Ein Großer ist von uns gegangen

Frankfurt trauert um Loriot

Favorisieren Teilen Teilen

Der Humorist Loriot ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er hinterlässt ein umfangreiches, komisches Oeuvre, darunter „Die Steinlaus“. Eine Parodie auf den einstigen Frankfurter Zoodirektor Grzimek.

Nicole Brevoord /

Es ist vermutlich nicht falsch, wenn man behauptet, dass man in Frankfurt eher Zitate von Loriotsketchen wiedergeben kann als Zitate aus Goethes Werken. Man denke an die Ente in der Wanne ("Herr Müller-Lügenscheidt! Herr Doktor Klöbner!“) oder die Nudel („Sagen Sie jetzt nichts“). Wie kein anderer verstand es Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow alias Loriot menschliche Schwächen humorvoll auf die Schippe zu nehmen. Denkwürdig ist auch die Imitation des ehemaligen Frankfurter Zoo-Direktors Bernhard Grzimek, der damals mit der Fernsehsendung „Ein Platz für Tiere“ einem bundesweiten Publikum ein Begriff war.

Loriot ließ also seine Grzimek-Figur ein besonderes, fiktives Nagetier, nämlich die Steinlaus, vorstellen. Die Steinlaus wurde sogar 1983 in dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel aufgenommen. Ein Stück Kulturgut. Auch Achim Frenz, Leiter des Caricatura-Museums in Frankfurt erinnert sich noch gut an den Sketch. „Loriot war so verkleidet, dass man zu der damaligen Zeit (1976) sofort wiedererkennen konnte, dass es sich um Grzimek handelte.“

Für Achim Frenz war die Nachricht vom Tod des Karikaturisten, Schauspielers, Regisseurs und Bühnen- und Kostümbildners ein Schlag. „Noch nie zuvor hatte es eine so feinsinnige Komik gegeben. Loriot ist der größte deutsche Komiker und Karikaturist seit den 60er-Jahren gewesen und er hat bewiesen, dass es ein Witz ist, zu behaupten, die Deutschen hätten keine Humorkultur.“

Doch was machte das Geheimnis von Loriots Erfolg aus? „Seine Themen sind die menschlichen Schwächen, die er grandios vorgeführt hat und zwar auf allen Ebenen, sei es auf dem Papier oder im Film. Jeder, der sich mit Komik beschäftigt hat, hat mit großer Ehrfurcht auf ihn gesehen. Niemand würde ihn kopieren, aber sicherlich hatte er einen großen Einfluss auf alle Komikschaffenden, wenn nicht sind sie keine Komiker.“

Mit Loriot selbst hatte Achim Frenz in seiner beruflichen Laufbahn auch zu tun. Doch natürlich prägte Loriot den 53-Jährigen auch schon im Kindesalter.„Ich hatte das Glück 1987 in Kassel eine Ausstellung zu machen, in denen die Zeichnungen Loriots vertreten waren. Die sind stilprägend. Eigentlich ist Loriot kein Karikaturist, er hat die komische Kunst begründet, er ist dabei aber nie ins Politische gegangen, sondern hat immer die menschlichen Fehler gesucht, um die Menschen mit Komik gewissermaßen zu trösten.“ Trost findet man nun nur noch in dem reichhaltigen Oeuvre, das von Bülow hinterlassen hat. „Ein ganz Großer ist nicht mehr da“, bringt es Achim Frenz auf den Punkt.

Das Festival der Komik III anlässlich des Museumsuferfestes von Freitag bis Sonntag wird wegen des Todesfalles aber nicht ausfallen. „Das hätte Loriot bestimmt nicht gewollt“, sagt Achim Frenz.

Foto: Ein beim Caricatura-Museum erhältliches Frühstücksbrettchen mit Loriot-Illustration


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

Podcast
Anzeige
Anzeige

Kalender

📅
Anzeige