Foto: Inge Dinand, Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen, 1929 © Erben Hergenhahn-Dinand/Bassenge Auktionen, Berlin
Städel Museum Frankfurt

„Städel Frauen“: Museum will Kunstgeschichte korrigieren

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Das Frankfurter Städel Museum räumt Künstlerinnen so viel Raum ein wie nie zuvor – und will damit Kunstgeschichte korrigieren. Die Ausstellung „Städel Frauen“ ist noch bis Ende Oktober zu sehen.

Katharina J. Cichosch /

Vor zwei Jahren eröffnete das Städel Museum die Retrospektive „Frei. Schaffend. Die Malerin Ottilie W. Roederstein“. Ab 1891 lebte die Deutsch-Schweizerin mit ihrer Partnerin Elisabeth Winterhalter in Frankfurt. So erfolgreich war Roederstein, dass sie ihrerzeit unter anderem auch den Malerkollegen Alexander Jawlensky finanziell unterstützte. Dass Jawlenskys Name heute weitaus bekannter ist als ihr eigener, erzählt womöglich schon einiges darüber, wie Frauen in der Kunstgeschichte immer wieder in die Randnoten rutschten.

Ottilie W. Roederstein stellte denn auch einen Ausgangspunkt für die im Juli eröffnete Schau „Städel Frauen“ dar: Erstmals in diesem Umfang widmet sich das Haus
Malerinnen und Bildhauerinnen, die um 1900 herum im Kunstbetrieb reüssierten. An berühmten Malerinnen mangelt es der Museumssammlung dabei freilich nicht. Lotte Laserstein, Eugenie Bandell, Helene von Beckerath und Louise Schmidt hängen unter anderem in der Dauerpräsentation.

Keine Ausnahme: Städel will ab sofort mehr Künstlerinnen dauerhaft zeigen

Und trotzdem bot die Beschäftigung mit Roedersteins Wirken, das Verfolgen ihrer hervorragenden Netzwerke für Kuratorin Eva-Maria Höllerer noch weitere Erkenntnis. Gemeinsam mit ihrem kuratorischen Team recherchierte sie weitere Künstlerinnen, die vom Main oder von der Seine aus arbeiteten und deren Werke teils als verschollen galten. Ihr Schaffen war, so formuliert das Museum, keine Ausnahme. Auch im Städel selbst wurde die Aufmerksamkeit geschärft, mehrere Künstlerinnen werden ab sofort dauerhaft gezeigt.

Dass Frauen sich überhaupt künstlerisch professionalisieren konnten, erforderte freilich eine Ausbildungsmöglichkeit. Die meisten Kunstakademien in Deutschland erlaubten
ihnen erst nach Einführung des allgemeinen Wahlrechts 1919 Zugang. Es lohnt eben, nicht erst auf die staatlichen Institutionen zu hoffen: An der Städelschule konnten
sich bereits ab 1904 alle Kinder Frankfurter Bürgerinnen und Bürger ausbilden lassen, und zwar, so verbriefte es ihr Stifter Johann Friedrich Städel, „ohne Unterschied des Geschlechts“.

Info
„Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“ ist bis 27. Oktober im Städel Museum zu sehen.

Katharina Cichosch
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