Hettche folgenden Satz: „Jede Kulturrevolution versteht den moralischen Terror, den sie ausübt, wie Robespierre als Ausfluss von Tugend.“ Diese Erkenntnis ließe sich derzeit auf sehr viele Bewegungen anwenden. Wer in der festen Überzeugung lebt, auf der richtigen Seite zu stehen, hat ganz offensichtlich eine geringere Hemmschwelle, das Recht zu brechen, wenn es ihm gerade in den Kram passt.
Kein undemokratisches Handeln im Sinne der Demokratie
Es ist ein sofort erkennbares Paradoxon: Wer behauptet, im Sinne der Demokratie oder gar in dem Versuch, diese zu retten, undemokratisch handelt, ist keinen Deut besser als diejenigen, die er bekämpft. Wer Antidemokraten mit Mitteln bekämpft, die dem Rechtsstaat zuwiderlaufen, zeigt damit wahlweise sein Misstrauen oder seine Verachtung gegenüber jener demokratischen Ordnung, die er zu schützen vorgibt.
Die Spaltung der Gesellschaft wird nicht nur von einer einzelnen Gruppe vorangetrieben
Präziser gesagt: Die vielbeschworene Spaltung der Gesellschaft wird per definitionem nicht nur von einer einzelnen Gruppe vorangetrieben. Das war eine lange Vorrede. Zur Sache: Mitglieder der Antifa Frankfurt haben im Netz die Privatadressen der AfD-Kandidaten zur Landtagswahl in Hessen veröffentlicht und in diesem Zusammenhang mehr oder weniger offen zu Gewalt gegen besagte Politiker aufgerufen.
Hier geht es um demokratische Grundrechte
Um das klar zu sagen (schlimm, dass das überhaupt nötig ist): Ich finde die AfD insgesamt in etwa so notwendig und sympathisch wie den Schmutz unter meinen Fingernägeln. Ich finde aber auch, dass niemand, und schon gar nicht die so genannte Antifa, das Recht dazu hat, zu Gewalt gegen Menschen, welche Menschen auch immer das sein mögen, aufzurufen oder diese Menschen durch die Nennung ihrer privaten Adressen zur Zielscheibe gewaltbereiter Welterlöser zu machen. Wer Faschisten mit solchen Mitteln bekämpft, ist selbst ein Faschist. Nochmal: Hier geht es nicht um dubiose Hufeisentheorien oder ähnliches. Hier geht es um demokratische Grundrechte. Die gelten für alle. Auch für AfD-Politiker.
Es ist ein sofort erkennbares Paradoxon: Wer behauptet, im Sinne der Demokratie oder gar in dem Versuch, diese zu retten, undemokratisch handelt, ist keinen Deut besser als diejenigen, die er bekämpft. Wer Antidemokraten mit Mitteln bekämpft, die dem Rechtsstaat zuwiderlaufen, zeigt damit wahlweise sein Misstrauen oder seine Verachtung gegenüber jener demokratischen Ordnung, die er zu schützen vorgibt.
Präziser gesagt: Die vielbeschworene Spaltung der Gesellschaft wird per definitionem nicht nur von einer einzelnen Gruppe vorangetrieben. Das war eine lange Vorrede. Zur Sache: Mitglieder der Antifa Frankfurt haben im Netz die Privatadressen der AfD-Kandidaten zur Landtagswahl in Hessen veröffentlicht und in diesem Zusammenhang mehr oder weniger offen zu Gewalt gegen besagte Politiker aufgerufen.
Um das klar zu sagen (schlimm, dass das überhaupt nötig ist): Ich finde die AfD insgesamt in etwa so notwendig und sympathisch wie den Schmutz unter meinen Fingernägeln. Ich finde aber auch, dass niemand, und schon gar nicht die so genannte Antifa, das Recht dazu hat, zu Gewalt gegen Menschen, welche Menschen auch immer das sein mögen, aufzurufen oder diese Menschen durch die Nennung ihrer privaten Adressen zur Zielscheibe gewaltbereiter Welterlöser zu machen. Wer Faschisten mit solchen Mitteln bekämpft, ist selbst ein Faschist. Nochmal: Hier geht es nicht um dubiose Hufeisentheorien oder ähnliches. Hier geht es um demokratische Grundrechte. Die gelten für alle. Auch für AfD-Politiker.
4. September 2023, 10.56 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Meinung
Das postfaktische Zeitalter
Namensgebung
Ein Platz in Frankfurt wird nach Jina Mahsa Amini benannt, und schon gibt es Aufregung. Was das mit universellen Menschenrechten zu tun hat und warum manche Kritik ziemlich unsinnig ist, weiß unser Kolumnist.
Text: Christoph Schröder / Foto: © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Maik Reuß
MeinungMeistgelesen
- Besuch in Tel-AvivWie geht es der Partnerstadt von Frankfurt?
- Jubiläum des MTZMain-Taunus-Zentrum feiert 60. Geburtstag
- Editorial 10/24Es gibt keine Ausreden, um nicht an Bücher zu kommen
- Das postfaktische ZeitalterNamensgebung
- Pflasterstrand„Wenn es monatelang 40 Grad heiß ist, kollabieren auch die Nazis“
14. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen