Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 45)

Auf dem Weg zum Kilimandscharo

tag45_titel1.jpg

Der reine Luxus, saubere Bettwäsche, gute Matratzen. Wir sind um sieben Uhr aus den Federn. Die übliche Routine, duschen, packen. Der Roomboy holt mit einem Trolley unser Gepäck. Während wir das Auto packen, zeigt mir einer der Parkwächter einen Ölfleck unter unserem Motor. Daniel schlüpft unter den Wagen und zieht die Ölablassschraube fest, die sich seit unserem Ölwechsel in Khartum anscheinend gelockert hat. Händewaschen und ab zum Frühstücksbüffet. Alles was das Herz begehrt, wie aus Tausend und einer Nacht. Der Hotelmanager kommt aus Deutschland und man kann ihn zu seinem Job nur beglückwünschen. Wir haben beide lange Afrikaerfahrung und so ein Hotel haben wir noch nirgends gesehen. Aber die Straße ruft.
Vom Wagenpark aus haben wir einen tollen Blick auf den Mt. Meru. Wir verlassen das gastliche Haus und in der strahlenden Morgensonne geht's durch die vornehmen Viertel Arushas in Richtung Moshi. Nach wenigen Kilometern taucht links in der Ferne die Gipfelsilhouette des Kilimandscharo auf. Hier sieht man erst einmal, wie riesig dieses Gebirgsmassiv ist. Auf einer Strecke von über hundert Kilometern steigen beiderseits ganz sanfte Hügel immer höher und höher, bis sie in 5995 m Höhe das Gipfelplateau des Kibogipfels mit dem Uhurupeak bilden. Von hier unten kann man immer nur bis zum Kraterrand schauen, der Gipfel mit dem Krater erschließt sich nur dem Bergsteiger. Der Uhurupeak hieß bis 1962 Kaiser-Wilhelmspitze und wurde erst nach der Unabhängigkeit des Landes (Uhuru heißt auf Kisuaheli Unabhängigkeit) umbenannt. Warum Kaiser-Wilhelmspitze? Tansania war das ehemalige Deutsch-Ostafrika. Der Erstbesteiger Hans Mayer war ein Geograph aus Leipzig und der Entdecker bereits 1820 der Missionar Rebmann, ebenfalls aus Deutschland. Es gibt einige kuriose Geschichten um den Berg, die ich hier nur kurz schildern möchte.

Geschichte des Kilimandscharo 

tag45_titel2.jpg

Eine Scherzfrage zuerst: Wo ist die Spitze des Kilimandscharo? Jeder würde antworten: in Tansania. Weit gefehlt, sie befindet sich in Potsdam, genauer gesagt im Muschelsaal des Potsdamer Stadtschlosses. Und wie kam es dazu, werdet ihr zu Recht fragen. Tansania, das damals noch Tanganyika hieß, war nach den kaufmännischen Aktivitäten von Carl Peters deutsches Mandatsgebiet und Bismarck garantierte ab 1884 eine Schutztruppe. Ab diesem Jahr hieß es Deutsch-Ostafrika. Das Nachbarland Kenia gehörte den Engländern. Es musste eine Vereinbarung über die Grenzziehung getroffen werden. Unser Kaiser Wilhelm und seine Tante, die Queen Viktoria von England, zogen mit dem Lineal einen Strich auf der Landkarte und wollten so die beiden Kolonialländer untereinander aufteilen. Als Kaiser Wilhelm sah, dass Kenia zwei Berge über 5000 m besitzen sollte, beklagte er sich bei seiner Tante. Diese schenkte ihm daraufhin zum 50. Geburtstag den Kilimandscharo. Um dies zu unterstreichen, wurden 60 cm der Spitze abgetragen und per Schiff nach Deutschland transportiert. Wenn man sich die Afrikakarte anschaut, sieht man heute noch, dass die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern korrigiert wurde und eine Ecke um den Kilimandscharo gezogen ist. Soviel zur interessanten Geschichte dieses Berges. Nun aber zurück zu uns.

