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Vierfarben Saxophon
Die Königsdisziplin
Beim nächsten „Musikszene Frankfurt“-Konzert am 11. September in der Stadtbücherei stehen Blasinstrumente im Mittelpunkt. Neben Flötistin Ela Rosenberger treten Vierfarben Saxophon mit ihrem Gershwin-Programm auf.
JOURNAL FRANKFURT: Wie kam es zur Idee ein reines, kleines Saxophonensemble zusammenzustellen und was macht den besonderen Reiz dieser vier Farben aus?
STEFAN WEILMÜNSTER: Die „Idee“ im klassischen Saxophonquartett zu spielen hat wohl jeder Saxophonist, der diese Formation einmal gehört hat, von Beginn an. Neben dem Streichquartett bildet die Viererbesetzung sozusagen die Königsdisziplin in der klassischen Kammermusik. Ich habe mit 18 Jahren vor Beginn meines Studium zum ersten Mal ein Saxophonquartett gehört und war sofort gefesselt von dem warmen Zusammenklang der vier verschiedenen Saxophone und der dynamischen Bandbreite. Der Klang der vier gebräuchlichsten Saxophontypen von Sopran bis Bariton ist für mich bis heute in jeder Probe ein besonderes Erlebnis. Nachdem ich im Studium schon in verschiedenen Saxophonquartetten gespielt habe, kam ich vor zehn Jahren zum Vierfarben Saxophonquartett, welches in unterschiedlichen Besetzungen schon einige Zeit vorher bestand. Ich brachte damals noch unsere vierte Farbe, Susanne Riedl-Komppa, mit. Seither musizieren wir mit Gründer Bastian Fiebig und Jürgen Faas in unveränderter Zusammensetzung. Das ist wirklich schon eine lange Zeit für diese, wie sie ein Kollege einmal nannte, "musikalische Ehe zu viert".
Hatte ihr euer vielfältiges Repertoire schon von Anfang an im Kopf oder hat sich das step by step so ergeben und lautete die Aufgabe anfangs,
Saxophon-spezifische Literatur zu finden oder ging es gleich darum, eher Atypisches fürs Saxophon zu bearbeiten?
Als wir in der neuen Besetzung anfingen zu proben, führten wir zunächst die Barock-Schiene fort, die unsere Vorgänger-Besetzung begonnen hatte. Das war ein für vier Saxophone eher atypisches Repertoire mit Transkriptionen von Werken Girolamo Frescobaldis, Johann Sebastian Bachs oder Wolfgang Amadeus Mozarts, die wir in historischen Kostümen aufführten. Dann fragte uns die Fränkische Gesellschaft für Neue Musik an, ob wir nicht Lust hätten, ein paar Werke zeitgenössischer Komponisten für Saxophonquartett uraufzuführen. Das war natürlich ein gewaltiger stilistischer Zeitsprung. Die Auseinandersetzung mit Musik lebender Komponisten und modernen Spieltechniken ist immer eine sehr bereichernde Erfahrung. Sehr schnell bekamen wir Lust, diese beiden unterschiedlichen Programmansätze zu vermischen. So entstand 2007 unsere Doppel CD „Moto Perpetuo“, auf der wir auf der ersten CD ausschließlich Bearbeitungen Mozart'scher Werke einspielten und auf der zweiten nur zeitgenössische Werke, von denen wir eine ganze Reihe uraufgeführt hatten. Danach hatten wir wieder Lust, auf Neues und erarbeiteten uns ein reines Jazzprogramm. Die Quartettbesetzung ohne Rhythmusgruppe ist im Jazz eher selten. Trotzdem gibt es eine ganze Reihe erstaunlich guter Werke bedeutender Jazzsaxophonisten, etwa Bob Mintzer oder Phil Woods. Da wir alle vier neben unserem klassischen Schaffen in verschiedenen Jazzformationen spielen, war diese Entwicklung irgendwie zwangsläufig.
Was hat euch zum Gershwin-Repertoire inspiriert und macht den besonderen Reiz von Gershwin, dem frühen Crossover-Helden, aus?
