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Das neue Museum in der Altstadt

Wo Friedrich Stoltzes Laterne brennt

Das neue Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse wird erst im Oktober in der Altstadt eröffnen. Aber wir verraten jetzt schon, warum das Ausstellungshaus so von Bedeutung ist und warum Stoltze aktueller ist denn je.
„Es will mer net in de Kopp enei“, wie kann nur ein Frankfurter nicht Friedrich Stoltze kennen? Die Historikerin Petra Breitkreutz hat schon am alten Standort, der sich seit 1978 etwas versteckt in der Töngesgasse befand, mit Ausstellungen und Führungen den Besuchern das Frankfurter Original nähergebracht und freut sich nun, auf die Eröffnung des neuen zentral gelegenen Stoltze-Museum in der Altstadt. Das Ausstellungshaus wird seinen Eingang am Markt 7 haben und einen Zugang zu dem Kaminzimmer im ersten Obergeschoss und zwei kleineren Räumen im zweiten Obergeschoss im hinteren Teil der Goldenen Waage ermöglichen und auch das elliptische Treppenhaus soll als Ausstellungsfläche genutzt werden. Da das neue Stoltze-Museum erst am 23. Oktober eröffnen wird, verrät Petra Breitkreutz schon vorab, was die Besucher erwarten wird. Eines vorweg: Die Fenster des schmalen Eingangshauses des Museums werden in den Abendstunden illuminiert sein und zwar im Erdgeschoss heller als ganz oben. „In Anlehnung an eine Kerze in einer Laterne. Das soll an Stoltzes satirische Wochenzeitschrift ‚Frankfurter Latern‘ erinnern“, erklärt die Museumsleiterin.

Stand ihr für die Ausstellung bislang nur eine 25 Quadratmeter große Fläche und ein Treppenhaus zur Verfügung, so ist nun allein das weinrote Kaminzimmer mit Originalmöbeln und Gegenständen aus Stoltzes Nachlass sowie einer schmucken Stuckdecke allein 50 Quadratmeter groß, für Sonderausstellungen habe man noch weitere 30 Quadratmeter und wieder ein Treppenhaus. Mit einem Medientisch und Hörstationen, an denen die Besucher den Texten von 12 Prominenten lauschen können, mit denen Stoltze in Verbindung stand, sowie Führungen, Lesungen und Vorträgen will Breitkreutz den Gästen den 1816 geborenen Frankfurter näherbringen. „Das Zeitungslayout der Frankfurter Latern bestimmt die Ausstellungsarchitektur“, sagt Breitkreutz. In dem Blatt habe sich der Querdenker Stoltze sogar mit Otto von Bismarck angelegt. Seit 1997 arbeitet die Historikerin das Leben und Schaffen des Frankfurter Dichters für die Öffentlichkeit auf. „Ein Job, wie es ihn in der Stadt nur einmal gibt“. Es war an Stoltzes Geburtstag, am 21. November 1978, als das Museum eröffnet wurde, in diesem Jahr feiert es sein 40. Jubiläum. Nur kehrt Stoltze nun gewissermaßen an seinen Ursprungsort zurück.

Er wurde in unmittelbarer Nachbarschaft des Doms geboren, eine Plakette am Haus Domstraße 3, erinnert an das 1904 abgerissene Geburtshaus. Auch der Stoltze-Brunnen, bei dem viele Touristen denken, es sei Marx, wie Breitkreutz mit etwas Belustigung berichtet, steht wieder an seinem angestammten Platz auf dem Hühnermarkt, dem zentralen Platz der Altstadt. „Bis 1946 stand es da inmitten von Trümmern“. Anfang der 1980er habe man das Denkmal dann auf dem Stoltze-Platz hinter der Katharinenkirche aufgestellt. Nun ist es wieder dort, wo es kurz nach Stoltzes Tod aufgebaut worden war.

„Die Kritik an der Altstadt ist zurückgegangen“, sagt Breitkreutz. Anfangs sei ja viel gemeckert worden, über das Stadthaus und über den angeblich zugebauten Blick auf den Dom. „Den hat es früher so auch nicht in der Altstadt gegeben.“ Nun seien die meisten Leute, die sie durch Stoltzes Altstadt führt begeistert. „Vor allem von der baulichen Qualität, wo so viele Handarbeiter Maßarbeit geleistet haben.“ In der Bauzeit habe sich plötzlich entschieden, dass das Museum in die Altstadt ziehen könne, es seien viereinhalb Jahre Ausnahmezustand für sie gewesen, berichtet Breitkreutz, die für das Konzept des Museums und jeden zu lesenden Text verantwortlich zeichnete. Sie habe sich intensiv mit den rund 600 Briefen auseinandergesetzt, die Stoltze an Leopold Sonnemann und an Heinrich Hoffmann geschrieben habe und habe daraus auch ein Buch gemacht, dass in diesen Tagen erscheint.

Aber was begeistert sie so an Stoltze? „Er ist aktuell geblieben, war ein Demokrat und Republikaner in einer Zeit, in der Deutschland in 38 Länder aufgespalten war. Er hat sich ein einheitliches Deutschland gewünscht, das demokratisch geführt wird. Stoltze war ein Querdenker in einer Zeit, in der es keine Pressefreiheit gab. Er wurde oft zu Strafen verdonnert und konnte sich diesen oft entziehen. Er setzte sich für die bürgerlichen Rechte und die Gleichheit der Menschen ein, kämpfte etwa gegen die Unterdrückung des einfachen Bürgers. Das sind Themen, die bis heute Gültigkeit haben.“ Stoltze habe seiner Frau die Geldgeschäfte überlassen, sie außerdem gleichberechtigt behandelt und den vier Töchtern eine gute Ausbildung ermöglicht. „Er war da ganz aufgeschlossen, fand, Bildung sei der Zugang zu allem.“

Und Stoltze sei ein Altstadtfan gewesen, auch wenn er später lieber mit Garten im Grüneburgweg gewohnt habe. Er habe sich für eine Altstadt mit mehr Licht und Luft eingesetzt. „Die Altstadt lag ihm am Herzen.“
Das Stoltze-Museum wird vom 23. Oktober an täglich zwischen 10 bis 18 Uhr geöffnet sein, der Eintritt ist frei. Zur Eröffnung werden Oberbürgermeister Peter Feldmann und der hessische Minister Boris Rhein erwartet. Anders als im JOURNAL angekündigt, wird es zur Eröffnungsfeier der Altstadt wegen einer fehlenden Freigabe des Gebäudes wahrscheinlich noch nicht möglich sein, das Stoltze-Museum zu betreten.

Sie möchten mehr über die neue Altstadt erfahren? Dann empfehlen wir die aktuelle Ausgabe des JOURNAL Frankfurt mit einem großen Altstadtspecial, wir verraten 33 Geheimnisse zu dem Megaprojekt, sprechen mit dem DomRömer-Chef Michael Guntersdorf, zeigen die Altstadt im Vorher-/Nachher-Vergleich und berichten über die Programmhighlights des Altstadteröffnungsfests Ende September.
 
27. August 2018, 11.24 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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