Wir fahren durch eine kultivierte Landschaft, üppiges Grün überall, hier wächst alles: Südfrüchte, Mais, Weizen, Bananen, Kaffee, Kakao etc. Das Grün lässt sich nicht beschreiben, durch die Abwesenheit jeglicher Industrieabgase und die Höhe (1500 m) ist die Luft von einmaliger Klarheit. Fotos können das gut belegen. Die gut asphaltierte Straße ist blitzblank sauber. Wir nähern uns Moshi, einer Kleinstadt nahe beim Kilimandscharo Airport. Hier habe ich 2003 vor meiner Kilimandscharobesteigung gewohnt. Es hat sich in der kurzen Zeit schon wieder verändert. Wir haben zu unserem Tagesziel nur noch ca. 30 Minuten zu fahren.
Internat in Mwanga
Mwanga. Hier sind Lulu und Joshua, zwei von Daniels Waisenkindern aus Dar es Salaam, im Internat (secundary boardingschool). Wir haben mit dem Schuldirektor telefoniert und die Erlaubnis bekommen, die Kinder zu b  esuchen und die Schule zu besichtigen. Der kleine Ort liegt am Fuß einer Mittelgebirgskette, eingebettet in tropische Landschaft. Ein stetiger Wind strömt von den Hügeln herab und weht roten Staub auf. Wir haben nach kurzem Suchen die Schule gefunden. Es ist Sonntag heute und kein Unterricht. Der T.O.D (teacher on duty) empfängt uns und teilt uns mit, dass Joshua und Lulu gerade in der Kirche sind. Es ist heiß und windig zugleich und wir warten im Schulgarten auf den Direktor, dessen Autorität wir natürlich nicht übergehen wollen. Mit ihm zusammen besichtigen wir das riesige Schulgelände. 450 Kinder werden hier von 15 Lehrern unterrichtet. Der Unterrichtsstoff entspricht in etwa dem deutscher Gymnasien und schließt sogar Internet und Computertraining ein. Die Schule hat eigene Gemüsefelder und die Kinder bestellen diese Felder in eigener Verantwortung. Der schuleigene Hühnerhof wurde wegen der Vogelgrippe wieder aufgegeben.

Wir besichtigen die Schulküche. Hier bereiten die älteren Schüler Mahlzeiten für die Kinder zu. Natürlich sind es einfache Gerichte, aber sie sind nahrhaft. Fleisch gibt's allerdings nicht oft, aber alles ist frisch. Wasser vom Kilimandscharo ist in unbegrenzter Menge vorhanden. Wir besichtigen die schuleigene Krankenstation. Es gibt einen Arzt und eine Krankenschwester. Gerade liegt ein kleiner Patient mit Malaria in einem der Betten. Wir ziehen uns diskret zurück. Interessant sind die Schlafsäle. Ein Schlafsaal ist eingeteilt in Kabinen mit je vier Betten. Die Kabinen sind oben offen und in einem Saal sind ca. 100 Kinder untergebracht.
Ausflug mit Joshua, Lulu und Salehe 

tag45_titel4.jpg
Draußen auf dem Hof wird gewaschen, die Wäsche flattert bunt im Wind. Wir beenden den Rundgang und nehmen Joshua, Lulu und Salehe im Wagen mit uns. Wir wollen einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung machen und mit den Kindern picknicken. Auf unserer Straßenkarte haben wir einen kleinen See entdeckt, den Lake Pamgani. Leider gibt es keine Straßen dorthin. In der Nähe liegt ein kleines Dörfchen und wir wollen versuchen, dorthin zu gelangen. Üppige Kakteen, Sisalagaven, Schirmakazien etc. Nach 15 km Feldweg erreichen wir eine Talsohle, einige Lehmhütten sind weit verstreut, Hühner gackern aufgeregt umher, Kinder sitzen im Schatten von Baobabbäumen. Viehherden, von Massaihirten betreut, ziehen vorüber.

