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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Künstlerkollektive Teil 2

saasfee*: „Es brauchte einen Neuanfang, um die verkrusteten Verhältnisse aufzubrechen“

Mit ruangrupa wird die documenta in Kassel in diesem Jahr erstmals von einem Künstlerkollektiv kuratiert. Auch in Frankfurt und Umgebung gibt es eine Vielzahl an Künstlergruppen. Wir haben fünf davon befragt – darunter auch saasfee*, die den gleichnamigen Pavillon betreiben.
JOURNAL FRANKFURT: Seit wann gibt es Euch, und wie viele Leute zählt saasfee* aktuell?
saasfee*: Die Ursprünge des Künstlerkollektivs saasfee* liegen schon im Anfang der 90er. Damals hieß das Kollektiv um Moni Friebe und Alex Oppermann noch Arosa2000. Zu der Zeit versuchten wir mit jungen Künstler*innen und Musiker*innen aus dem Umfeld digitaler und elektronischer Kunst ein Netzwerk zu schaffen, um den Aufbruch des digitalen Wandels in der Gesellschaft und damit neue Kunstformen zu erforschen und zu entwickeln. Gesellschaftlich hatte es die junge Kunst damals auch schwer, es gab neben etablierten Galerien kaum Plattformen für junge Kunst und noch viel weniger für neue Kunstformen im digitalen und in der elektronischen Musik. Wir haben aus diesem Grund für unsere eigenen künstlerischen Arbeiten und die unseres Netzwerks einen Ort und Offspace für digitale Kunst und elektronische Musik schaffen wollen, den Frankfurt nicht hatte. Wir mieteten einen kleinen Raum gegenüber dem ehemaligen Stadtbad Mitte an, in dem wir alle zwei Wochen die verschiedensten Ausstellungen eröffneten mit anschließenden Performances und Musikveranstaltungen im Kellergewölbe. Somit bauten wir uns ein Netzwerk auf, das vorrangig dazu diente, mit anderen Künstler:innen in Konktakt zu kommen und eine Plattform für uns alle zu schaffen. Es folgten verschiedene andere Ausstellungsräume in Frankfurt (u.A. PONY, saasfee* Honsellbrücke und nun der saasfee*pavillon) sowie große Veranstaltungen im Stadtbad Mitte, Volksbildungsheim und IG Farbenhaus.

Die Zusammensetzung des Kollektivs hat sich über die Jahre immer wieder teilweise verändert. Inzwischen sind wir zehn: Alex Oppermann, Moni Friebe, Andreas Prill, Al Dhanab, Tobias Tiefenthaler, Philipp Karger, Vivien Kämpf, Sanaz Hazegh-Nejad, Tae-Ry Park, Lisa Petri.

Wie nehmt ihr die Diskussion um Kollektive wahr, wo ihr selbst schon seit Jahrzehnten in dieser Konstellation arbeitet?
Die Idee eines Kunstkollektivs und kollaborativen Arbeitens haben wir nun fast 30 Jahre umgesetzt und gelebt. Es erschien uns seinerzeit unzeitgemäß, weiterhin in den vorherrschenden Mustern als Einzelkünstler:innen zu agieren und dies weiter zu verfolgen. Es brauchte einen Neuanfang und neue Ansätze, um die verkrusteten Verhältnisse in der Kunst und im Denken über Kunst aufzubrechen. Die Arbeit und das Forschen an neuen Ideen, Kunstformen und Gesellschaft braucht einen Diskurs und auch die verschiedenen Qualitäten, die jeder einzelne des Kollektivs mitbrachte.

Im Zusammenhang von medialen Arbeiten, in Form von Raum, Musik, Videokunst etc. war eine Zusammenarbeit aufgrund der Komplexität ohnehin unabdingbar. Die Arbeit im Team ist für uns selbstverständlich, aber die Anerkennung von Kollektiven im Kontext der Kunst war damals sehr schwierig und wurde nur von wenigen aus dem Kunstumfeld wirklich verstanden. Sie ist aber vielfältig und eröffnet ganz andere Möglichkeiten, als alleine vor sich hinzuwerkeln. Abstimmungsprozesse sind sicherlich manchmal aufwendig und zäh, aber wenn ein Teil der Gruppe für eine Idee brennt, wird das vom Rest des Teams mitgetragen und in den meisten Fällen auch realisiert. Es ist richtig, das Kollektive nun mehr Anerkennung erfahren, es dauert ja selbst in der Kunst lange, bis auch neue Formen sich etablieren und akzeptiert werden. Gerade im Kontext der jetzigen gesellschaftlichen und politischen Lage ist dies aber eine notwendige und längst überfällige Form des Handelns.

Wie würdet ihr euer Metier/Arbeitsfeld/Medium beschreiben?
Da unser Team aus vielen so unterschiedlichen Leuten mit unterschiedlichen Begabungen und Schwerpunkten besteht ist auch das, was wir tun vielfältig. Das macht es in der Vermittlung, was wir sind und tun, nicht immer einfach. Saasfee* als Kunstkollektiv hat in den letzten Jahren nur noch wenige, dafür ausgewählte künstlerische Arbeiten entwickelt. Der Pavillon ist ein wichtiger Teil des Gesamtkunstwerks und auch als solcher zu verstehen. Die Entwicklung eines solchen Ortes für Subkultur und junge zeitgenössische Kunst im Zentrum der Stadt, dort wo so etwas eigentlich kaum noch möglich ist, ist für uns ein wichtiges Ziel, um das wir lange kämpfen mussten, da finanzielle Interessen in dieser Stadt eigentlich immer Vorrang haben. So einen Ort zu besetzen und in dieser Form zu festigen, war natürlich sehr aufwändig. Für neue Arbeiten gibt es viele Ideen, aber die Zeit ist knapp.

Dieses Interview Teil der aktuellen Titelstory „Was geht zusammen besser? Alles!“ in der Juni-Ausgabe (6/22) des JOURNAL FRANKFURT.
 
22. Juni 2022, 12.49 Uhr
kcj
 
 
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