Foto: Zum 1. Januar 2025 hat Annabelle Hornung die Leitung des Museums für Kommunikation Frankfurt übernommen. © Harald Schröder
Gesicht der Stadt

Annabelle Hornung hat eine Leidenschaft für Kommunikation

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Bei mehreren Frankfurter Museen standen zuletzt bedeutende Wechsel an. Mit Annabelle Hornung als neue Leiterin des Museums für Kommunikation kehrt gewissermaßen ein Eigengewächs zurück.

Gregor Ries /

JOURNAL FRANKFURT: Wie kam die erste Zusammenarbeit mit dem Museum für Kommunikation zustande?
Annabelle Hornung: 2002 zog das Germanistische Institut gerade erst ins I.G. Farben-Haus um. Ich fand einen Aushang, dass eine Praktikantin für die Ausstellung „Liebe dot com“ gesucht wird. Nach dem Vorstellungsgespräch wurde ich für die Saison 2003 eingestellt. Das Thema wurde deshalb am Germanistischen Institut ausgehängt, da es sich um Punkte wie Briefe verfassen, SMS und Telefonieren handelte. Trotz eines Auslandsaufenthalts fragte man mich, ob ich nicht später Führungen leiten möchte. Hier gehörte ich zum Team der freien Kräfte. Als eine Art Werkstudentin begleitete ich zudem die „Liebe“-Ausstellung, die in mehrere Standorte wie Berlin oder Hamburg wanderte. Parallel studierte ich zu Ende und kam in das Graduiertenkolleg der Goethe-Uni und der Uni Kassel. Schließlich überlegte ich, mich für das wissenschaftliche Volontariat zu bewerben.

„Wenn man einmal ein Museumsmensch ist, wird man das schwer wieder los“

Was reizt Sie an der Arbeit gerade im Kommunikationsmuseum?
Was mich hier von Anfang an so faszinierte, waren die flachen Hierarchien: Ich kannte es nicht, dass man selbst als Volontärin mit dem Direktor in Kommunikation war. Damals gab es schon die Kinderwerkstatt und eine starke Stimme für Museumspädagogik samt Bildung und Vermittlung. Ich war ganz schockiert, dass es in anderen Museen nicht so funktioniert. Das begeisterte mich speziell für das Haus. Ebenso wichtig war für mich das Thema Kommunikation mit dringenden Bereichen wie Fake News oder Desinformation, die wir schon lange bespielen und zu denen wir durch Dauer- und Wechselausstellung eine Herleitung vermitteln.

Wie kam es zum Frankfurter Engagement und zum Wechsel nach Nürnberg?
Die Verträge waren hier nur befristet. Meine Zeit an der Goethe-Uni war eine spannende Zeit, doch ich wollte zurück zum Museumsbetrieb. Wenn man einmal ein Museumsmensch ist, wird man das schwer wieder los. Zudem habe ich jemanden aus dem Museumsbereich geheiratet. Wir gehen auch gerne privat in Ausstellungen. Ich habe mich für Nürnberg beworben, das die gleichen Themen bestellte. Die Zeit möchte ich nicht missen. Um es aber vorsichtig auszudrücken: Verschiedene Dinge sind im Freistaat schwieriger. Daher zog es mich zurück.

„Es gab schon immer Mensch-Maschine-Interaktion“

Künstliche Intelligenz zählte schon in Nürnberg zu Ihren Steckenpferden!
Wir haben kürzlich Post von einem interessierten Besucher bekommen, der sagte: Schade, dass wir jetzt auch auf den Zug der neuen Trends aufspringen. Das sehe ich anders. Wir bleiben weiterhin das Museum, in dem man interaktiv die Geschichte der Kommunikation erfahren kann. Dafür stehen wir. Es gab schon immer Mensch-Maschine-Interaktion, aber durch die Digitalisierung und die globale Nutzung der Technik erhält dieses Thema noch einen anderen Drive. Die Welt dreht sich weiter. Wir können unsere Augen nicht vor der KI verschließen. Auf Sprache basierende Programme und Computertechnologien sind eine wichtige Weiterentwicklung der Kommunikationsgeschichte. Vom Sandmännchen über Geld bis zu Volker Reiches Comics waren schon viele unterschiedliche Themen vertreten.

„Wir müssen unsere Themen klug auswählen“

Ist das Museum offen für alle Themen?
Man muss schon aufpassen, dass es nicht gefällig wird, sondern dass eine gewisse Eingrenzung und Einordnung vorhanden ist. In der Wechselausstellung soll ein breites Themenfeld abgebildet werden. Wir planen eine Ausstellung zur Familienkommunikation für 2026. Wir sind kein richtiges Technikhistorik-Museum mehr, da wir inzwischen in Richtung Kultur- und Medienwissenschaft gehen. Das ist auch gut so. Schon Helmut Gold sagt: Nicht das Telefon, sondern das Telefonieren gilt es auszustellen. Das ist unser Vorteil, dass wir große Freiheiten haben. Andererseits müssen wir klug unsere Themen auswählen.

Welche Neuerungen sind in nächster Zeit geplant?
Im Moment sind wir in der heißen Phase der Virtual-Reality-Ausstellung, die ich aus Nürnberg mitgebracht habe. Ich möchte, dass wir uns noch etwas internationaler mit breiter Vernetzung aufstellen. Das Thema Barrierefreiheit liegt mir am Herzen. Zudem besteht die Herausforderung, unsere Sammlung zu qualifizieren. Wenn man Alltagsgegenstände sammelt, sind das vielleicht keine sexy Themen. Viele haben uns unglaublich viele Telefone zur Verfügung gestellt. Wir müssen einfach diese Masse der Objekte für die Zukunft nachhaltig aufstellen. Das ist ein Langzeitprojekt.

„Ich bin Frankfurterin und liebe die Eintracht“

Was schätzen Sie an der Mainmetropole?
Ich bin Frankfurterin und liebe die Eintracht. Mein Kind ist hier geboren. Ich habe im Römer geheiratet. Mein Mann stammt aus Mainz – das mag ihm verziehen werden. Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis mir Apfelwein geschmeckt hat, aber den Sauergespritzten habe ich echt vermisst. Diese Chance, sich an einem solchen renommierten Haus am Museumsufer zu bewerben, bekommt man nur einmal im Leben. Irgendwann wäre ich ohnehin zurückgegangen. Wer kann es nicht lieben, sich bei Sonnenschein auf dem Eisernen Steg Frankfurt anzusehen. Es ist schon etwas unwirklich, in dem Büro zu sitzen, in dem ich meinen ersten Vertrag als Volontärin unterschrieben habe. Ich freue mich, in Frankfurt mit meiner Arbeit etwas voranzubringen.

Info
Am Samstag, den 10. Mai, findet zum 25. Mal die Nacht der Museen in Frankfurt statt, an der sich auch das Museum für Kommunikation beteiligt. Die diesjährigen Highlights finden Sie hier.


Foto: Zum 1. Januar 2025 hat Annabelle Hornung die Leitung des Museums für Kommunikation Frankfurt übernommen. © Harald Schröder
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