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Foto: Frankfurt Art Bar
Foto: Frankfurt Art Bar

Frankfurt Art Bar

Mit starken Nerven durch die Zeit

Dank ihres Biergartens konnten Janice Young und ihr Team die Gäste zumindest im Sommer in größerer Zahl begrüßen. „Mit starken Nerven durch die Zeit“ heißt die Losung in der Frankfurt Art Bar, nachdem im zweiten Lockdown auch das Weihnachtsgeschäft verloren ging.
JOURNAL FRANKFURT: Wann erreichte Sie die Nachricht des ersten Lockdowns im Frühling, welche Gefühle kamen da auf und wie haben Sie darauf reagiert?
Janice Young: Am Sonntag kam der endgültige Bescheid, am Dienstag haben wir alles runter gefahren, ab Mittwoch war dann Schluss. Es war beängstigend und fremd und wir waren nervös, da niemand wusste, wie und wann es weiterlaufen soll. An die angekündigten zwei Wochen Lockdown haben wir nicht geglaubt, sondern ahnten, dass es länger anhalten wird.

Welches war Ihr letztes Konzert und wie viele mussten Sie absagen?
Unser letztes Konzert vor dem Lockdown war die „Jazz Matinée“ an genau dem Sonntagnachmittag, als die Nachricht später veröffentlicht wurde. Wir hatten unser Programm geplant bis in die Sommermonate hinein, aber anstatt gleich alle Konzerte abzusagen, haben wir alle zusammen einfach darauf gewartet, dass wir wieder anfangen können. Mit der Zeit haben wir aber festgestellt, dass das Geschäft ab Mai verständlicherweise erst mal nur draußen im Freien stattfinden konnte und haben dann erst bis auf Weiteres alles komplett abgesagt.

Aktuell bietet Sie ja Take-away auf Ihrer Webseite an. Ist das eine Option, um den Betrieb am Leben zu halten?
Ja, aktuell haben wir keine anderen Alternativen.

Was die Musik betrifft haben Sie auch schnell einen Youtube-Kanal eingerichtet. Um selbst im Gespräch zu bleiben und um den Musikern eine – wenn auch „nur“ digitale – Plattform zu geben?
Ja, das waren tatsächlich unsere Gedanken und wir wünschten uns das damals. Wir haben es bis jetzt aber noch nicht so richtig ausgebaut, leider. Das könnte aber noch kommen.

Als Lockerungen nach dem ersten Lockdown verkündet wurden, haben Sie Ihren Betrieb zunächst im Biergarten wieder aufgenommen und dort auch wieder Konzerte angeboten?
Unser Biergarten ist leider nicht für Livemusik zugelassen. Wir haben lediglich regelmäßig einmal in der Woche innendrin Konzerte gehabt, unseren „Friday Live Jazz" (eine feste Institution seit Anfang an, schon an der alten Adresse) plus ab und zu mal ein Samstags-Termin oder unter der Woche auch. Anstatt circa 70-75 Plätzen konnten wir jetzt nur noch Platz für maximal 35 Gäste anbieten.

Wie war das Feedback Ihres Publikums? Viele Menschen schienen ja nach all den abgesagten Konzerten regelrecht ausgehungert nach Gastronomie und Musik?
Das Feedback waren super. Anfangs waren nicht ganz so viele Gäste da. Es hat etwas gedauert, bis wir uns alle an die neue Situation gewöhnt hatten. Viele Menschen waren einfach unsicher, ob es in einem geschlossenen Raum sicher sein könnte, aber da wir gut lüften können und uns immer strikt an die Regel gehalten haben, hat sich das schnell rumgesprochen. Nach und nach kamen die Gäste wieder rein, und nach einer Weile war es immer ausgebucht am Wochenende.

