Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Singles in Frankfurt

Der Valentinstag naht mit großen Schritten. Überall wimmelt es nur so von glücklichen Pärchen. Doch noch nicht jeder Frankfurter hat sein passendes Deckelchen gefunden. Um zu hinterleuchten, warum in der Mainmetropole 104 000 Singles leben, haben wir Dr. Fehmi Akalin, der an der Goethe-Uni Soziologie lehrt, zu diesem Thema befragt.

Journal Frankfurt: Früher haben die Menschen mit Anfang 20 geheiratet, heute sind viele mit 30 noch Single. Woran liegt’s?

Fehmi Akalin:
So paradox es sich zunächst auch anhören mag, der Grund für dieses auffällige Phänomen liegt nicht in der Bindungsunfähigkeit der heute 30-jährigen, sondern vielmehr in den gestiegenen Ansprüchen, die sie an die Qualität von Beziehungen stellen. Sobald die aktuelle Beziehung den hohen Anforderungen des persönlichen Liebesglücks nicht mehr genügt, wird sie beendet und man begibt sich auf die Suche nach einem neuen Partner. Die Trennungsschwelle ist deutlich niedriger geworden, die Beteiligten geben sich nicht mehr mit dem bzw. der „Zweitbesten“ zufrieden, wie es für ältere Generationen noch opportun gewesen sein mag.

Was bedeutet Single sein dann?
Das Singledasein stellt sich in dieser Perspektive überwiegend als eine Folgeerscheinung serieller Partnerschaften dar, als eine Übergangsphase zwischen zwei Beziehungen. Der freiwillig Partnerschaftslose, der hedonistische Single ist in der Gesamtmenge der Singles eher ein Randphänomen. Trotz der historischen Entkopplung von Ehe und Liebe orientieren sich also auch noch heute die meisten am Konzept der Romantischen Liebe und sind auf der Suche nach dem „richtigen“ Partner.

Im Beruf muss man ehrgeizig und perfekt sein, um etwas zu erreichen, vor allem in unserer Bankenstadt. Nimmt man diesen Ehrgeiz auch mit in die Partnerschaft und sucht Mister/Miss Perfekt?
Die unerschütterliche Suche nach dem perfekten Partner ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, warum die serielle Beziehungsform, warum die hohe Beziehungsmobilität im jungen Erwachsenenalter der vorherrschende Lebensstil geworden ist. Wider besseres Wissen hat man hier den Ehrgeiz, sollten wir vielleicht sagen: Illusion, Mister bzw. Miss Perfect doch noch zu finden.

Die Geschlechterrollen haben sich geändert. Frau will Karriere machen – Mann sucht Hausmütterchen. Passen Männer und Frauen nicht mehr zusammen?
Das würde ich nicht sagen. Es stimmt zwar, dass die Emanzipation der Frauen ihre Erwartungen und Ansprüche an Paarbeziehungen beeinflusst hat; so ergreifen Frauen aufgrund ihrer mittlerweile erlangten finanziellen Unabhängigkeit viel häufiger die Trennungsinitiative als Männer. Aber traditionelle Rollenvorstellungen oder Diskrepanzen bei der Aufgabenverteilung spielen bei den Gründen für Krisen und Trennungen nur eine untergeordnete Rolle. Die häufigsten Gründe sind nach wie vor Intimitätsdefizite, sexuelle Unzufriedenheit, Eifersucht und Untreue.

Die Menschen haben immer weniger Freizeit. Macht es Sinn den richtigen Partner im Internet zu suchen?
Die Partnersuche via Internet hat weniger mit dem eingeschränkten Freizeitbudget der Singles zu tun – diese zeichnen sich sogar im Gegenteil durch eine ausgeprägte Freizeitorientierung aus -, sondern mit der besonderen Qualität von Netzromanzen. In der Online-Welt kann man beiläufig und unverkrampft mit sehr vielen Menschen in Kontrakt treten, die Anonymität wirkt sich günstig auf die Preisgabe persönlicher Informationen und das Flirtverhalten aus, man kann schneller emotionale Nähe herstellen und gleichzeitig in Reserve bleiben, das Risiko einer Abweisung lässt sich leichter verkraften als in der Offline-Welt, man kann mit seiner kommunikativen Kompetenz punkten.