Nach dem Jazzprogramm war der Weg zu Gershwin fast schon eine logische Konsequenz. Gershwin gilt als einer der ersten rein Amerikanischen Komponisten. Sein Stil ist eine ideale Fusion amerikanischer Gospel- und Blueselemente, in harmonischer und rhythmischer Form, und europäischer klassischer Musiktradition. Ein Stil der ideal zu unseren musikalischen Vorlieben passt. Ich hatte in den späten 90ern im Studium auf einem Meisterkurs in Italien einmal ein Saxophonquartett gehört, das die „Rhapsody In Blue“, seit meiner Jugendzeit ein Lieblingsstück von mir, zusammen mit einem Pianisten bearbeitet und aufgeführt hatte. Jahre später kam ich durch Zufall bei Internetrecherchen an die Partitur dieser Bearbeitung. Da ich seit 15 Jahren auch Kammermusik mit dem Pianisten Rüdiger Klein aus Friedberg mache, versuchte ich sogleich meine Quartettkollegen und Rüdiger von der Idee eines Gershwin Programms zu begeistern. Jürgen Faas ist ein hervorragender Arrangeur, der die Vorlage der Partitur noch einmal speziell mit unseren Klang- und Interpretationsvorstellungen ergänzte. Da in vielen Werken Gershwins Saxophone besetzt sind, gingen wir auf die Suche nach weiteren Arrangements und wurden fündig. Das Gershwin Programm spielen wir nun seit sechs Jahren immer wieder. Nahezu jedes Jahr konnten wir neue Arrangements auftreiben, so dass das Programm auch für uns immer frisch blieb und reifte. Vor gut einem Jahr kam dann unsere CD „Sax meets Gershwin“ heraus. Neben den eingespielten Werken „Rhapsody“, „American in Paris“, „Selections from Porgy and Bess“ u.a. haben wir in diesem Jahr noch zwei sensationelle Arrangements erarbeitet, die „Kubanische Ouvertüre“ von Gershwin und die Ouvertüre aus der Oper „Candide“ von Leonard Bernstein, die unser Gershwin Programm auf hervorragende Art und Weise ergänzt.
>> Die nächsten Konzerte dieses Programms finden am 11.9. in der Frankfurter Musikbibliothek, Hasengasse 4, und am 27.9. im Edith Stein Saal in Seligenstadt, jeweils um 20 Uhr statt.
STEFAN WEILMÜNSTER: Die „Idee“ im klassischen Saxophonquartett zu spielen hat wohl jeder Saxophonist, der diese Formation einmal gehört hat, von Beginn an. Neben dem Streichquartett bildet die Viererbesetzung sozusagen die Königsdisziplin in der klassischen Kammermusik. Ich habe mit 18 Jahren vor Beginn meines Studium zum ersten Mal ein Saxophonquartett gehört und war sofort gefesselt von dem warmen Zusammenklang der vier verschiedenen Saxophone und der dynamischen Bandbreite. Der Klang der vier gebräuchlichsten Saxophontypen von Sopran bis Bariton ist für mich bis heute in jeder Probe ein besonderes Erlebnis. Nachdem ich im Studium schon in verschiedenen Saxophonquartetten gespielt habe, kam ich vor zehn Jahren zum Vierfarben Saxophonquartett, welches in unterschiedlichen Besetzungen schon einige Zeit vorher bestand. Ich brachte damals noch unsere vierte Farbe, Susanne Riedl-Komppa, mit. Seither musizieren wir mit Gründer Bastian Fiebig und Jürgen Faas in unveränderter Zusammensetzung. Das ist wirklich schon eine lange Zeit für diese, wie sie ein Kollege einmal nannte, "musikalische Ehe zu viert".
Hatte ihr euer vielfältiges Repertoire schon von Anfang an im Kopf oder hat sich das step by step so ergeben und lautete die Aufgabe anfangs,
Saxophon-spezifische Literatur zu finden oder ging es gleich darum, eher Atypisches fürs Saxophon zu bearbeiten?
