Simply Goodbye: Simply Red in Frankfurt

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Andreas Dosch /

Simply Red

Als 1985 "Picture Book", die erste LP von Simply Red, in die Läden kam, war das wie ein frischer Wind im von pluckernden Rhythmusmaschinen dominierten Synthesizer-Sound dieser Zeit. Ich war damals begeistert über perligen Soul-Pop à la "Money's Too Tight To Mention" und die atemberaubend schöne Ballade "Holding Back The Years". "Super!" dachte ich: "Eine Entdeckung gemacht." Doch kurz darauf setzte der Overkill ein: Simply Red hier, Simply Red da, alle kauften das Debütalbum, Sänger Mick Hucknall avancierte quasi über Nacht zum Superstar, Multimillionär (schätze ich mal) und -- am schlimmsten -- zum allgegenwärtigen Womanizer, der aus den Publicity-News nicht mehr wegzudenken war. Mein Gott, selbst Steffi Graf legte der Typ flach!

Meine Reaktion? Ich verschenkte die Platte. Der ganze Hype kam mir zu den Ohren raus, und selbst als Hucknall in den folgenden Jahren immer wieder wirklich gute, hör- und tanzbare Nummern auf den Markt warf ("A New Flame" -- spitze! "Something's Got Me Started" -- großartig! "The Right Thing" -- fantastisch! "Fairground" -- sagenhaft!), redete ich mir ein, mit der Kommerzmaschine Simply Red definitiv gebrochen zu haben.

Dann kam "Home" auf den Markt (so etwa 2003), mit der genialen Single "Sunrise", bei der Hucknall "I Can't Go For That (No Can Do)" von Hall & Oates dermaßen clever sampelte -- ich war wieder "gehookt" (um im Musikerjargon zu bleiben). Eines Nachts zappte ich im TV zufällig auf einen Live-Auftritt der Band in Montreux (kann auch Buenos Aires gewesen sein, weiß ich nicht mehr so genau) und war begeistert, mit welcher Liebe der rotgelockte Mick seine zahllosen Hits filigran umarrangiert hatte und mit wie viel Ausstrahlung er das Ganze rüberbrachte. "Gut, Simply", sagte ich zu mir, "du hast gewonnen. Wenn du das nächste Mal nach Frankfurt kommst, bin ich dabei!"

Tja, und am 13. Mai war es dann soweit: Zufälligerweise auch gleich noch die Abschiedtour der Band, was keinen großen Unterschied machte, denn außer Hucknall ist es sowieso schon immer egal gewesen, wer da noch im Hintergrund musizierte (zumal er sich stets allein auf den Covers abbilden ließ). Und was soll ich sagen: Das Konzert lief völlig erwartungsgerecht ab. Hochprofessionelle Soul-Pop-Unterhaltung fürs gereifte Publikum, voll mit edlen Balladen und gediegenem Mittelstands-Groove, alles eine Spur glatt vielleicht, aber deswegen war man wohl auch gekommen, Metallica hatte keiner erwartet (die spielten zwei Tage vorher -- und gestern: James Last!). Natürlich präsentierte er seine größten Erfolge, klar, und zum Schluss gab es mit "If You Don't Know Me By Now" die unvermeidliche Auf-Wiedersehen-Schwofe, wie sich das gehört. Geweint vor Abschiedsschmerz hat er allerdings nicht, der Simply Mick. Liegt wohl daran, dass er nun solo weitermacht. Ob ich dann erneut hingehen werde? Na, mal sehen, was Red Hucknall noch so alles in petto hat. Das jedenfalls war meine Simply-Red-Geschichte.


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