Foto: Dražan Lukic feiert 30-jähriges Dienstjubiläum © Katja Kupfer
Jubiläum im Gemalten Haus

Ein Sachsenhäuser Original

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Dražan Lukic steht sein 30 Jahren hinter der Theke der Apfelweinwirtschaft „Zum Gemalten Haus“. Ein persönlicher Glückwunsch zum Dienstjubiläum.

Christoph Schröder /

Dražan Lukic ist ein Freund. Jedes Mal, wenn ich in den Hof der Gaststätte „Zum gemalten Haus“ komme und Dražan dort gerade mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist, ertönt der gleiche Ruf. Und auch, wenn ich später den Gastraum des Gemalten Hauses betrete, in dem Dražan Lukic hinter der Theke steht und Apfelwein ausschenkt, kommt der Ruf: „Chris-toph!“ Nur der Name, die Stimme am Ende erhoben. Ein freundlicher Gruß und zugleich die Aufforderung zurückzugrüßen oder besser noch: An der Theke stehenzubleiben und einen Schoppen zu trinken. Dražan ist ein freundlicher Mensch und auf seine eigene Weise ein höflicher noch dazu. Er legt Wert auf Umgangsformen. Man grüßt sich. So einfach ist das.

Das Gemalte Haus ist eine Institution

Das Gemalte Haus ist nicht einfach nur ein Restaurant. Es ist eine Institution, die von und mit ihren Menschen lebt. Dem Geschäftsführerehepaar Andreas und Alexandra Rupf, der Besitzerin Iris Vec, geborene Hanauske. Den Kellnerinnen und Kellnern. Und von Dražan Lukic, dem Buffettier, dem Mann hinter der Theke. Seit drei Jahrzehnten steht er da nun, stemmt Bembel und Kisten, hat den Ablauf im Blick. Es passiert im Gemalten Haus nichts, was Dražan nicht sieht. Er redet nicht über alles. Manchmal hebt er vielsagend die Augenbrauen und lacht. Am heutigen Montag, am 5. Mai, feiert er sein 30. Dienstjubiläum. Dahinter steht eine Geschichte, die sehr viel mit dem Stadtteil Sachsenhausen und auch mit der traditionellen Apfelweinkultur zu tun hat.

Dražan Lukic kam im Jahr 1993 nach Deutschland

Im Februar hat Dražan seinen 50. Geburtstag gefeiert, im Hof des Gemalten Hauses, zusammen mit Freunden, Familie und der Belegschaft. Nach Deutschland kam er im Jahr 1993, da war er gerade 17 Jahre alt, und in seiner bosnischen Heimat war Bürgerkrieg. Kein Wort Deutsch konnte er seinerzeit; die Eltern hatten ihn zu einer Tante in Bockenheim geschickt, damit Dražan mit Erreichen der Volljährigkeit nicht zum Militär eingezogen würde. Er fand eine Anstellung in der Küche des Gemalten Hauses, obwohl er noch nicht einmal die deutschen Wörter für Messer, Gabel oder Teller kannte, wie er später erzählt hat.

Aber: Dass Rigobert Hanauske, der 2001 verstorbene Wirt des Gemalten Hauses, und dessen 2012 verstorbene Frau Ingrid, die Eltern der heutigen Besitzerin, ihm eine Chance gegeben haben, wird Lukic ihnen nie vergessen. 2003 nahm Dražan Lukic aus den Händen der damaligen Oberbürgermeisterin Petra Roth seinen deutschen Pass entgegen. Mit Überzeugung sagt Dražan: „Ich bin Frankfurter. Nein, Sachsenhäuser.“ Seine Frau Anita hat Dražan selbstverständlich im Gemalten Haus kennengelernt. Er besitzt einen Schrebergarten, in dem er Feste feiert und Gemüse anbaut. Eine solche Biografie ist dann halt Frankfurt. Oder besser: Sachsenhausen.

Info
Transparenzhinweis: Der Autor lebt im Haus der Gaststätte „Zum Gemalten Haus“

Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt.
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