Wir suchen einen schattigen Platz und bauen unsere Feldküche auf. Die Kinder helfen geschickt. Wir haben Nahrungsmittel gekauft und kochen Reis mit gebratenen Zwiebeln, Knoblauch, Tomatenmark und bereiten dazu einen Salat mit Tomaten, Zwiebeln und Thunfisch. Ein junger Eingeborener auf einem Fahrrad, sein 1-jähriges Söhnchen auf dem Gepäckträger, kommt neugierig herangefahren und bleibt ca. zwei Stunden bei uns. Ihn interessiert alles, was wir tun. Daniel schenkt ihm einen Fußball. Die Einladung, mit uns zu essen, schlägt er aus. Nach dem Essen möchte er uns eine Elefantentränke zeigen, aber die Kinder drängen zum Aufbruch, sie wollen zur Schule zurück, da sie nächste Woche mehrere Tests zu bewältigen haben und noch lernen wollen.

In der Abendsonne, mit Blick auf den umwölkten Kilimandscharo geht's zurück zur Schule. Daniel und ich haben ein lokales Hotel (8 Euro die Nacht) gefunden: Angelas Inn. Bei einem Rotwein sitzen wir mit dem Schuldirektor im offenen Innenhof des Hotels und diskutieren die Probleme der Schule und des Landes. Das Wort Schule ist hier aus der deutschen Zeit erhalten geblieben, es schreibt sich zwar shule, aber wird wie Schule ausgesprochen. Das hiesige Gymnasium hat eine Partnerschule in Bad Homburg und im Gästebuch haben wir viele deutsche Eintragungen gefunden. Jetzt muss ich mich dem gemeinsamen Gespräch widmen und schreibe morgen weiter.
In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Der Weg nach Dar es Salaam, Tansania, ist lang. Seit mehr als 30 Tagen ist die Gruppe des Trail for Africa unterwegs. Sie besteht zum einen aus Offroad-Fahrern, die für die Expeditionsfahrt bezahlt haben und zum anderen aus Vertretern von Streetkids International (Damaris Haensel, dem Geschäftsführer der “Streetkids
 
20. Februar 2007, 20.59 Uhr
Peter
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Historisches Museum Frankfurt
Zeitgenössische Kunst von Wanda Pratschke
Im Lichthof des Historischen Museums Frankfurt werden anlässlich ihres 85. Geburtstags Positionen zeitgenössischer Kunst von Wanda Pratschke präsentiert. Im Mittelpunkt steht die Bronze namens „Traum“.
Text: Sina Claßen / Foto: Historisches Museum Frankfurt © Stadt Frankfurt LUMEN
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
19. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Female Duo
    Alte Nikolaikirche am Römerberg | 19.00 Uhr
  • Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli
    St. Bonifatius | 20.00 Uhr
  • Joya Marleen
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Nightlife
  • The Big Easy
    Colos-Saal | 23.30 Uhr
  • Gibson Affairs
    Gibson | 23.00 Uhr
  • King Kong Kicks
    Centralstation | 22.30 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Hessischer Rundfunk | 20.00 Uhr
  • Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
    Rheingoldhalle | 19.30 Uhr
  • Orchestra della Svizzera Italiana
    Kurhaus Wiesbaden | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Der Raub der Sabinerinnen
    Schauspiel Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Goethe: Faust I
    Volksbühne im Großen Hirschgraben | 19.30 Uhr
  • Glück
    Kammerspiele Wiesbaden | 20.00 Uhr
Kunst
  • Bruder Moenus
    Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse | 10.00 Uhr
  • 244ff. – Von Friedrich bis Ferdinand
    Schloss Bad Homburg | 10.00 Uhr
  • Denis Dailleux
    Galerie Peter Sillem | 18.00 Uhr
Kinder
  • Pop Up-Technothek – MINT zum Anfassen
    KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek | 15.00 Uhr
  • Prinzhexin – Wie ein Prinzessin zur Hexe wird
    Löwenhof | 15.00 Uhr
  • Die Biene Maja
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
Freie Stellen