Wie sind die Erfolgsaussichten?
Laut Studien wird nur bei 10 von 100 Paaren der Erstkontakt im Netz hergestellt. Allerdings konnte in über 60 % der Fälle die Netzromanze in eine Intimbeziehung überführt werden.

Der Alltag ist hart geworden. Überall Arbeitslosigkeit und Probleme. Können Sie sich vorstellen, dass Beziehungen wieder zum Trend wurden, um zumindest irgendeine Sicherheit im Leben zu haben?
Wie gesagt: die Orientierung zur Paarbeziehung ist ungebrochen. Wir leben definitiv nicht in einer Single-, sondern in einer Paar-Gesellschaft. Und von einer Paarbeziehung erwartet man nicht primär, dass sie externe Probleme kompensiert, sondern ihre eigenen Leistungen erbringt: Liebe und Intimität.

Früher wurde man als Single belächelt. Hat sich was an der Akzeptanz gegenüber Singles etwas geändert?
Vielleicht nicht belächelt, sondern eher bemitleidet. Jedenfalls wurde das Single-Dasein bis in de 1960er Jahre hinein negativ etikettiert, dann im Zuge der Individualisierungstendenzen bis in die 1990er hinein idealisiert, um dann wieder stigmatisiert zu werden.

Und heute?
Singles müssen sich heute den Vorwurf gefallen lassen, egoistisch und bindungsunfähig zu sein. Dabei hat man aber wieder nur die Minderheit von freiwilligen Singles im Blick und unterschlägt, dass für 95 Prozent der Singles diese Phase nur ein Übergangsphänomen zwischen zwei Beziehungen darstellt.

Warum sind Zweierkisten wieder in?
Die Zweierbeziehung ist in der modernen Gesellschaft der einzige Ort, wo man als Individuum im wahrsten Sinne des Wortes, also als unteilbare Person wahrgenommen werden kann. An allen anderen sozialen Zusammenhängen nimmt man ja nur als Teilperson „teil“, am Wirtschaftssystem nur als Konsument, am Politischen System nur als Wähler. Nur in der Intimbeziehung wird man noch als Vollperson mit all seinen Macken und Idiosynkrasien ernst genommen bzw. erwartet genau das von einer Partnerschaft.

Aber es gibt auch glückliche Singles?
Die gibt es sicherlich, aber die meisten Studien kommen zu dem Schluss, dass freiwillige Singles, vor allem männliche Singles, weniger glücklich sind als Paare.

Ist es für Städter schwieriger einen Partner zu finden als für Dorfbewohner?
Nicht unbedingt. Dass Singles eher ein Großstadtphänomen sind, dass in der regionalen Verteilung der Singles ein deutliches Stadt-Land-Gefälle beobachtbar ist, bedeutet nicht notwendigerweise, dass es für Städter schwieriger ist, Partner zu finden. Vielmehr ist es so, dass Personen im urbanen Kontext seltener traditionelle Einstellungen aufweisen und ihre Partnerschaften weniger durch Eheschließung institutionalisieren oder in einem gemeinsamen Haushalt pflegen. Man kann sogar sagen, dass die Großstadt in Bezug auf die Quantität potentieller Partner und ihre freizeitorientierte Infrastruktur mit Kneipen, Diskotheken usw. günstigere Kontextbedingungen fürs Kennenlernen bereitstellt als ländliche Milieus.

Ist die Partnersuche in Frankfurt schwieriger als in anderen Großstädten?
Nein, jedenfalls nicht solange, als uns Stadtmagazine fleißig darüber informieren, wann wo was los ist und wo man interessante Leute treffen kann.

Wer die Singles aus unserem aktuellen Heft kennenlernen möchte, schickt uns eine E-mail an redaktion@journalportal.de mit dem Betreff "Single" und dem Namen der Herzdame oder dem Herzbuben.

Und für wen wir nicht den richtigen Single-Kandidaten im Heft hatten, haben wir hier noch einige Single-Events zusammengestellt, wo man bestimmt den Traumpartner kennenlernen kann – vorausgesetzt man will das überhaupt.

Weitere Single-Events:

Die jecke Singleparty vom Journal Frankfurt am 13.02. im „Table“, in der Schirn Kunsthalle, Römerberg 6a, ab 21 Uhr. Tickets unter www.frankfurter-stadtevents.de

Im Lucky’s LM27, Schäfergasse 27, gibt’s jeden Mittwoch eine Flirtparty. Vor allem für die gay community geeignet. www.luckys-lm27.de.

