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Literatur-Nobelpreisträger

Dario Fo und die Tigerin

In einem kleinen Seminarraum an der Uni Frankfurt sitzt ein Nobelpreisträger und antwortet auf Fragen mit elegischen Geschichten von Leonardo Da Vinci bis Beppe Grillo. Ein Erlebnisbericht.
Dass Draio Fo in der Stadt ist, ist zu einem guten Teil dem Galeristen Peter Femfert zu verdanken. Hier will der Literat, Schauspieler, Dramaturg und homo politicus am Nachmittag eine Ausstellung mit seinen Werken eröffnen. Es wird gute Tropfen geben, vom Weingut des Galeristen in Italien. Dario Fo wird vorlesen, er wird erklären. Jetzt um 11 Uhr am Donnerstagvormittag ist er an der Universität, um vor gut 25 Studenten Fragen zu beantworten. Eigentlich soll es um die Kultur und um die Bankenkrise gehen. Aber schon die erste Frage des Dozenten beantwortet er mit Episoden aus dem Leben Leonardo Da Vincis. Die Frage lautete: "Braucht der Mensch Führung, brauchen Sie Führung?"

Man müsse da unterscheiden, meint Fo. Und erzählt von Da Vinci. Wie er nach Mailand kam und erstaunt sagte, dass er dachte alles zu wissen und nun noch einmal ganz von vorne anfangen müsse. Fo spricht über das damalige Wassersystem der Stadt, wie da Vinci dieses System zu durchdringen versuchte, wie er der Meister des Wassers wurde, aber auch ein Meister in allem anderen. Er baute Instrumente, aber auch Kriegsmaschinen, er sezierte Menschen, um ihre Anatomie zu ergründen. Er wollte alles wissen und alles können. Er war der erste Mensch, der den Traum von Fliegen verwirklichte. "Als ich jung war, war ich mehr als fasziniert von Da Vinci", sagt Fo nach einem gut 20-minütigen Vortrag. "Also ja, ich ließ mich führen von seinen Geschichten."

So ist es auch mit den Zuhörern im Seminarraum. Studenten der Physik, der Biologie, der Theaterwissenschaften melden sich. "Herr Fo, sehen Sie die Besetzung von Häusern als legitimes Mittel des politischen Widerstands", fragte eine junge Frau.

Fo bleibt vage. Er erinnert daran, dass seine Frau und er in den 70er-Jahren mit Arbeitern zusammen Fabriken besetzten, damit diese nicht dichtgemacht wurden. "Da hingen auch Zulieferbetriebe dran, ganze Industriezweige und viele Arbeitsplätze", erinnert er sich. "Wie Sie vielleicht wissen, bin ich mehr als einmal festgenommen worden, wir saßen auch im Gefängnis und meine Frau wurde Opfer einer Vergewaltigung."

Überhaupt: seine Frau. In der vergangenen Woche war sie verstorben, ihr Leben war mit dem Darios verwoben, anders lässt sich das nicht sagen. Bei der Beerdigung, erinnert sich der Autor, hätten unzählige Menschen ihrem Wunsch entsprochen, rotgekleidet zu erscheinen. Was ist aus der Farbe der Revolution geworden? Eine Farbe des Kommunismus? Mit der kommunistischen Partei Italiens sei allerdings nichts mehr los, meint Fo. Die paktierten mit den Faschisten, es gebe keine Haltung mehr. Deswegen hatte sich der Autor auch auf die Seite Beppe Grillos geschlagen, den ein SPD-Kanzlerkandidat verächtlich als Clown niedermachte. "Man sollte ihn nicht unterschätzen", sagt Fo. Dass er so geringgeschätzt würde quer durch alle politischen Parteien Italiens, habe auch damit zu tun, dass er seine Pfründe zur Verfügung stellte - und dazu aufrief, dass Politiker nicht durch ihre Ämter alimentiert würden. Seither werde er verniedlicht, niedergemacht oder - besonders perfide, findet Fo - es werde ihm vorgeworfen, sich über sein politisches Engagement zu bereichern. "Dabei er zahlt er drauf und zwar mächtig", sagt Fo. Schließlich erzählt er noch seine berühmte Geschichte der Tigerin, er wird zum Verzücken des Publikums kurz zum Schauspieler, ahmt die Unterhaltung der Tigerin mit ihrem Soldaten nach, keine Übersetzung notwendig. Es ist, wie er erzählt, nicht seine Geschichte, sondern eine, die er in Schanghai aufschnappte. Auch Da Vinci sei ein Dieb gewesen. Ein Wissensdieb. Und so solle es sein Publikum doch bitte auch halten. Ciao!
 
6. Juni 2013, 10.32 Uhr
nil
 
 
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