Als wir in der neuen Besetzung anfingen zu proben, führten wir zunächst die Barock-Schiene fort, die unsere Vorgänger-Besetzung begonnen hatte. Das war ein für vier Saxophone eher atypisches Repertoire mit Transkriptionen von Werken Girolamo Frescobaldis, Johann Sebastian Bachs oder Wolfgang Amadeus Mozarts, die wir in historischen Kostümen aufführten. Dann fragte uns die Fränkische Gesellschaft für Neue Musik an, ob wir nicht Lust hätten, ein paar Werke zeitgenössischer Komponisten für Saxophonquartett uraufzuführen. Das war natürlich ein gewaltiger stilistischer Zeitsprung. Die Auseinandersetzung mit Musik lebender Komponisten und modernen Spieltechniken ist immer eine sehr bereichernde Erfahrung. Sehr schnell bekamen wir Lust, diese beiden unterschiedlichen Programmansätze zu vermischen. So entstand 2007 unsere Doppel CD „Moto Perpetuo“, auf der wir auf der ersten CD ausschließlich Bearbeitungen Mozart'scher Werke einspielten und auf der zweiten nur zeitgenössische Werke, von denen wir eine ganze Reihe uraufgeführt hatten. Danach hatten wir wieder Lust, auf Neues und erarbeiteten uns ein reines Jazzprogramm. Die Quartettbesetzung ohne Rhythmusgruppe ist im Jazz eher selten. Trotzdem gibt es eine ganze Reihe erstaunlich guter Werke bedeutender Jazzsaxophonisten, etwa Bob Mintzer oder Phil Woods. Da wir alle vier neben unserem klassischen Schaffen in verschiedenen Jazzformationen spielen, war diese Entwicklung irgendwie zwangsläufig.
Was hat euch zum Gershwin-Repertoire inspiriert und macht den besonderen Reiz von Gershwin, dem frühen Crossover-Helden, aus?
Nach dem Jazzprogramm war der Weg zu Gershwin fast schon eine logische Konsequenz. Gershwin gilt als einer der ersten rein Amerikanischen Komponisten. Sein Stil ist eine ideale Fusion amerikanischer Gospel- und Blueselemente, in harmonischer und rhythmischer Form, und europäischer klassischer Musiktradition. Ein Stil der ideal zu unseren musikalischen Vorlieben passt. Ich hatte in den späten 90ern im Studium auf einem Meisterkurs in Italien einmal ein Saxophonquartett gehört, das die „Rhapsody In Blue“, seit meiner Jugendzeit ein Lieblingsstück von mir, zusammen mit einem Pianisten bearbeitet und aufgeführt hatte. Jahre später kam ich durch Zufall bei Internetrecherchen an die Partitur dieser Bearbeitung. Da ich seit 15 Jahren auch Kammermusik mit dem Pianisten Rüdiger Klein aus Friedberg mache, versuchte ich sogleich meine Quartettkollegen und Rüdiger von der Idee eines Gershwin Programms zu begeistern. Jürgen Faas ist ein hervorragender Arrangeur, der die Vorlage der Partitur noch einmal speziell mit unseren Klang- und Interpretationsvorstellungen ergänzte. Da in vielen Werken Gershwins Saxophone besetzt sind, gingen wir auf die Suche nach weiteren Arrangements und wurden fündig. Das Gershwin Programm spielen wir nun seit sechs Jahren immer wieder. Nahezu jedes Jahr konnten wir neue Arrangements auftreiben, so dass das Programm auch für uns immer frisch blieb und reifte. Vor gut einem Jahr kam dann unsere CD „Sax meets Gershwin“ heraus. Neben den eingespielten Werken „Rhapsody“, „American in Paris“, „Selections from Porgy and Bess“ u.a. haben wir in diesem Jahr noch zwei sensationelle Arrangements erarbeitet, die „Kubanische Ouvertüre“ von Gershwin und die Ouvertüre aus der Oper „Candide“ von Leonard Bernstein, die unser Gershwin Programm auf hervorragende Art und Weise ergänzt.
>> Die nächsten Konzerte dieses Programms finden am 11.9. in der Frankfurter Musikbibliothek, Hasengasse 4, und am 27.9. im Edith Stein Saal in Seligenstadt, jeweils um 20 Uhr statt.
25. Mai 2014, 13.58 Uhr
Interview: Detlef Kinsler
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