Die Genussakademie in der Fressgass’ bietet den Single-Kochkurs „Topf sucht Deckel“ für Gleichgesinnte mit Interesse am Kochen, Genießen und guter Laune an. Nächster freier Termin ist am 21.04. Vor allem Männer sind gefragt. Preis: 69 Euro. www.genussakademie-frankfurt.de.

Das Jumpingdinner können Singles in den Genuss eines 3-Gänge-Menüs kommen und dabei nette Menschen in privater Atmosphäre kennenlernen. Jeder Gang wird in einer anderen Wohnung serviert. Da sich die Zusammensetzung der Gäste bei jedem Gang ändert, lernt man 12 Mitgenießer kennen. Preis: 26 Euro inklusive Begrüßungssekt auf der Abschlussveranstaltung. Nächster Termin: 20.02. www.jumpingdinner.de.

Der Frankfurter Frühstückstreff findet jeden zweiten Sonntag im Monat in der CAFE BAR in Sachsenhausen statt. Anmeldung ist unter (0 69) 62 23 93 erforderlich. www.frankfurt.fruehstueckstreff.de.

Ein kollektives Blind Date gibt’s bei „Eat and flirt“. 3 Frauen treffen auf 3 Männer bei einem 3-Gänge-Menü. Der Spaß kostet 55 Euro pro Dinner. Die Terminfindung könnte aber ein wenig länger dauern, denn die Zusammenstellung der Singles wird individuell ausgewählt. www.eatundflirt.de.

Eine ähnlich Variante gibt’s als Pasta Date für 28 Euro.

Jeden Samstag gibt’s Pub Crawl für 10 Euro. 4 Locations in 1 Nacht. Treffpunkt Haupteingang am Hauptbahnhof. www.pubcrawl-frankfurt.de.

Alle zwei Wochen wird Speeddating in der A&O Bar angeboten. Nächster Termin 13.02. Verschiedenen Altersgruppen wählbar. www.speeddating.de.
 
2. Februar 2010, 12.13 Uhr
Julia Lorenz
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Frankfurt Rhein-Main
Widerhall der Bilder
Die 5. Ausgabe der Triennale RAY will Fotografie als Resonanzraum erfahrbar machen. Ein Streifzug quer durch Frankfurt und Rhein-Main: unsere Highlights.
Text: Katharina J. Cichosch / Foto: © Rauminstallation von Gaëlle Choisne
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
2. Mai 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Josephine Foster
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
  • Glasperlenspiel
    Kulturzentrum KUZ | 20.00 Uhr
  • Blues Caravan 2024
    Wunderbar Weite Welt Eppstein | 20.00 Uhr
Nightlife
  • Afterwork Clubbing
    Gibson | 22.00 Uhr
  • Play
    Silbergold | 23.59 Uhr
  • Alarmstufe Magenta
    Kulturclub schon schön | 23.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • London Symphony Orchestra
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Liv Quartet
    Holzhausenschlösschen | 19.30 Uhr
  • Das Schloss am Ende der Straße
    Die Kammeroper Frankfurt im Palais Livingston | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Jedermann Reloaded
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden | 19.30 Uhr
  • Es ist nur eine Phase Hase
    Die Komödie | 20.00 Uhr
  • Doctor Faustus
    Internationales Theater Frankfurt | 20.00 Uhr
Kunst
  • Paris, Königstein, Berlin – Louise Rösler (1907–1993)
    Museum Giersch der Goethe-Universität | 10.00 Uhr
  • RAY
    Galerie Hanna Bekker vom Rath | 19.00 Uhr
  • Anna Goschin und Felicithas Arndt
    Barbara von Stechow | 11.00 Uhr
Kinder
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • Schirn Studio. Die Kunstwerkstatt
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 16.00 Uhr
  • Hands On! Robotics-Lab
    Stadtteilbibliothek Seckbach | 16.00 Uhr
und sonst
  • Mai- und Weinfest
    Liebfrauenberg | 11.00 Uhr
  • Aufsitzerpflanzen im tropischen Regenwald – die Spezialisten der Baumkronen
    Palmengarten | 18.30 Uhr
  • Frankfurter Kaffeehausgeschichten - Von Muckefuck bis Coffee to go
    Frankfurter Stadtevents | 14.00 Uhr
Freie Stellen