Liest man Ihre Philosophie auf der Webseite, wie viel davon war in den zurückliegenden Monaten überhaupt an Kommunikation realisierbar, hatten Sie einen regen Austausch über die Social-Media-Kanäle und wie konnten die Fans der Art Bar als "Real Music Lovers" Ihnen gegenüber ihre Unterstützung zum Ausdruck bringen?
Wir hatten großes Glück, dass der Sommer viel schönes Wetter mit sich gebracht hat und wir die Gäste im Biergarten regelmäßig treffen konnten, um uns mit ihnen auszutauschen und den Kontakt aufrechtzuerhalten. Viele unserer Gäste haben uns großartig unterstützt, insofern dass sie Gutscheine über die Plattform „Paynoweatlater" gekauft haben. Nach Kauf eines Gutscheins bekommt das Restaurant, das Café oder die Bar das Geld direkt überwiesen (gegen minimale Gebühren) und der Gast kann sich dann ein beliebiges Datum aussuchen, um später vorbeizukommen, wenn wir wieder geöffnet haben, um den Gutschein einzulösen.

Hatten Sie gleich ein Hygienekonzept für den Innenraum erstellt?
Selbstverständlich. Die Abstandsregel wurden gehalten, das ganze Team trug immer Mund-Nasen-Schutz, Formulare für das Kontakt-Tracing wurden verteilt und ausgefüllt, Tische und die laminierte Speisekarten für jeden neuen Gast desinfiziert.

Haben Sie Hilfe von Stadt, Land und Staat erhalten und wie haben Sie Ihr Überleben bis dato realisieren können?
Im März haben wir eine staatliche Hilfe relativ zügig bekommen, was eine große Hilfe war. Aktuell beim zweiten Lockdown haben wir auf unseren Antrag für Novemberhilfe (oder auch den Dezember) bisher noch nichts gehört, wie so viele andere Kollegen auch nicht.

Wie fällt Ihr Blick zurück auf das Corona-Jahr aus?
Da wir glücklicherweise einen Biergarten betreiben und der Sommer, wie vorhin erwähnt, schöne sommerliche Tage mit sich gebracht hat, haben wir zusammen mit unseren Gästen und Besuchern sehr schöne Zeiten verbringen können. Was die Livemusik betrifft, war es ein Desaster, ganz klar. Uns tat es schon leid, dass wir nichts machen konnten, um den vielen befreundeten Musikern zu helfen oder sie zu unterstützen. So viele Künstler mussten so sehr leiden und wurden an die Existenzgrenze gebracht durch den Shutdown. Es ist traurig und sehr frustrierend. Lasst uns also gemeinsam füreinander achtsam sein, damit wir bald wieder in familiärer und positiver Atmosphäre köstliche Speisen, leckere Getränke und vor allem gute Musik genießen können.

Wir sind mitten im zweiten Lockdown. Hatten Sie damit gerechnet, dass Sie ein zweites Mal schließen müssen und mit wie viel Zuversicht gehen Sie ins neue Jahr?
Anfangs haben wir nicht mit einen zweiten Lockdown gerechnet, aber nach und nach als die Infektionszahlen wieder gestiegen sind haben wir versucht, uns mental darauf vorzubereiten und trotzdem haben wir natürlich bis zum letzten Tag gehofft, dass es nicht soweit kommen würde. Das komplette Weihnachtsgeschäft zu verlieren, ist schon sehr hart, man braucht sehr starke Nerven in dieser Zeit, da wir jetzt inzwischen auf den fünften Monat in Lockdown schauen.

Haben Sie – obwohl man, wie alle immer sagen, nur auf Sicht fahren kann – schon wieder Konzerttermine gebucht und gibt es darüber hinaus eine Wunschliste an Künstlern:innen, die Sie unbedingt noch in die Art Bar einladen möchten?
Wir haben so viele Musiker und Bands, für die wir alles versuchen werden, Ersatztermine zu vergeben für die bisher ausgefallene Gigs. Alle die bereits gebucht waren, möchten wir gerne als erstes erneut einladen. Das ist unsere Priorität aktuell.
 
26. Januar 2021, 12.56 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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