Lust und Leid

Ein Frankfurter Model packt aus

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Fotografin Farideh Diehl setzt das Leben von Model Larissa Bergmann in Szene. Die Ausstellung eröffnet am Samstag in der Ex-Diamantenbörse. Die Geschichte zu den Bildern erzählt unser Autor Jens Prewo.

Jens Prewo /

Als junges Mädchen ins Modellbusiness geworfen, in den Neunzigern herumgereicht worden. An jedem Foto-Set erst mal eine Line angeboten bekommen. Irgendwann ganz unten gelandet. Aber wegen ihres tollen Aussehens immer von Außenstehenden beneidet. Aufgegeben worden, aber dann doch wieder die Kurve gekriegt. Das sind – grob gesagt – die Stationen des schillernden Lebens der Frankfurterin Larissa Bergmann, über das sie jetzt erstmals in der Öffentlichkeit spricht. Eine Ausstellung und eine Fotoserie bilden den Abschluss dieser Lebensphase. So einfach, so unspektakulär erklärt die 36-Jährige die Entstehung der Fotos, die Sie in der Titelgeschichte des aktuellen JOURNAL FRANKFURT sehen können. „Anecken werde ich auf jeden Fall“, ist sie sich sicher, „aber ich werde auch auf Verständnis treffen.“ Larissa bezeichnet ihre eigene Geschichte als „Extremform eines Werdegangs“, traut sich aber sogar, mit ihrem vollen Namen ins Rampenlicht. „Als Model war ich lange genug Larissa B., aber ein ernst zu nehmender Mensch hat auch einen Nachnamen“, erklärt sie souverän. Ihre Entscheidung ist mutig, passt zu den schonungslosen Fotografien. Die Frankfurter Fotografin und Chefin der Agentur Castin, Farideh Diehl, hat in rund zweijähriger Arbeit entscheidende Lebensstationen von Larissa fotografisch inzeniert Es sind schöne Bilder entstanden – und ganz schön krasse Bilder. (...)
Es war eine Zeit, in der sich die Modewelt revolutionierte. Fashion-Fotografie bekam eine neue Bildsprache. „Nach fast jedem Auftrags-Shooting wurden noch sogenannte freie Arbeiten gemacht“, verrät sie. Und Fotografin Farideh Diehl ergänzt: „Es galt in der Tat ,anything goes‘. Das bezieht sich auf den Lebensstil, aber auch auf die Budgets. Es war einfach Geld da. Nicht so wie heute, wo man im voraus eine genaue Kostenberechnung vorlegen muss.“ Die Auftraggeber sagten einfach nur „Mach mal“, und die kreativen Protagonisten der Szene machten. Klar, dass dann Machtspiele dazu kommen und das nicht ohne Übergriffe abgeht. So erinnert sich Larissa an eine Fotoreise in der Mitte der Neunziger Jahre. Ein Fotograf, ein Art-Direktor, der Auftraggeber und vier Models. Es ging nach Afrika an schöne sonnige Plätze im Senegal, welche genau, das weiß Larissa gar nicht mehr. Aber umso mehr ist in ihrem Gedächtnis eingebrannt, dass der Auftraggeber einfach nicht seine Finger von den Mädchen lassen konnte. Unmissverständlich machte sie klar, dass so etwas bei ihr nicht läuft. „Tja, und dann wurde halt auf der gesamten Reise kein einziges Foto mehr von mir gemacht“, resümiert sie geknickt. (...)
„Ich habe mich mit den ganz bösen Jungs umgeben“. Das seien junge Erwachsene gewesen, die tief im Drogen- und vielleicht auch anderem Handel aktiv waren. „Aber bei denen war das äußere Schein-Dasein völlig
unwichtig“, versucht sie ihre Affinität zu ihnen zu erklären, „sie waren realer, und ich glaubte damals: ‚Nur in diesem Umfeld kann ich das Leben genießen.’“ Ein Leben, zu dem auch leicht zugängliche Drogen gehörten.
Und die verlangten irgendwann ihren Tribut. Gerade, als sie das Gefühl hatte, auf einem erfolgreichen Weg zu sein. Sie hatte gerade die private Schauspielschule Arturo in Köln absolviert, eine kleine Rolle in der Vorabendserie „Verbotene Liebe“ abgedreht, da merkten Freunde und Familie, dass die Drogen Larissa übernommen hatten. „Sie steckten mich in die Klinik“, erzählt Larissa. Und obwohl daraus erst eine noch heftigere
Drogenkarriere resultierte, findet sie heute, dass diese Entscheidung
langfristig gut war. „In der Klinik wird dir alles genommen, bis auf deinen Namen.“

Die komplette Geschichte von Model Larissa Bergmann lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT, Heft 4/11.

Die Fotoausstellung ist vom 5. bis 8. Februar in der Alten Diamantenbörse, Stephanstraße 1-3, zu sehen.


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